Aus der Flammenhölle auf die Premierenbühne
Der Opernsänger Vincent Schirrmacher stand am 13. Juli auf der Premierenbühne der Sommerarena Baden. Er singt den Spielmann Jószi in Franz Léhars "Zigeunerliebe". Kein Premierengast konnte sich vorstellen, welches Glück der junge Volksopernsänger wenige Stunden zuvor gehabt hatte: Beim Brand seines Kleingartenhauses in Traiskirchen weckten ihn Feuerwehrmänner aus dem Tiefschlaf - er überstand die Katastrophe fast unbeschadet. Sonst hätte die Premiere womöglich gar nicht stattfinden können. Ein Interview mit Vincent Schirrmacher über die wohl dramatischsten Minuten seiner jüngeren Vergangenheit.
BEZIRKSBLÄTTER: Hatten Sie nach dem Brand in Ihrem Haus in Traiskirchen einen Schock?
VINCENT SCHIRRMACHER: Nein. Ich wusste nur: Ich habe keine zweite Besetzung für die Premiere, und wir alle hatten so hart dafür gearbeitet! Da ich wegen dem Hausbrand die ganze Nacht fast nicht schlafen konnte, dachte ich nur: Ich muss schlafen, am Abend fit sein. Ich wurde um 7 Uhr früh in ein Hotel gebracht. Mit Meditieren gelang es mir einzuschlafen und mit Unterbrechung bis 17 Uhr durchzuschlafen. Ich hatte auch eine kurze Panikattacke. Aber ich wusste: Ich muss um 17.30 Uhr einsingen und um 18 Uhr in die Maske, das hat mich abgelenkt.
Konnten Sie den Brand bei der Zigeunerliebe-Premiere völlig aus Ihrem Kopf verbannen?
Ja. Ich habe mit fünf Jahren begonnen Klavier zu spielen, stand mit 7 erstmals auf der Bühne, und begann mit 8, an Klavierwettbewerben teilzunehmen. Ich habe schon sehr früh gelernt, Privates und Berufliches zu trennen.
War Ihr Lebensretter vielleicht sogar Premierengast?
Feuerwehrmänner haben mich aus dem Tiefschlaf gerettet. Ich habe quasi „nichts“ von das ganze Geschen bekommen. Mein Lebensretter möchte unbekannt bleiben.
Verändert so ein Ereignis „schlagartig“ die Einstellung zum Leben?
Nichts hat es verändert. Ich sage eher „weiter so“ zu mir selbst. Der Grund, warum ich mich nach der schweren Rauchgas-Vergiftung so schnell erholen konnte, verdanke ich meinem disziplinierten Leben - kein Alkohol, jeden Tag Yoga und Meditation, täglich 10.000 Schritte, täglich eine Stunde Klavierspiel - alles neben meiner alltäglichen Arbeit als Opernsänger an der Volksoper Wien. Mit 15 hatte ich einen schweren Autounfall, es war das Ende meiner Profi-Pianisten-Karriere. Ich hätte nie erträumt, dass ich nach meiner Musikpädagogik-Studium noch einmal auf der Bühne stehen würde, als Opernsänger. Ich bin dem Leben dankbar und genieße es.
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