Kaiser-Josef-Platz – dort, wo die ganze Stadt zuhause ist
Start der neuen WOCHE-Serie "Mein Graz" – den Auftakt macht Walter Steyer, der uns über "seinen" Kaiser-Josef-Platz führt.
Fast 300.000 Einwohner, fast 300.000 mal das typische Grazer Lebensgefühl – jeder von uns hat wohl sein ganz persönliches Lieblingsplatzl, Lieblingsviertel in der Landeshauptstadt. In unserer neuen Serie „Mein Graz“ wollen wir genau diese großen und kleinen Grätzel und Plätze einmal vor den Vorhang holen.
Herr "Walter" und sein Platz
Der Startschuss fiel am Kaiser-Josef-Platz – also an jenem Platz, wo man so richtig tief in die Seele der Murmetropole blicken kann. Und wer in Graz Kaiser-Josef-Platz sagt, muss auch Walter Steyer sagen. Der „Herr Walter“ („Meinen Nachnamen kennen die meisten gar nicht“) ist einfach eine Institution am größten Markt der Uhrturmstadt. „Seit 1978 steh ich hier am Markt – von 1999 bis letztes Jahr war ich Marktsprecher“, erklärt der Gemüsebauer aus Hausmannstätten und nippt an seinem „Whiskey“ (so nennt er spaßhalber sein Cola), als wir beim „Petzi“ am „Stand 1“ auf eine Erfrischung einkehren. Nachnamen erfährt man am Kaiser-Josef-Platz nur auf Nachfrage (der „Petzi“ heißt übrigens Peter Walpot). „Wir sind hier eine große Familie, jeder kennt jeden – und das war hier einfach schon immer so. Zwischen uns Standlern genauso wie zwischen Standlern und Kunden.“
Einzigartig in Europa
Für den Herrn Walter ist der Markt im Schatten der Oper schlichtweg einzigartig. „In ganz Europa gibt’s nicht so einen Platz, wo drin die Produzenten und außerhalb die Händler sind. Und von den Paradeisern bis zu den Fischen kommt alles aus eigener Produktion – und das aus einem Umkreis von maximal 50 Kilometern.“ Für den äußerst fidelen und junggebliebenen 69-Jährigen endet der Kaiser-Josef-Platz aber nicht an den Marktständen. „Da gehören auch die Geschäfte draußen dazu – vom Optiker über die belgische Chocolaterie bis zum Weingeschäft der Familie Schäffer. Und wir brauchen die alle – sperren die zu, sterben wir.“
Bunter Mix
Den typischen Kaiser-Josef-Platz-Kunden gibt’s für ihn nicht. „Egal, ob Mann oder Frau, ob Jung oder Alt – manche sind schon als Kind mit ihrer Mutter oder Großmutter mitgekommen und sind mittlerweile selbst mit ihren Kindern am Markt. Unser Publikum ist einfach bunt gemischt. Man merkt halt schon, dass das Bewusstsein nach regionalen Produkten etwas mehr wird.“
Ein Schmunzler kommt dem Herrn Walter aus, wenn er davon erzählt, dass selbst Starköche am Kaiser-Josef-Platz Station machen. „Ob der Lafer oder der Schuhbeck – alle waren schon da, aber nur, wenn sie PR brauchen. Der einzige, der immer kommt, ist der Willi Haider. Aber was sollst da machen? Die Politiker sind ja auch nur vor den Wahlen zum Händeschütteln am Platz – zumindest die meisten halt. Der Eustacchio und der Nagl schauen zumindest ab und zu vorbei …“
Den Vornamen – am Kaiser-Josef-Platz muss man sich den offenbar erst verdienen.
* Hier geht's zu weiteren Grätzl-Porträts unserer Serie "Mein Graz".
Alle Bilder der Slideshow von geopho.com.
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