Bei den Traiskirchner Ziegen
"Wer Hörner hat, ist hier im Vorteil!"

Seit rund drei Jahren weiden Ziegen und Schafe auf Traiskirchens Wiesen. Die Tiere helfen bei der Bewahrung der Artenvielfalt. Sie mähen besser und nachhaltiger als jeder Rasenmäher. Sehr lieb sind sie außerdem.

TRAISKIRCHEN. Etwas mulmig wird mir schon, als vier riesige Ziegenböcke auf mich zustürmen. Die imposanten Tiere gehorchen Schäfer Petru Pop aufs Wort: Er pfeift, und schon galoppieren sie quer über die Wiese. Chef-Ziege ist Donald, mit beeindruckenden Hörnern: "Er heißt so, weil er, bevor ihm Hörner gewachsen sind, eine blonde Locke hatte", schmunzelt der Schäfer. Daneben gibt es noch den schwarz-weißen Rudi, Schecki und zwei weitere Böcke. Anführer sind die Hornträger: "Wer Hörner hat, ist hier klar im Vorteil – fast wie in der Politik", scherzt Pop. Aber bisher sind alle Tiere friedlich und knabbern genügsam am den dornigen Büschen."Für Ziegen sind Rosen eine Delikatesse", erklärt Gerald Wolfauer, Nachhaltigkeits-Beauftragter bei der Stadtgemeinde Traiskirchen.

Vor Kurzem waren hier noch Sträucher. Die Ziegen machen Tabula Rasa. | Foto: Katrin Pirzl
  • Vor Kurzem waren hier noch Sträucher. Die Ziegen machen Tabula Rasa.
  • Foto: Katrin Pirzl
  • hochgeladen von Katrin Pirzl

Wiese statt Gstettn

Mehr als 100 Tiere umfassen die Traiskirchner Herden, vier davon grasen ständig auf einer der vielen Wiesenflächen im gesamten Stadtgebiet. Ziel ist es, die natürlichen Wiesenflächen wiederherzustellen. Der ursprüngliche Trockenrasen ist optimal für Wildblumen, welche Insekten als Nahrung dienen. Diese wiederum haben die Vögel zum Fressen gern. Fürs Grobe müssen die Ziegen ran, für den "Golfrasen" sind die Schafe zuständig. Donald, Rudi und Konsorten haben auf der Wiese am Südbahnweg, in der Nähe der "Hiatahittn", schon ganze Arbeit geleistet. Ziegen sind optimal, wenn man verwucherte Flächen freibekommen möchte. Von der "Gstettn", die vorher dort war, ist nicht mehr viel zu sehen. Stauden, Sträucher, junge Bäume, Wildrosen – den Ziegen schmecks. "Ziegen sind sehr genügsame Tiere", sagt Wolfauer.

Foto: Katrin Pirzl

Füttern kann tödlich sein

Hier auch eine dringende Bitte an alle Besucher – die Schafe und Ziegen sind in Traiskirchen ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänge mit und ohne Kinder:

"Bitte, bitte nicht die Tiere füttern. Sie bekommen alles, was sie brauchen. Zu viel oder das falsche Futter kann sie umbringen!".

Grashalme durch den Zaun reichen ist in Ordnung, aber altes Brot, Obst oder ähnliches kann bei den Tieren zum Tod führen. Falsch gemeinte Tierliebe, die leicht vermeidbar wäre.

Schecki ist einer der Ziegenböcke ohne Hörner. | Foto: Katrin Pirzl
  • Schecki ist einer der Ziegenböcke ohne Hörner.
  • Foto: Katrin Pirzl
  • hochgeladen von Katrin Pirzl

Vollstes Vertrauen ins "Herrl"

Die Ziegenböcke sind ihrem Schäfer Petru Pop gegenüber absolut handzahm. Willig lässt sich Rudi eine Pediküre verpassen, alle kommen auf Kommando. "Die Ziegen sind meine Kinder. Die kennen mich auswendig", sagt er. Überhaupt: "Ziegen sind sehr liebe Tiere!". Die weißen Böcke sind reinrassige Saanenziegen, die gefleckten Kreuzungen mit anderen Rassen. Außerdem zählen Kamerun-Schafe und Milchschafe zur Herde des erfahrenen Schäfers.

