Als in Amstetten noch Autos an Häusern zerschellten
Der Krautberg war einst eine große Gefahr für den Verkehr. Er forderte Tote und sorgte für einen Bach aus Eiern.
STADT AMSTETTEN. "Die Steigung über die heutige Linzer Straße in westlicher Richtung war immer eine besondere Gefahrenstelle", berichtet der ehemalige Amstettner Stadtarchivar Josef Plaimer. In früherer Zeit waren es Fuhrwerke und Postkutschen, die diesen Abschnitt der "Reichsstraße" mit großer Mühe benützten, in späteren Jahren Autos und Lastwagen.
Die Fernstraße war lange Zeit eigentlich nur ein besserer Fahrweg – oft in einem elenden Zustand, erzählt Plaimer von einer kaiserlichen Rüge aus dem Jahr 1708. In dieser hieß es, „dass der Weg von Amstetten bis Strengberg aus vernachlässigter Reparation sich in einem üblen, grundlosen Zustand befinde …“
Mit 12 PS auf den Krautberg
Im Laufe der einsetzenden Motorisierung entwickelte sich der Krautberg schließlich zu einer enormen Gefahrenquelle für die Fahrzeuglenker selbst und die anderen Verkehrsteilnehmer. Der Grund dafür lag vor allem auch in der Steigung.
So berichtet etwa das Amstettner Wochenblatt im Jahr 1904: „Ein Militärautomobil mit zwei ,angehängten Lastwagen‘ fuhr langsam und mit furchtbarem Getöse auf der Reichsstraße durch den Ort ... Es besaß 12 Pferdestärken. Die Steigung des Krautberges schuf es dennoch nicht aus eigener Kraft. Man befestigte beim ,Wirt am Berg‘ an einem elektrischen Mast ein Drahtseil und zog unter reger Anteilnahme der Bevölkerung das Gefährt hinauf.“
Als „besonders gefürchtet“ galt der Krautberg wegen seines starken Gefälles direkt ins Stadtgebiet hinein.
Autos zerschellen an Häusern
Schon 1901 ersuchte die Gemeinde Amstetten die damalige k.k. Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, den Krautberg abzugraben, denn „dringende Hilfe sei erforderlich!“. Es sollten noch über drei Jahrzehnte vergehen, ehe dieses Vorhaben in Angriff genommen werden konnte. Selbst nach seiner Entschärfung im Jahr 1936 gab es immer wieder aufgrund von Bremsversagen schwerste Unfälle mit tödlichen Ausgängen, bei denen die Fahrzeuge meist an den Hausmauern des Gasthofes Brandstötter, des Schuhhauses Schlesinger am Hauptplatz oder an der schmalen Einfahrt in die Alte Zeile zerschellten.
"Der Krautberg hat in den vergangenen Jahrzehnten sicher seinen Schrecken verloren, was nicht zuletzt auf die immer besser gewordenen Bremssysteme der Fahrzeuge zurückgeführt werden kann", so Plaimer. Dennoch, bei manchen sind die Erinnerungen an früher sicherlich noch wach.
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