Gemeinsam lebt sich's vielfältig besser

6Bilder

TROFAIACH. Trofaiach in der Obersteiermark. Rund 11.000 Einwohner. Alte, junge, steirische, tschetschenische, sommersprossige oder bärtige (manche beides zusammen), männliche, weibliche, Menschen mit und ohne Behinderung, bilden jenes bunte Mosaik an Bevölkerung, das aus den Gebäuden der Stadt einen Ort macht, an dem man leben kann und will. Doch so vielfältig die Bevölkerung, so vielfältig auch die Probleme und kleineren Reibereien, mit denen man im Alltag konfrontiert wird, wenn es um das Zusammenleben geht.

Köpfe zusammenstecken, nachdenken

Eintritt in den Sepp Luschnik Saal. 40, vielleicht 50, Menschen tuscheln angeregt. Die meisten Besucher sind weiblich. Im Laufe des Abends wird eine Enddreißigerin mit silbrig gefärbten Haaren laut darüber nachdenken, dass Männer sich vielleicht mehr durch Konkurrenzdenken als durch eine soziale Ader auszeichnen. Aber das kommt später. Versammelt hat man sich hier heute, weil der zweite Abend der Veranstaltung "Zusammenleben in Vielfalt" am Programm steht. Diese Initiative die zum Nachdenken anregen soll, wie das soziale Gefüge einer Stadt trotz der Unterschiede ihrer Bewohner besser funktionieren kann wird vom Land Steiermark gefördert.
Auftritt: Bürgermeister Mario Abl. Ihm zur Seite: Integrationslandesrätin Bettina Vollath. Grußworte. "Danke, dass so viele erschienen sind und danke, dass sich so viele für dieses Thema interessieren." Einige Worte über das Projekt. Beispiele, was wie und wo funktioniert und was nicht. Es folgen kurze Diskussionsrunden zum Thema Mann/Frau - es scheint, die Geschlechter unterstreichen gerne ihre eigene Großartigkeit, kritisieren gerne die Fehler der Gegenseite. Liegt wohl auch in der Natur der Sache. Ende Diskussionsrunde. Abgang: Landesrätin Vollath. Vorher wird noch ein Blumenstrauß überreicht. Fototermin. Bürgermeister und Landesrätin verlassen die Runde.

"Die Alten geben's an die Jungen weiter"

Es folgen Diskussionsrunden moderiert von den Mitgliedern von InterAct - einer Grazer "Werkstatt für Theater und Soziokultur". Je zehn oder zwölf Menschen um Tische gruppiert finden sich zum Brainstorming zusammen. Am Tisch "Zusammenleben von Jung und Alt" spricht eine sommersprossige ältere Dame die Sorgen manches Bürgers aus ihrer Generation an. "Viele in meinem Alter haben Angst in den Stadtpark zu gehen, wenn sich dort zu viele Jugendliche aufhalten", sagt sie. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Sorgen unbegründet sind." Andere machen sich Sorgen um Parties, die Jugendliche auf den Parkplätzen der örtlichen Geschäfte feiern. Nach Lösungen wird gesucht.
"Vorurteile werden von den älteren Generationen an die jüngeren weitergegeben", gibt am nächsten Tisch eine Frau mittleren Alters zu bedenken. "Wenn man Zuhause nur Schlechtes über Ausländer hört, dann setzt sich dieses Denken in den Köpfen der Jugend fest." Rassismus und Ausgrenzung sind hausgemacht - irgendwo fängt es eben an. "Die, die nicht damit konfrontiert sind, schimpfen am meisten", stellt man fest.
Barrierefreiheit für beeinträchtigte Personen, das Problem mit dem Hundekot und undisziplinierten Hundebesitzern werden an anderen Tischen thematisiert. Die Uhrzeit schreitet voran, der Gesprächsintensität tut dies keinen Abbruch.
Kurze Pause. Zigarette. Ein Flugzeug zieht über den Himmel. Witze über den Flughafen Eisenerz. Pause Ende.

Viele Köpfe, viele Ideen

Zurück im Saal werden die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen präsentiert. Der Polytechnische Lehrgang könnte Katzenhäuschen für den Tierschutzverein bauen. Ein Generationencafe wäre eine geeignete Maßnahme um die Kommunikation zwischen Jung und Alt zu fördern (für die Sache mit den Parkplatzfeten wird keine Lösung gefunden). Rollstuhlworkshops wären ein geeignetes Mittel, um das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen, was ein Leben im Rolli bedeutet. Es sind viele Vorschläge und Ideen eingebracht worden. Viele werden vielleicht eine Umsetzung erfahren, andere werden vielleicht niemals in ihre Kinderschuhe hineinwachsen. Was bleibt sind die Versprechen der Vertreter der Stadt, sich der einen oder anderen Sache auch im Gemeinderat anzunehmen. Noch näher am Menschen kann Politik eigentlich nicht gemacht werden. Ebenso bleibt das Wissen, dass jene 40 oder 50 Menschen, die sich hier versammelt haben, miteinander leben wollen und können, aber auch, dass "Zusammenleben in Vielfalt" oft gar nicht so einfach ist und gute Lösungen sowie Menschen braucht, die das Miteinander zelebrieren wollen - ob in in Trofaiach oder sonst wo.
Simon Pirouc

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Ein Bild vom Zeltfest Mürzhofen im Jahr 2023. "K's Live The Band" mit Veranstalter Gerald Piller und Kindbergs Bürgermeister Christian Sander. | Foto: Himsl
4

Programm und Neuheiten
Das 50. Zeltfest Mürzhofen in Kindberg

Von 17. bis 19. Mai 2024 findet auf der Grabner-Wiese zum 50. Mal das Zeltfest Mürzhofen statt. Für jeden musikalischen Geschmack sind Interpretinnen und Interpreten dabei. Neu sind ein Holzboden im gesamten Zelt, ein eigener VIP-Bereich und eine Cocktail-Bar. KINDBERG. Genau genommen wird das Zeltfest Mürzhofen heuer das 50. Mal über die Bühne gehen – 2022 wurde schon 50 Jahre Zeltfest gefeiert, heuer aber die tatsächlich 50. Auflage des Festes – denn zwei Mal konnte es coronabedingt nicht...

  • Stmk
  • Mürztal
  • Angelina Koidl

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.