ELGA: Lückenlose Kontrolle

Die Datensicherheit ist ein heißes Thema – in wiefern tragen Menschen aus dem Bezirk Baden da Fragen/Sorgen an Sie heran? Laut Medienberichten macht sich eine deutliche Mehrheit der Versicherten (57 %) Sorgen um die widerrechtliche Weitergabe von Daten?
BERNHARD WURZER (SVA): Im Hauptverband sind bis dato, zumindest in meinem Geschäftsbereich, keine Anfragen von Versicherten aus Baden bekannt. Um Anfragen aus dem Bezirk Baden auszuschließen ersuche ich Sie mit der NÖGKK Kontakt aufzunehmen.

Wie sicher sind die Daten tatsächlich? Gibt es die Möglichkeit für Patienten, vermuteten Missbrauch nachforschen zu lassen bzw. gibt es – im Fall von erwiesenem Missbrauch – gesetzlich definierte Wiedergutmachungspflichten?

ELGA-Daten werden in eigenen Datenspeichern verwahrt und dort verschlüsselt abgelegt. Der Zugriff auf die Daten eines Patienten ist nur nach den Regeln der ELGA möglich, was bedeutet, dass ausschließlich dem behandelnden Arzt oder der Krankenanstalt (bei E-Medikation auch der abgebenden Apotheke) eine Verwendung möglich ist. Technisch soll der Zugriff nur über gesicherte Netzwerke, wie dem e-card Netz GIN, erfolgen die keine direkte Verbindung zum Internet haben. Jeder Zugriff wird lückenlos protokolliert und kann vom Patienten entweder über seinen ELGA-Zugang oder über die ELGA-Ombudsstelle nachverfolgt werden. Eine missbräuchliche Verwendung der Daten – darunter fällt sowohl die Verwendung der Daten durch Unberechtigte als auch die Verwendung der Daten durch Berechtigte für andere Zwecke als die Behandlung - ist unter Strafe gestellt.

Besteht die Gefahr, dass chronisch kranke oder riskant lebende Menschen (Raucher, Übergewichtige, Risiko-Sportler, solche die keine Vorsorgeuntersuchungen machen) über kurz oder lang vom Gesetzgeber verstärkt zur Kasse gebeten werden. Bzw. könnte ein Bonus-Malus-System im Versicherungswesen drohen? (Meines Wissens gibt es ja bei der GSVG ein Modell, dass es für Vorsorgeuntersuchungen Bonus-Zahlungen ete. Gibt, um die Leute mehr zur Vorsorge zu bringen)
Für allfällige Beitragserhöhungen ist der Bundesgesetzgeber zuständig, die derzeitigen politischen Diskussionen die in der Öffentlichkeit geführt werden zeigen jedoch nicht in eine Richtung, dass in der nächsten Gesetzgebungsperiode Beitragserhöhungen geplant sind. Es ist eher so, dass von einzelnen politischen Vertretern sogar eine Senkung der Beiträge gefordert wurde. Die Krankenversicherung prognostiziert in ihrer Gebarungsvorschau für das Jahr 2013 einen Überschuss von 86 Mio. €, sie steht damit mit den derzeitigen Beiträgen auf soliden finanziellen Beinen.
Beim Modell der SVA handelt es sich um ein Bonussystem, wo Versicherte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung Gesundheitsziele vereinbaren und so ihren Selbstbehalt reduzieren können. Dabei geht es nicht um einen Malus bei kranken Menschen.

Wie sicher sind die Daten vor Arbeitgebern oder Behörden? Könnte es z.B. sein, dass Arbeitnehmer, die bei der Vorsorge oder im Lebensstil nachlässig sind, via ELGA „diszipliniert“ werden bzw. krankheitsanfällige Menschen weniger Chancen auf einen Job bekommen?

Arbeitgeber und Behörden ist der Zugriff auf ELGA gesetzlich untersagt, die missbräuchliche Verwendung steht unter Strafe. Einer „Disziplinierung“ via ELGA ist schon deswegen die Grundlage entzogen, weil die Teilnahme für die Patienten freiwillig ist: jeder hat die Möglichkeit, einzelne oder alle ELGA-Daten auszublenden oder auch überhaupt nicht an der ELGA teilzunehmen.

Ärztliche Schweigepflicht hin oder her – aber leider Gottes gibt es auch menschliche Schwächen wie z.B. Bestechlichkeit. Dagegen ist wohl kein Kraut gewachsen...
Ich gehe davon aus, dass in einem Rechtsstaat strafbares Verhalten von den Strafverfolgungsbehörden verfolgt und den ordentlichen Gerichten verurteilt wird.

Welche Vorteile bringt Elga dem heimischen Gesundheitssystem?
Die Frage müsste lauten: „Welche Vorteile bringt ELGA für den Patienten?“ Eine optimale Behandlung setzt ein optimales Wissen über den Gesundheitszustand des Patienten voraus. Mit ELGA erhalten Ärzte und Krankenanstalten einen besseren Überblick über vorbestehende Leiden, verordnete Medikamente und vorgenommene Untersuchungen. Der Vorteil für den Patienten liegt in der Vermeidung von unnötigen Belastungen durch mehrfache Untersuchungen und möglichen Folgeschäden durch unabgestimmte oder falsch dosierte Medikation. Und darin liegt auch der Vorteil für das Gesundheitssystem: eine bessere Behandlung verbessert insgesamt die Gesundheitssituation und trägt neben den Kosten für Doppeluntersuchungen und Mehrfach- der Fehlverordnungen werden zu einer Senkung der Gesundheitskosten bei.

FAQs zu ELGA