Schlepper nach Horrorfahrt verurteilt
„Der wirtschaftliche Druck war ausschlaggebend, dass er sich darauf eingelassen hat“, so Thomas Kaumberger.
BEZIRK AMSTETTEN. Mit 36 Flüchtlingen aus Irak, Iran und Pakistan fuhr ein 40-jähriger Pakistani in der Nacht zum 21. August 2015 von Ungarn Richtung Deutschland. Aufgrund der Überladung des Ford Transit, dessen technisch desolaten Zustands sowie der überhöhten Geschwindigkeit verunglückte der Klein-Lkw auf der Westautobahn nahe Amstetten.
Tod in Kauf genommen
„Es grenzt an ein Wunder, dass dabei keiner gestorben ist“, leitete der St. Pöltner Staatsanwalt Michael Lindenbauer den Prozess gegen den Schlepper ein. Für den Angeklagten forderte er eine strenge Bestrafung dafür, dass die Flüchtlinge als Ware betrachtet wurden und der 40-Jährige aus reiner Profitgier die Lebensbedrohung der Geschleppten in Kauf genommen habe.
Schließlich wurde er zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Darüber möchte der Pakistani jedoch noch nachdenken. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.
Kleinlaster völlig überladen
300 Euro erhielt er als Vorauszahlung für die Fahrt von Budapest nach Deutschland. 20 Illegale waren für den Transport vorgesehen, doch als der Pakistani sich an das Lenkrad setzte, bemerkte er sofort, dass es doch wesentlich mehr sein mussten.
Der Kleinlaster war außer Kontrolle und nahezu unlenkbar.
Dennoch fuhr der Schlepper mit bis zu 140 km/h über die Autobahn, wobei sich der Zustand des Fahrzeuges kontinuierlich verschlechterte, sodass er wegen des überhitzten Motors auch einen kurzen Stopp einlegte.
In Laster eingepfercht
"Die Luft war knapp, wir hatten nichts zu trinken und nichts zu essen“, schilderten die Geschleppten nach dem Unfall. Sie befanden sich zumindest sechs Stunden lang in dem von außen verschlossenen Laderaum, ohne Licht und ohne Luftzufuhr. Einer von ihnen habe sogar die Dichtung der Türe entfernt, um Luft zu bekommen. Ohne Sitzgelegenheit und ohne sich festhalten zu können, waren die 36 Personen, darunter zumindest drei Kinder unter fünf Jahren, eingepfercht und hatten keine Möglichkeit, auszusteigen.
Reifenplatzer auf der Autobahn
Aufgrund des Reifenplatzers krachte der Laster in die Betonmittelwand, kippte auf die Fahrerseite und schlitterte über die Fahrbahn. Während der Lenker eingeklemmt im Fahrzeug war, wurden die meisten Flüchtlinge auf die Straße geschleudert. Sechs Personen erlitten dabei teilweise schwere Verletzungen.
Sie holten den Pakistani aus seiner brenzligen Situation. Doch statt zu helfen, flüchtete dieser nach Spanien, wo er den Transporter als gestohlen meldete. Dort konnte er allerdings festgenommen und nach Österreich ausgeliefert werden.
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