Petru Pop mit "Harley" Donald. | Foto: Katrin Pirzl
  • Petru Pop mit "Harley" Donald.
  • Foto: Katrin Pirzl
  • hochgeladen von Katrin Pirzl

Wer ist der Leithammel

Mehrmals pro Jahr wechseln die Schafe und Ziegen die Weide. Am Wiener Neustädter Kanal grasen derzeit die männlichen Schafe. "Wir lassen die Böcke nur gezielt in die Herde, sonst gibt es Rangkämpfe", erklärt Pop. Außerdem wäre es für die Muttertiere gefährlich. Derzeit sind 110 Tiere in ganz Traiskirchen verteilt, die größte Herde umfasst 40 Tiere.

Foto: Katrin Pirzl

Das ganze Jahr draußen

Die Schafe bleiben das ganze Jahr auf der Weide. Sie sind mit ihrem Fell ohnehin gut "angezogen". Im Jänner/Februar gibt es Nachwuchs, viele werfen direkt auf der Weide. "Schafe können sogar im Schnee werfen. Die Lämmer werden dadurch widerstandsfähiger", erklärt Pop. Allerdings: "Es gibt ohnehin keinen Winter mehr", bedauert er. 

Foto: Katrin Pirzl

Ehrenamtliche Helfer

Hilfe bekommt Pop von Roman Schöner und Kornelia Gamauf. Die beiden machen das ehrenamtlich und kümmern sich um die Tiere, stellen Zäune bei den Weiden auf u.ä.. Schafe und Ziegen bekommen Salz und täglich Wasser, die nötige Nahrung holen sie sich selbst. Eine Runde bei allen sieben Ziegen- und Schafherden in Traiskirchen dauert 2,5 Stunden – mindestens. "Es ist ein 24-Stunden-Job, gerade in der Wurfzeit", so Pop. 

Roman Schöner hilft dem Gemeindeschäfer ehrenamtlich bei der täglichen Arbeit. | Foto: Katrin Pirzl
  • Roman Schöner hilft dem Gemeindeschäfer ehrenamtlich bei der täglichen Arbeit.
  • Foto: Katrin Pirzl
  • hochgeladen von Katrin Pirzl

Seit drei Jahren für Artenvielfalt

Gestartet hat das "Projekt Gemeindeschafe" vor drei Jahren. Damals war die Stadt Traiskirchen auf der Suche nach einem Schäfer. Pop, der ursprünglich aus Rumänien stammt, war zu dieser Zeit gerade in Blumau-Neurißhof. Bürgermeister Andreas Babler engagierte ihn als Traiskirchner Gemeindeschäfer. "Wir wollten die aufgelassenen Weingärten wieder zu ihrer Ursprungsform – dem Trockenrasen – zurückführen",  sagt Gerald Wolfauer. "Wenn die Pflanzen da sind, sind Insekten da. Wenn die Wiesen in Ordnung sind, wird sich der Rest auch einstellen", erklärt er. Auf trockenen, nährstoffarmen Böden gibt es die größte Artenvielfalt. Auch deshalb ist es auch so wichtig, die "Hundstrümmerl" wegzuräumen: Hundekot ist nicht nur extrem schädlich für die Weidetiere, er fügt auch dem Boden zu viele Nährstoffe zu.

Foto: Katrin Pirzl

Käse und Milch vom Traiskirchner Schaf

Wer gerne Ziegen- und Schafmilch-Produkte made in Traiskirchen möchte: Diese können direkt bei Schäfer Petru Pop in Möllersdorf gekauft werden. Regionaler gehts fast nicht. Es ist ein Kreislauf, der neu entdeckt werden muss: Gemeinsam mit den Tieren leben, die Natur in ihrer Ursprünglichkeit wieder herstellen. Donald und seine Kollegen helfen dabei: Sie fressen noch immer ungewünschtes Gestauder von Traiskirchens Wiesen. Für die Böcke ist es kein Unkraut, sondern ein Festmahl.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.