Mit Tod und Trauer umgehen
BRAUNAU. Christlich geprägte Gesellschaften pflegen eine Kultur des Gedenkens und der Erinnerung. Daher haben auch Friedhöfe und Grabstätten einen wichtigen Platz. Hier verändert sich gerade viel. Anonyme Bestattungen und Abschiede im engsten Familienkreis nehmen zu. Was dies für Trauerprozesse bedeutet, weiß man noch nicht genau. Aber immer wieder klagen Hinterbliebene, dass ihnen ein Ort des Trauerns und des Gedenkens fehlt. Andere, die mit dem Verstorbenen in seinem Leben viel zu tun hatten, bedauern, nicht die Möglichkeit gehabt zu haben, die so genannte „letzte Ehre“ zu geben. Tod und Trauer werden immer individuell erlebt, kollektive Formen des Umgangs wollen nicht einengen, sondern stützen.
Als Seelsorgerin am Ordensspital St. Josef in Braunau führt Martina Lainer oft Trauergespräche und gestaltet Verabschiedungen. Ob der Todesfall lange oder erst kurz zurückliegt: Wer den Tod nicht als Teil des Lebens anerkennt, kämpft gegen ihn an, will das Leben wieder so haben, wie es vorher war. Da dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht, können Depressionen den Trauerprozess stören. "Hilfreich ist, den Trauernden zuzugestehen, dass sich durch den Tod eines geliebten Menschen alles verändert und eben nichts mehr so ist wie zuvor. Ein Schönreden, dass sich nun neue Möglichkeiten eröffnen oder der Rat, den Verstorbenen los zu lassen, um selber wieder frei zu sein, setzt sie unter Druck. Sie verstummen, ziehen sich zurück oder werden wütend, weil sie das gerade nicht können", weiß Lainer.
Religiöse Menschen tun sich nicht automatisch leichter mit Tod und Trauer, aber sie haben kollektive wie individuelle Rituale zur Verfügung, die Halt und Struktur geben, meint Lainer. "Die Vorstellung von Erlösung, Auferstehung und ewigem Leben sowie der Glaube, dass dem Tod durch die Liebe der Stachel genommen ist, trösten. Der Weg vom Wissen zum Spüren ist ein spiritueller und führt häufig über die Auseinandersetzung mit der eigenen Hilflosigkeit und das Einüben in die Haltung der Dankbarkeit."
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