Ein Beruf mit viel Taktgefühl
Musikinstrumentenerzeuger ist ein seltener Beruf geworden. Die WOCHE war bei Hans Gosch in St. Martin im Sulmtal zu Besuch.
ST. MARTIN I. S. Die Gitarre vom Diskonter: für viele ein willkommenes Schnäppchen, für Rupert Hofer, seines Zeichens Landesinnungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger, schlechthin ein Albtraum.
Durch Beratung punkten
"Das sind regelrechte Flurschäden, die da angerichtet werden", bringt es der gelernte Geigenbauer auf den Punkt. Für "gute Stimmung" sorgen derartige Beispiele in der Branche jedenfalls nicht. "Wir erleben es gerade, dass sich die Spreu vom Weizen trennt, sprich Billigstanbieter treffen auf ein qualitativ hochwertiges Angebot, das nur wir Fachhändler bieten können", so Hofer. Österreichweit gibt es rund 440 aktive Musikinstrumentenerzeuger, "viele davon nur mehr als Einzelunternehmen", wie Rupert Hofer berichtet. Dennoch will der steirische Landesinnungsmeister nichts vom Sterben seines Berufes hören: "Die Zukunft liegt in der Beratung. Diese muss dem Kunden etwas wert sein."
Taktgefühl gefordert
Tatsächlich steckt hinter dem Beruf des Musikinstrumentenbauers – der übrigens zu den Kunsthandwerken zählt – eine aufwändige Lehre mit anschließenden "Wanderjahren" und schlussendlich der Meisterprüfung. Im Zuge der Lehre spezialisiert man sich auf eine Instrumentengruppe wie Streich-, Zupf- oder Blechblasinstrumente. Einen der wenigen Meisterbetriebe für Akkordeon und Steirische Harmonika führt Hans Gosch, der seit 16 Jahren sein Fachgeschäft für Neu- und Gebrauchtinstrumente sowie Stimmservice in der Gemeinde St. Martin im Sulmtal im Alleingang führt. "Für mich ist damit ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen, da in unserer Familie Musik immer eine große Rolle gespielt hat", berichtet der Experte, der seit seinem 9. Lebensjahr Harmonika spielt und auch mit der Gruppe "Die Weststeirer" als Musikant unterwegs ist. Der Weg zum Traumberuf führte allerdings über einen Umweg: Gosch ist nämlich gelernter Kfz-Mechaniker. "Es hat sich damals nichts in Richtung Instrumentenbau ergeben. Erst später konnte ich bei Harmonikabau Strasser meine Lehre beginnen. Die Meisterprüfung für Harmonikabau habe ich beim Wifi in Graz absolviert, das war 1999."
Die häufigsten Wehwechen bei den Instrumenten? "Es kommt alles vom Stimmen bis zu stecken gebliebenen Knopferln", so Gosch, der Kunden aus ganz Österreich und sogar aus dem deutschen Raum betreut. Außerdem fährt der Fachmann zu Musikhäusern, um die Instrumente zu stimmen oder Reparaturen durchzuführen. "Ich bin auch schon zu Konzerten ausgerückt, wenn Not am Mann war", ergänzt Gosch, der ebenfalls einen Trend zu Billig-Produkten erkennt. "Profi-Instrumente sind sehr teuer, da werden für Schüler oft weniger aufwändig verarbeitete Instrumente angeschafft."
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