Papier erhält jetzt eine zweite Chance: Business-Frühstück mit ReBlock

Wirtschafts-Talk zum Frühstück: Alexander Hojas (Mitte) und Tali Tormoche von ReBlock mit WOCHE-Redakteur Christoph Hofer | Foto: geopho.com
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Genau da setzt das Grazer Start-up ReBlock an: Tali Tormoche, Alexander Hojas und ihr Team geben einseitig bedrucktem Papier eine zweite Chance und machen daraus kunstvoll gestaltete Notizblöcke.

WOCHE: Wie kam es zu dieser umweltfreundlichen Idee?
Tali Tormoche: Ich war viele Jahre lang bei einer Zeitung in der PR-Redaktion beschäftigt. Damals wurde noch jede Seite an einer Wand aufgehängt, danach korrigiert und wieder ausgedruckt. Ich habe dann bereits begonnen, die Zettel nicht wegzuwerfen und auf den Rückseiten Notizen zu machen. So ist dann irgendwann die Idee entstanden, aus diesen losen Zetteln Blöcke zu entwerfen.
Alexander Hojas: Eigentlich ist das Prinzip ja wirklich simpel. Überall türmt sich das Papier in Mistkübeln. Der ReBlock ermöglicht es nun, sorgsamer mit dieser Ressource umzugehen.

Diese Form der Wiederverwendung wird vermehrt als Upcycling bezeichnet. Ein Trend, der langfristig anhalten wird?
Tormoche: Upcycling muss im Bewusstsein der Leute ankommen. Heute wird der Begriff oft schon inflationär verwendet. Wichtig dabei ist, dass man für neu verwendete Produkte dann nicht zu viel verlangt und sie überteuert absetzt. Die Preise müssen eine Relation behalten.

Wie kommen Sie an die bedruckten Zettel?
Hojas: Vereinzelt gibt es schon Schulen, die uns mit nicht mehr genutzten Blättern versorgen. Noch funktioniert das aber nicht systematisch. Einige Gastro-Betriebe beliefern uns auch mit nicht mehr aktuellen Speisekarten.
Tormoche: Papier fällt jedenfalls in einigen Branchen genug an. Gerade da wollen wir ansetzen. Ein Traum wäre es natürlich, wenn bei jedem Kopierer eine Sammelbox stehen würde, die wir beispielsweise monatlich abholen.

Welche Arbeitsschritte sind vom einzelnen Zettel bis zum fertigen Block durchzuführen?
Tormoche: Zunächst müssen wir jedes Papier hinsichtlich Datenschutz checken. Deshalb sind persönliche Informationen, wie etwa aus dem Banken- und Versicherungssektor, ausgeschlossen.
Hojas: In weiterer Folge sortieren wir die Zettel zu gewissen Themen. Dann erfolgt das Legen der Blätter. Diese Arbeitsschritte erfolgen alle händisch, das beansprucht aktuell noch sehr viel Zeit.
Tormoche: Wir arbeiten mit der Custom Made Letterpress, die gleich neben unserer Werkstätte in der Schiffgasse beheimatet ist, zusammen. Christian Ursnik und sein Team gestalten zu guter Letzt die Covers und binden die fertigen Blöcke zusammen.

Ihr Start-up ist noch sehr jung. Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?
Hojas: Wichtig ist jetzt, den Online-Vertrieb auszubauen. Außerdem wollen wir versuchen, die Produktionskosten zu senken. Dazu bräuchten wir eine Sortiermaschine. Daran wird geforscht.
Tormoche: Wir arbeiten ständig mit neuen Prototypen. Wir lösen beispielsweise bei alten Büchern das Innenleben heraus und fügen ein neues ein.

Abschließend ein Blick in die Glaskugel: Kommen wir in ferner Zukunft ohne Papier aus?
Tormoche: Unser Geschäftszweck wäre dann obsolet, die Mission hätten wir aber erfüllt. Noch sind wir meilenweit davon entfernt.

Steckbrief Tali Tormoche

Geboren am 6. September 1976 in Niederösterreich.
Hat bereits seit der Schulzeit in PR-Agenturen mitgearbeitet.
Auf der Uni hat er unter anderem Politikwissenschaften und Arabisch studiert.
Seine Freizeit verbringt er mit Klettern und Laufen.
Aktuell widmet er sich voll und ganz seinen Kindern (zwei und 16 Monate alt).

Steckbrief Alexander Hojas

Geboren am 1. Februar 1990.
Der gebürtige Murauer hat International Marketing am Campus 02 in Graz studiert.
Hat eine Event-Agentur aufgebaut und diese vor rund einem Jahr verkauft.
War als Freelancer im Social-Media-Bereich tätig.
An Graz schätzt er die Überschaubarkeit und die gut entwickelte Start-up-Szene.

Infos über das Start-up ReBlock

Offiziell gibt es das Unternehmen seit November 2016.
Als Rechtsform wurde eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gewählt.
Bereits im Juni 2016 wurde die Produktionsstätte in der Schiffgasse 2 bezogen. Dort kann auch Papier abgegeben werden.
Die Idee zu ReBlock ist über die Jahre gereift. Bereits seit 2006 sammelt Tali Tormoche einseitig bedrucktes Papier.
ReBlock ist ein Projekt von Tali Tormoche, Alexander Hojas (die beiden fungieren als Geschäftsführer) sowie von Unternehmensberater Johannes Frühmann.
Dazu gibt es zahlreiche Unterstützer und Helfer, vor allem aus dem Familienverband.
Der klassische ReBlock hat 50 Blätter und kann über den Onlineshop oder via Direktabholung in der Werkstätte bezogen werden.
Kontakt und Webshop: https://reblock.at/

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