Erdställe
Das hat es mit den mysteriösen Gängen im Mostviertler Boden auf sich (+Video)
X-Akten im Bezirk: Die Gründe, warum vor Jahrhunderten bizarre Gangsysteme in den Boden getrieben wurden, bleiben im Dunkeln.
BEZIRK AMSTETTEN. Mysteriöse Gangsysteme durchziehen den Mostviertler Boden. Erdställe werden sie genannt. "Ein Erdstall ist kein Stall, sondern heißt Stelle, Platz unter der Erde – es hat nichts mit den Tieren zu tun", erklärt Erdstallforscher Hans Freudenberger aus Neustadtl.
Die Fundorte
Diese künstlichen Höhlen lassen sich in der Region vor allem im Neustadtler und Kollmitzberger Raum finden, aber auch in Biberbach stieß man bereits auf die geheimnisvollen Orte unter der Erde. "Erdställe findet man heute noch unter den ganz alten Bauernhäusern", sagt Freudenberger, "meistens kommen sie zum Vorschein, wenn etwas gebaut oder abgerissen wird."
Nischen, Gänge, Kammern
Wer in einen Erdstall eintritt bzw. eher einkriecht, findet sich in einem gewundenen Gangsystem wieder mit Nischen und Kammern, die sich auf unterschiedlichen Ebenen ausbreiten. "Die Kammern sind oft nur zwei Meter lang und neunzig Zentimeter hoch", so Freudenberger. "Die Gänge selber sind oft nur 50 Zentimeter hoch und 50 Zentimeter breit", erklärt der Erdstallforscher.
Der Grund für den Bau
Erbaut wurden sie wahrscheinlich um 1000 bis 1200. Der Zweck für die Errichtung bleibt bis heute im Unklaren. "Ich glaube, zum Verstecken sind sie nicht gebaut worden. Man wird sich über die Jahrhunderte sicherlich auch darin versteckt haben, aber der ursprüngliche Grund für die Errichtung war es nicht", meint Freudenberger. Dass sie als Lagerräume oder Verbindungsgänge unter den Häusern errichtet wurden, schließt der Neustadtler ebenfalls aus.
Leergräber und Rituale
"Wahrscheinlich waren es Leergräber", glaubt er, die man in jahrelanger Arbeit gebaut hat. Der Boden besteht aus Granit bzw. Flins, ein sehr hartes Gestein, das "sicherlich sehr viel Mühe gekostet hat". Kreisrunde Durchschlupfe in den Gangsystemen könnten zudem einem Reinigungsritual gedient haben, so Freudenberger. Die X-Akte bleibt nach wie vor ungelöst.
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