Zuerst der Mensch, dann die Marke
Sie zögert nicht lange, schrieb gerade zwei Bücher in einem Jahr und findet, dass jeder seine „Ich“-Marke promoten sollte. Die Grazer Autorin Doria Pfob über ihr neues Projekt und Glücksmomente.
Im Juni ist gerade Ihr aktuelles Buch „Herzensmarken“ erschienen. Welche Idee steckt dahinter?
Doria Pfob: Ich wollte österreichische Querdenker und Pioniere interviewen, die es aus eigener Kraft geschafft haben, die nachhaltig denken und denen ihre Marken am Herzen liegen. Daher auch der Name. 27 solcher Personen habe ich für mein Projekt gewinnen können.
Was konnten Sie durch die Interviews für sich mitnehmen?
Dass diese Menschen alle unkonventionelle Wege gegangen sind, von denen viele Start-ups lernen können. Egal, ob ein Joef Zotter oder Leo Hillinger, diese Unternehmer sind alle authentisch und mit Begeisterung und Durchhaltevermögen bei der Sache.
Gab es eine unkonventionelle Geschichte, die Ihnen bei der Buchrecherche besonders in Erinnerung geblieben ist?
Viele, etwa die von Josef Zotter. Nachdem er „gescheitert“ ist, bekam er den Auftrag einer Dame, Schokolade für 500 Leute zu machen. Am Freitag hat er festgestellt, dass er am Samstag liefern muss und nicht genug Formen hat. Dann ist er auf die geniale Idee gekommen, auf der die heutige Schokoladenproduktion basiert. Er hat bei einem Baumarkt Gardinenstangen gekauft und diese als Formen verwendet. Alle auf der Veranstaltung waren begeistert von der Schokolade.
Wie kann man das Erfolgsrezept hinter all diesen „Herzensmarken“ zusammenfassen?
Erstens brauchst du eine Idee, die du zu 100 Prozent verfolgst. Dann musst du damit irgendein Problem lösen wollen. Und drittens musst du den Menschen im Kunden erreichen, nicht den Kunden, weil wir entscheiden nur 15% rational, den Rest unbewusst. Hinter all diesen Pionieren stand zuerst einmal eine einzigartige Person, dann eine Marke. Und natürlich braucht es Glücksmomente.
Haben Sie selbst solche Glücksmomente erlebt?
Mein Vater war Künstler und hat mich immer und immer wieder gefragt: „Bist du glücklich?“. Daher konnte ich nie anders als zu versuchen, glücklich zu sein, damit er mich in Ruhe lässt (lacht).
In Ihrem Buch kommen zwei weibliche Pioniere vor. Woran liegt diese geringe Zahl?
Ich glaube, dass Frauen genauso ein Durchhaltevermögen haben wie Männer, nur dass sie sich weniger in den Vordergrund stellen oder in Szene setzen. Aber dieses positive Prahlen gehört halt dazu, wenn man seine Marke anbringen möchte.
Sie selbst sind erfolgreiche Unternehmerin und Mutter eines 15-jährigen Sohnes. Wie haben Sie die beiden Rollen vereint?
Dass ein Kind einschränkt, ist Fakt. Trotzdem habe ich weiterhin Karriere gemacht und dabei gewusst, dass mir mein Kind wichtiger ist.
Ihre Karriere zieht sich bis zur Beratung von Start-ups und dem Lehren an Universitäten.
Genau. Es ist sehr spannend, denn ich versuche, den Studenten die „Ich“-Marke näherzubringen. Letztes Mal habe ich gefragt, ob sie wissen, was sie die ganze Zeit arbeiten wollen würden. Nur vier von 26 haben aufgezeigt. Dann habe ich gemeint, sie hätten eine Million Euro für die Verwirklichung einer Idee zur Verfügung – fast das gleiche Ergebnis. Das geht in die falsche Richtung, wenn einfach gar keine Leidenschaft da ist.
Wussten Sie immer, was Sie machen wollen?
Ich habe immer aus dem Bauch heraus entschieden und hatte zu jedem Zeitpunkt meines Lebens eine Idee im Kopf.
WOCHE-WORDRAP
Glück ist für mich ... das tun zu können, was mir am Herzen liegt.
Das Beste daran, eine Frau zu sein ist, ... dass ich nur so meinen Sohn bekommen habe können.
Als Romanheldin wäre ich gerne ... das, was ich auch im echten Leben bin: Beraterin und Mutter.
Steckbrief:
Geboren am 23. Februar
Ist Autorin, Unternehmerin, Karriere- und Businesscoach, Ideen-Angel für Start-ups und Universitätslektorin
Bücher: „Herzensmarken – im Überfluss gefragt sein“ (2016), „Der KarriereBestseller – Dein Traumjob ist kein Zufall“ (2015), zu bestellen unter www.doria.at
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