LEADER Kultur: Neue Ansätze
Würde man alle Bereiche des Gemeinwesens dem freien Markt überlassen, kämen nur privilegierte Minderheiten in den Genuß grundlegender Vorzüge. So aber sind Sektoren wie das Gesundheitswesen, Sicherheit, aber auch Bildung und Kultur wesentliche Aufgaben des Staates.
Andrerseits stünde es um vieles davon schlecht bestellt, müßten diese Bereiche ohne privates Engagement und Ehrenamt auskommen. Kunst und Kultur können daher nur gedeihen, wenn „Staat und Privat“ sinnvoll zusammenwirken.
Das gilt in der Provinz noch mehr als im Landeszentrum. Damit also provinziellen Bedingungen nicht die Basis des Geschehens bleiben, sondern interessante Entwicklungen möglich sind, die dann eventuell den Zentren nichts nachstehen, brauchen inspirierte Leute aus Staat, Markt und Zivilgesellschaft Gelegenheiten, die Kooperation zu proben.
Die institutionellen Unterschiede sind zu erheblich, als daß Politik, Verwaltung, Wirtschaft und private Vereine ansatzlos zusammenarbeiten könnten. Es brauchtt praktische Erfahrung mit den unterschiedlichen Codes, Konventionen und Verfahrensweisen.
Es geht auch darum, daß in solchen Kooperationen nicht der stärkste Akteur ständig den längsten Hebel drückt. Nur so kann das Bottom up-Prinzip, eine Bedingung etlicher EU-Budgets, in der Praxis ernst genommen werden.
Das ist eine der Funktionen des Kulturpakt Gleisdorf. In diesem zunehmend bewährten Gefüge wurde die Kulturspange zu einem speziellen Experimentierfeld. Das ist ein Abschnitt, in dem unter anderem das Kulturlabor Kunst Ost den Angelpunkt verschiedener Initiativen bildet.
In diesem gesamten kulturellen Experimentierfeld sammeln Kräfte der Gemeinde, privatwirtschaftliche Akteure und einzelne Kunst- wie Kulturschaffende wichtige Erfahrungen, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren, die aus EU-Mitteln kofinanziert werden.
Kofinanziert, das bedeutet mindestens zweierlei: Man bekommt zur Eigeninitiative zusätzliche Mittel aus Brüssel und bringt so Gelder in die Region, die sonst nicht da wären, die hier nicht erwirtschaftet werden mußten.
Diese Gelder hat die EU mit hohen Zugangsschwellen umstellt. Das heißt, es macht viel Arbeit, wenn man sie nutzen möchte.
Darin liegt einer der Gründe, warum die genannte Kooperationsform klug ist. So können höchst unterschiedliche Talente und Ressourcen gebündelt werden. Es lassen sich in Summe größere Vorhaben anpacken, deren aufwendige Abwicklung im Kollektiv bewältigt wird, wo einzelne Personen überfordert wären.
Das meint aber auch eine kollektive Kulturpraxis, die in Österreich noch nicht all zu populär ist. Viele begabte Leute sind dafür anfällig, sich eher als „einsame Genies“ zu inszenieren. Das muß man sich leisten können. Da gibt es längst innovativere Konzepte.
Außerdem kommen streng hierarchische, zentralistische Arbeitsweisen kaum aus der Mode. Die sind gerade in der Provinz mit vielen Nachteilen behaftet. Gleisdorf, als Stadt gerade in einem enormen Umbruch zwischen Eingemeindungen und draußen gebliebenen Umgebungsgemeinden, leistet sich da auf dem Kulturfeld seit dem Jahr 2006 konsequente Experimentalarbeit.
Derzeit ist City-Manager Gerwald Hierzi mit einigen kniffligen Aufgabe betraut. Er ist Geschäftsführer des TIP Tourismusverband Gleisdorf, leitet die Abteilung für Kultur und Marketing und bemüht sich seit Monaten, der Kommune Richtung EU auf ein neues Kompetenzlevel zu geleiten.
Momentan ist Hierzi mit der Berichtlegung zum letzten Kulturprojekt der vergangenen LEADER-Periode befaßt. Der Endbericht wird nach Abschluß auf der Website des Kulturpakt Gleisdorf publiziert. An den neuen Optionen wird schon intensiv gearbeitet.
+) Siehe zum Thema LEADER Kultur auch: „Gleisdorfer Umbrüche“ [link]
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