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Damals & Heute: BADEN: Die Veste Rohr mit Karlstisch 1175 bis 2021

- hochgeladen von Robert Rieger
Die Burgruine Rohr befand sich südlich von Baden. Wie auch die heute noch erhaltenen Burgruinen Rauhenstein, Rauheneck und Scharfeneck war die Veste bzw. Burg Rohr Teil des von den Babenbergern am Eingang des Helenentals errichteten Verteidigungssystems zur Sicherung der Handelswege Richtung Osten.
Die Veste Rohr lag, wie die Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes im Jahr 2000 belegen, unmittelbar an der heutigen Rohrgasse und war von einem ca. 15 Meter breiten Graben umgeben, der sich bis in die Nähe des "Steinernen Tisches" (oder Karlstisch) erstreckte. Sie war das "Zentrum" der Herrschaften Rohr und Braiten.
Das zur Herrschaft Rohr gehörige Dorf Rohr, urkundlich als Vestenrohr belegt, bestand ursprünglich aus sechs, später aus 16 und zuletzt aus zwölf Häusern, die sich alle im Bereich der heutigen Rohrgasse befanden. Nach dem Verfall der Herrschaft Rohr Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur Aufhebung der Grundherrschaften um 1850 hatte es viele Besitzer.
1175 wird Ulrich von Rohr erwähnt, der als erster belegter Burgherr der Veste Rohr gilt. Die Herren von Rohr waren mit den Matzonen (Matzen von Rohr), einer Ritterfamilie aus dem Herzogtum Steier verwandt. Nachdem beide Familien in männlicher Linie ausgestorben waren, wurden die Veste und die Herrschaft Rohr von den Herren von Polheim erworben. 1423 kaufte sie Herzog Albrecht V. von Österreich, der spätere König Albrecht II.. Bereits 1455 dürfte ihr Verfall begonnen haben.
In den Kriegen mit dem "Ungarnkönig" Matthias Corvinus wurde die Veste Rohr 1477 endgültig zerstört. Im 15. oder 16. Jahrhundert wurde die Ruine Rohr Teil des großen Landgerichtsbezirkes unter der Herrschaft Rauhenstein.
… auch der „Steinerne Tisch“ genannt, ist ein kostbares und sagenumwobenes mittelalterliches steinernes Geschichtsdokument der Stadt Baden, über 500 Jahre lang bekannt, vermutlich aber weit älter.
Dieser Steintisch besteht aus einer Platte mit einem Durchmesser von ca. 170 cm und einem Sockel mit den Massen 100 x 60 x 60 cm. Er wiegt 1.555 kg. Das Material ist ein Konglomerat wie es noch heute in den Steinbrüchen der Badener Umgebung abgebaut wird. Der Tisch stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der 1180 erstmals erwähnten Veste Rohr, die bereits vor dem Jahr 1500 zerstört und in den Folgejahren praktisch zur Gänze abgerissen worden ist.
Der Tisch steht an der Grenze des Herrenlandes zum Untertanenland der ehemaligen Veste und diente der lokalen Gerichtsbarkeit. Hier fand bis ins 19. Jahrhundert alljährlich die Untertanenversammlung, das sogenannte Banntaiding, statt. Dabei wurde der Ortsrichter gewählt und nach uraltem Gewohnheitsrecht geurteilt. Der Steinerne Tisch wurde wohl nach Aufgabe der Burg als neuer Gerichtsort eingerichtet.
Um den Steinernen Tisch, der im Volksmund auch die Bezeichnung „Karlstisch“ trägt, ranken sich zahlreiche Legenden und sagenhafte romantische Erzählungen. Das nahegelegene Baden war in der Zeit der Karolinger nicht ohne Bedeutung. 869 wird „Padun“ als Pfalz Karlmanns, des Enkels Karls des Großen, genannt. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass der Karlstisch von Heimatforschern im 19. Jahrhundert gerne mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht wurde.
Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Tisch durch Vandalenakte stark in Mitleidenschaft gezogen. Dank der privaten Initiative engagierter Bürger, der Gründung des Vereins Vestenrohr-Karlstisch und der Einbindung in ein Projekt der Gemeinde Baden gemeinsam mit der Dorf- und Stadterneuerung des Landes Niederösterreich konnte der Steinerne Tisch im Jahr 2007 restauriert und wieder aufgestellt werden. Er dient gemeinsam mit dem noch in Planung befindlichen Kommunikationszentrum Veste Rohr der Förderung und Weiterentwicklung der gemeinsamen kulturellen und sozialen Interessen aller mit diesem Ort verbundenen Menschen.
Archiv: © Robert Rieger
Quelle: Regiowiki , Verein Veste Rohr,
Fotos: © Robert Rieger Photography
© Circus & Entertainment Pics by Robert Rieger
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