"Das Schönste ist die Dankbarkeit" – Ein Einblick in die Winternotschlaftstelle und den Vinzi-Bus

364 Tage im Jahr ist er seit 25 Jahren im Einsatz – der Vinzi-Bus Graz. "Nur am 24.12. nicht, denn da teilen so viele Pfarren und karitative Einrichtungen Essen aus, dass bereits ein Überangebot besteht", sagt Franz Krainer.

Sozialer Treffpunkt

Der Anwalt fährt seit zehn Jahren zwei Mal im Monat ehrenamtlich mit dem Vinzi-Bus.
"Um halb acht Uhr abends holen wir den Bus von der St. Vinzenz-Pfarre, fahren zu den Kreuzschwestern, beladen ihn mit zwei Containern Tee und einer großen Brotkiste, dann starten wir unsere Tour", so Krainer. Vom Augartenpark führt die Route über den Jakominiplatz und endet gegen 21 Uhr am Hauptbahnhof. "An hoch frequentierten Tagen kommen hundert Leute vorbei. Wir fragen nicht, woher sie kommen. Unser Credo ist, dass jeder etwas kriegt." So kommen Obdachlose, Menschen mit Suchtproblemen bis hin zu Eltern, die sich keine Schuljause für ihre Kinder leisten können. Manche der Betroffenen kennt Krainer seit Jahren. "Wir sind auch eine Art sozialer Treffpunkt für viele. Das Schönste für mich ist die Dankbarkeit, die einem entgegengebracht wird."

Im Einsatz: Franz Krainer (re.) und Kollege Ferdinand Gaugeler sind zwei von insgesamt 40 ehrenamtlichen Helfern beim Vinzi-Bus.

Platz in der Not

Wenn Essen überbleibt, bringen Krainer und seine Kollegen es oft zu einer der Grazer Notschlafstellen. Der Student Heimo Neumaier arbeitet in einer solchen. "Ich bin jetzt in der dritten Saison bei der Winternotschlafstelle in der Keplerstraße aktiv", sagt der gebürtige Ennstaler. "Als ich für meinen Zivildienst bei der Arche 38 (Anm. Notschlafstelle) nach Graz gekommen bin, war ich geschockt. Das Thema Obdachlosigkeit war für mich zuvor verdeckt."
Etwa 55 Plätze bietet die Caritas-Winternotschlafstelle, die jeden Tag ab 15 Uhr geöffnet ist. Neumaier führt durch die Räumlichkeiten: ein Männer- und ein Frauenschlafsaal, ein Aufenthaltssaal und Sanitäranlagen.

Dienst an Heiligabend

Neben seinem Studium für Soziale Arbeit betreut der 22-Jährige 15 Stunden pro Woche die Einrichtung, so auch an Weihnachten. Wie er den Heiligen Abend verbringt, erzählte er uns ein paar Tage vor dem 24. Dezember, an dem er Dienst hatte:
"Wir werden den Christbaum schmücken, haben gute belegte Brötchen und mit ein paar Packerln wollen wir den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern." Neumaier erwartet sich einen ruhigen Dienst und will für eine besinnliche Weihnachtsstimmung sorgen, trotz der prekären Situation vieler Schutzsuchender.
Humanitäre Werte nennt der Student als Anlass für seine Arbeit. Krainer sieht dies ähnlich: "Die Realität, die wir wahrnehmen, ist anders als die Wirklichkeit draußen. Es ist unsere Aufgabe, Menschen zu helfen, die nicht so begünstigt sind wie wir."

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