"Gesichtslose Bauklötze":
Architekt kritisiert Badener Ortsbild-Schutzzonen

Gesichtsloser Wohnbau im laut Schutzzone als Villlenviertel definierten Areal in der Vöslauerstraße (Ex-Gebietskrankenkasse) | Foto: Stockmann
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  • Gesichtsloser Wohnbau im laut Schutzzone als Villlenviertel definierten Areal in der Vöslauerstraße (Ex-Gebietskrankenkasse)
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BADEN. Die Hilfswerkvilla in der Helenenstraße: Viele werden sich noch an die Welle der Empörung anno 2005 erinnern, mit der ein geplanter Abbruch verhindert werden konnte. Die Hilfswerkvilla wurde damals zum "Symbol" für die Einrichtung sogenannter Ortsbild-Schutzzonen in Baden.

„Mittlerweile befinden sich mehr als die Hälfte des Badener Siedlungsgebietes in einer solchen Schutzzone und können hier jegliche Bauvorhaben auch auf die sogenannte Schutzzonenverträglichkeit geprüft werden“,

berichtet der kritische Architekt und Sachverständige Peter Hudritsch.

„Das Dilemma ist jedoch, dass die Gestaltungsvorschriften in den Schutzzonen nicht genau genug definiert sind, unterschiedlich ausgelegt werden können und die Empfehlungen der jeweiligen Schutzzonen-Kommissionen häufig nicht nachvollziehbar sind. Auch gibt es über deren Tätigkeit keinerlei Dokumentation, sodass diese in einem quasi rechtsfreien Raum agieren. Rechtsgültigkeit hat nach wie vor ausschließlich der vom Gemeinderat verordnete Bebauungsplan. Es ist Zeit, die Ortsbild-Schutzzonen zu evaluieren“.

Zurück zur bis heute übrigens nicht denkmalgeschützten Hilfswerkvilla: Der Bebauungsplan sieht hier neben der Villa sog. „Freiflächen“ vor, auf denen ein grundsätzliches Bauverbot gilt. "Dort dürfte laut Bebauungsplan nicht einmal eine kleine Gartenhütte gebaut werden", so Hudritsch. Trotzdem konnte der neue Eigentümer 2012 hier ein privates Hallenbad errichten, weil angeblich die Schutzzonenkommission der Meinung war, dass dort einmal ein Glashaus gestanden sei.

"Es kann aber nicht sein, dass aufgrund einer derartigen Empfehlung gültiges Recht gebrochen wird und es gibt auch weitere rechtlich höchst problematische Fälle in Baden, die mit der Schutzzone begründet werden“, so Hudritsch.

Andere Beispiele: Vor wenigen Jahren gab es ein schutzzonenkomissionelles Verbot von Photovoltaik-Dachziegeln in der Strasserngasse. Der Eigentümer ging an die Öffentlichkeit und hat gegen das bescheidmäßige Verbot Berufung eingelegt und schließlich tatsächlich Recht bekommen. Und im Bereich der ehemaligen Gebietskrankenkasse wurde in der Schutzzone "Villenviertel" eine große Wohnhausanlage gebaut. 

Hudritsch:

"Kleine Bauwerber werden meines Erachtens von der nach Gutdünken eingesetzten Schutzzonenkommission mit oft völlig irrelevanten Gestaltungs-Details gequält, während professionelle Immobilien-Entwickler ungehindert ihre maßstabslosen und banalen Bauklötze absetzen können. Als Beispiele hiefür können u.a. die Wohnhausanlage an der Vöslauerstraße (statt der ehem. Gebietskrankenkasse) in einer Villen-Schutzzone, der Neubau des Badener Hofes beim ehemaligen Mariazellerhof, der Wohnturm am Gutenbrunnerpark, oder auch die neue Arbeiterkammer in der Wassergasse und das Seniorenwohnhaus in der Antonsgasse genannt werden“.

Seine Gedanken hält Hudritsch auch in einem Leserbrief fest.

Vorzeigeprojekt mit Schönheitsfehlern?

Kürzlich wurde Stadtrat Hans Hornyik (ÖVP) mit der Denkmalschutzmedaille 2022 ausgezeichnet, unter anderem für das NÖ Ortsbild-Schutzzonenmodell, das es für Hudritsch eigentlich nicht gibt (da rechtlich ohne Relevanz). Hornyik ist anderer Meinung: 

"Unser Schutzzonenmodell wurde schon oft nachgemacht. Natürlich kann die Schutzzone die Bauordnung nicht aushebeln, aber sie ermöglicht abweichende Bestimmungen im Sinne der Ortsbildpflege."

Wenn bei der Hilfswerkvilla ein Hallenbad angebaut wurde, handle es sich um einen "Schwarzbau". Die "Villen-Definition" bei der Ex-Gebietskrankenkasse sei ein "Fehler, der korrigiert werde". Ganz generell werde die Schutzzonenverordnung laufend evaluiert. Etwa 40 Prozent der Stadt Baden liegen in einer Ortsbild-Schutzzone.

Zur Sache

Es gibt in Baden vier Schutzzonen-Typen (Zentrum, Villenviertel, Wohnsiedlung, Dorfcharakter). Die Objekte werden nach folgenden fünf Kriterien kategorisiert: Denkmalschutz, schutzwürdig, Ensembleschutz, Ortsbildzone, Weilburgareal. Quelle: baden.at/BAUEN

Frühere Artikel zum Thema "Ortsbild"

https://www.meinbezirk.at/baden/c-lokales/angst-um-schoene-alte-villen_a224883

https://www.meinbezirk.at/baden/c-lokales/buerger-kaempft-um-solar-dach_a3073899

https://www.meinbezirk.at/baden/c-lokales/den-spekulanten-einen-riegel-vorschieben_a2296281

Ortsbildfragen gibt es auch in anderen Gemeinden:

https://www.meinbezirk.at/baden/c-wirtschaft/winzer-kritik-in-sooss-wird-der-klimawandel-ignoriert_a5280415

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