Neun Flüchtlinge in Kofferraum gepfercht
Qualvolle Fahrt: Zwei Schlepper die im Bezirk aufgegriffen wurden, wurde nun der Prozess gemacht.
BEZIRK AMSTETTEN. In einem Mercedes Vito versuchte ein 40-jähriger Rumäne Mitte Juli 19 Personen von Ungarn über Österreich nach Deutschland zu schleppen. Bei einer Reifenpanne bei Zeillern machte sich der Fahrer aus dem Staub und überließ die Flüchtlinge sich selbst.
"Klopause" für die Flüchtlinge
„Es sollen neun Personen im Kofferraum auf 1,5 mal 1,5 Meter gewesen sein, die anderen waren vorne reingestopft?!, so Richterin Doris Wais-Pfeffer. „Ich habe nicht gewusst, dass es so viele sind“, meinte der Schlepper. Als er das Fahrzeug in Budapest übernommen habe, seien die Personen schon im Fahrzeug gewesen.
„Diese Personen haben zu essen und zu trinken gehabt. Ich bin sogar einmal stehen geblieben, damit sie aufs Klo können“, beschönigte der Rumäne. Dem widersprach ein Teil der Flüchtlinge. Die Innenverkleidung im Kofferraum war abmontiert, der Laderaum selbst nur von außen zu öffnen.
„Ich bekam starke Rückenschmerzen, da ich gegen ein Metallstück gedrückt war“, berichtete einer der Betroffenen, während ein anderer erzählte, dass der Fahrer nirgends gehalten habe.
Nur "ein kleines Rad"
Verteidiger Andreas Gartner betonte: „Er ist ein kleines Rad in dem Getriebe.“ Sein Mandant sei bei einem Monatseinkommen von 200 Euro der Armut ausgesetzt. Das umfassende Geständnis des Rumänen sei entsprechend strafmildernd zu werten. „Es muss eine abschreckende Wirkung erzielt werden“, begründete Wais-Pfeffer die unbedingte Freiheitsstrafe von 16 Monaten (nicht rechtskräftig) und wies dabei auf die qualvolle Situation der Flüchtlinge hin, die in einem weiteren Schlepperprozess ähnlich arg war.
24 Menschen im Auto
Dabei lenkte ein 32-jähriger Ungar, der zuhause keinerlei Einkommen hat, einen Kastenwagen, in dem sich 24 Menschen, darunter auch Kinder, befanden von Ungarn Richtung Deutschland. Ebenfalls durch eine Panne des für neun Sitze konzipierten Fahrzeuges war in der Nähe von Haag Endstation.
„Es war sehr eng und ich konnte mich gar nicht bewegen. Ich musste stundenlang in der selben Position liegen“, so einer der geschleppten Männer. Es habe nur eine kurze Pause in Ungarn gegeben, aber man habe das Fahrzeug beinahe acht Stunden nicht verlassen dürfen.
Er habe gewusst, dass die Leute sehr viel Geld für ihren Transport bezahlt hätten. Er selbst hätte nach erfolgreicher Tour 400 Euro bekommen sollen, gestand der Ungar. Mit einem Jahr Freiheitsstrafe (nicht rechtskräftig) quittierte Wais-Pfeffer auch diese qualvolle Situation von Flüchtlingen.
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