Puch und wie es dazu kam
Österreichs Wirtschaftsgeschichte ist quer durch das 20. Jahrhundert von einem Mischkonzern geprägt worden, dessen Fahrzeuge bis in die Gegenwart präsent sind, obwohl sie (mit einer Ausnahme) längst nicht mehr produziert werden. Es geht um die historische Steyr-Daimler-Puch AG.
In der Steiermark wurde diese Geschichte quasi im Begriff „Puchwerk“ zusammengefaßt, den Sie hier immer noch auf offiziellen Wegweisern finden können. Diese Schilder geleiten Sie heute zum Nachfolgekonzern Magna Steyr in Graz-Thondorf. Das gesamte Ding war natürlich größer und komplexer.
Diesem Gesamtzusammenhang widmet sich nun das „Siegfried Marcus Automobilmuseum Stockerau“ mit einer Sonderausstellung, die ab Ende November 2014 geöffnet sein wird. Der Museumsname leitet sich von einem Pionier der Automobilgeschichte her. Siegfried Marcus baute Ende des 19. Jahrhunderts eines der ersten brauchbaren Autos mit Benzinmotor, das überdies noch erhalten und fahrtauglich ist.
Für die aktuelle Ausstellung über die 1934er Fusion, welche zur Steyr-Daimler-Puch AG führte, kamen wesentliche Impulse von der „Österreichischen Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen“. Die Konzerngeschichte ist übrigens im Allrad-Meilenstein „Puch G“, der nach wie vor in Graz gebaut wird, immer noch vor präsent, ist wirtschaftliche Gegenwart.
Die ältesten Konzernwurzeln reichen in das 19. Jahrhundert zurück. Josef Werndls Österreichische Waffenfabriksgesellschaft wurde unter seinen Söhnen zur größten Waffenschmiede Europas. Einer der Bereiche aus denen über zahlreiche Fusionen die Steyr-Daimler-Puch AG erwuchs. Austro-Daimler und Puch waren die anderen Namensquellen.
Nutzfahrzeuge, Waffen, auch Bootsmotoren unter der Marke Steyr künden gegenwärtig von dieser ganzen Entwicklung. Das zeigt sich aber auch auf sehr zivile Art. Sie können etwa alle Tage Mofas auf unseren Straßen sehen; die Puch Maxi scheinen ewig zu laufen. Auch das klassische Waffenrad ist keinesfalls aus dem Alltag verschwunden, gilt immer noch als Referenzpunkt gediegenen Fahrradbaus.
In ländlichen Gebieten werden Ihnen häufig ältere Steyr-Traktoren begegnen. Die kantige Plus-Serie sowieso, die rundliche Jubiläumsserie ab und zu; nicht als Sammelstücke, sondern im normalen Einsatz.
Puch-Autos und vor allem Mopeds des Konzerns tauchen als Exponate einer regen Youngtimer-Szene wieder verstärkt auf. Roller und Motorräder von Puch ebenso. Haflinger, Pinzgauer und G-Wagen haben fixe Plätze in der Offroad-Szene. Vorkriegsfahrzeuge von Steyr, Austro-Daimler oder Puch sind dagegen sehr rar.
Autos aus Steyr bekommt man bei Veranstaltungen manchmal zu sehen. Für die Begegnung mit Austro-Daimler, mehr noch mit Puch, muß man meist ein Museum besuchen. Der Grund dafür ist simpel. Kommunal- und Nutzfahrzeuge wurden praktisch niedergeritten, so auch die erfolgreichen Rennwagen. Sie galten gewissermaßen als Verschleißgüter.
Private PKW waren hauptsächlich der Luxusklasse zuzurechnen, sind daher auch entsprechend exklusive Sammelstücke. Einen Austro-Daimler „Bergmeister“ oder „Sascha“ darf der Fan mit der Lupe suchen. Vor allem frühe Puch-Wagen gibt es kaum noch öffentlich zu sehen.
Es wird sich also eine Reise nach Stockerau lohnen, wenn man die Geschichte der Steyr-Daimler-Puch AG auf überschaubare Art dargstellt sehen möchte und dazu auch historische Fahrzeuge in Augenschein nehmen kann, die bei gängigen Rallyes und Oldtimer-Veranstaltungen eher nicht auftauchen.
+) Siegfried Marcus Automobilmuseum [link]
+) Österreichischen Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen [link]
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