Ein Schlag gegen die häusliche Gewalt in Amstetten
Anti-Gewalt-Programm soll Amstettner Männern helfen, die ihre Frauen schlagen und bedrohen.
BEZIRK AMSTETTEN. Eine Frau ruft morgens im Frauenhaus in Amstetten an. Sie weint und ist schwer zu verstehen. Ihr Mann hat sie misshandelt, erzählt sie. Er habe sie über Nacht eingesperrt.
Ihr Mann habe ihr gedroht, dass sie die Scheidung nicht erleben werde, sorgt sich eine weitere Frau auch um ihre 17-jährige Tochter. Am Wochenende hat sie ihr Mann angegriffen und verletzt, berichtet eine dritte Frau aus Amstetten.
Das Ende der Gewalt
Diese Gewalt zu beenden, versucht die Männerberatung der Caritas St. Pölten im Beratungszentrum "Rat & Hilfe" in Amstetten. Häusliche Gewalt sei ein großes Thema, berichtet Dieter Tober von der Familienberatungsstelle.
"Familien stehen oftmalig unter enormem Druck und Menschen sind in ihren Beziehungen überfordert", erklärt er. Dadurch gelinge es Männern, manchmal nicht eine "verantwortungsvolle, gleichberechtigte Partnerschaft zu leben".
Das „Anti-Gewalt-Programm“
Mit dem „Anti-Gewalt-Programm“ bietet die Männerberatung einen eigenen Schwerpunkt. In Kooperation mit dem NÖ Gewaltschutzzentrum, mit den Frauenhäusern und der Exekutive werden Männer nach Wegweisungen und bei Gewalt in der Familie durch das Anti-Gewalt-Programm unterstützt, ihr gewalttätiges Verhalten zu beenden.
Die Taten bewusst machen
In diesem Programm werden grundlegende Inhalte angesprochen, die für die Entstehung, Bewältigung und Beendigung von Gewalttätigkeit von Bedeutung sind, sagt Dieter Tober. Die Männer setzen sich dabei mit ihrem eigenen Handeln auseinander – mit der eigenen Gewalttat, der Selbstwahrnehmung in Hinblick auf Gewalt und der eigenen Gefährlichkeit – und erhalten Rückmeldung dazu.
Brenzliche Situationen
Die Betroffenen sollen sich der eigenen Verantwortung bewusst werden und Strategien entwickeln, um "brenzliche" Situationen nicht eskalieren zu lassen. Damit Anrufe wie diese nicht mehr geführt werden müssen: Eine Amstettnerin sucht um Rat im Frauenhaus Amstetten, sie macht sich Sorgen um ihre Ex-Schwägerin. Sie hat ihr erzählt, dass sie nicht weg darf, von ihrem Mann bei den Haaren gerissen wurde und ständig beschimpft wird.
Sechs Berater – vier Familienberater und zwei Männerberater – konnten im Jahr 2015 für 1.227 Klienten 2.061 "Beratungskontakte" abdecken, davon im Bereich häuslicher Gewalt 234 Beratungen. Kontakt: Dieter Tober, Caritas Rat & Hilfe, Hauptplatz 39, 3300 Amstetten, 0676 83 844 7375.
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