Gleisdorfer Samstag in der Nische
Ich komme zurück, überquere den Hof und denk mir: Wohnt da womöglich wer im Abstellraum unter meiner Küche? Fahrräder, ein Scooter, Altpapier, die Postkästen und… ein sportlicher Herr in kurzen Hosen.
Die Erklärung ist einfach. Mein Nachbar hat den Trimmer angeworfen, um seine Frisur auf Stand zu bringen. Er spart sich die Mühe, fliegendes Haar überall in der Wohnung wegzuputzen. Also regelt er das gleich im Freien.
Da ich derzeit schon über Tage das Gleisdorfer "Museum im Rathaus" frequentiere, um dort eine Ausstellung aufzubauen, pendele ich x Mal pro Tag zwischen meinem Hof und dem Platz zwischen Rathaus und Service-Center hin und her. Eine Nische. Ein überschaubares Stück der Welt.
Dort wurde heute eine Hochzeitsgesellschaft aufgestellt, was mir zwei prächtige Hochzeitskutschen vor die Kamera brachte. Einen Chevy Impala und einen Cadillac Sedan deVille. Mächtige Langfuhren, die schließlich über den Florianiplatz hinunterschaukelten.
Das schöne Wetter hat mich völlig überrascht, noch ist meine Laune eher regnerisch angelegt. Im Keller unter Rathaus herrscht ein ganz eigenes Klima. In zehn Tagen eröffnen wir. Dann nähert sich die Plattform „kunst ost“ dem großen Thema „1914-2014“ an.
Wie radikal hat sich Europa ab dem „Großen Krieg“ in mehreren mächtigen Schritten gewandelt? Kaum ein Stein blieb auf dem anderen und innerhalb eines Lebens konnten viele unter uns erfahren, daß alles immer schneller wurde. (Zu viele Ereignisse im einzelnen Tag.)
Wenn in einem Leben, in einem Tag, zu viel geschieht, dann muß alles flacher werden, damit wir halbwegs zurechtkommen. Über den Kulturbereich finden wir aber auf jeden Fall die Vorstellung: Es sollte wieder langsamer und tiefer werden, feiner, differenzierter.
Das verlangen auch andere Lebensbereiche… Bremse. Wo ist die Bremse?
+) Das Gleisdorfer Kunstsymposion: [link]
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