In nationales UNESCO- Verzeichnis aufgenommen
Rieselbewässerung im Tiroler Oberland wird immaterielles Kulturgut

Die Oberländer Waaler zeigen sich stolz über die Aufnahme ins nationale UNESCO- Verzeichnis: Stefan Nothdurfter (Stanz), Thomas Leitner (Grins), Christian Jäger (Imst), Armin Kofler (Prutz), Andreas Schöpf (Ried), Paul Lechleitner (Perjen), Franz Schöpf (Ried) und Kurt Tschiderer (v.l.). | Foto: Schwarz
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  • Die Oberländer Waaler zeigen sich stolz über die Aufnahme ins nationale UNESCO- Verzeichnis: Stefan Nothdurfter (Stanz), Thomas Leitner (Grins), Christian Jäger (Imst), Armin Kofler (Prutz), Andreas Schöpf (Ried), Paul Lechleitner (Perjen), Franz Schöpf (Ried) und Kurt Tschiderer (v.l.).
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STANZ (das). "Ich bin auf unsere Obmänner und Waalmeister mehr als stolz!" mit diesen Worten eröffnete Stefan Nothdurfter die Versammlung der Waalgenossenschaften des Tiroler Oberlandes am vergangenen Mittwoch. Und das Wort "Stolz" hörte man an diesem Nachmittag öfters. Grund für die Versammlung war nämlich nichts weniger als die Aufnahme der "Rieselbewässerung im Tiroler Oberland" in das österreichische UNESCO- Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Neun Waalgenossenschaften aus dem Bezirk Landeck und dem Bezirk Imst waren in dieses Vorhaben eingebunden und dürfen sich nun über die Eintragung freuen.

Jahrhundertealte Bewässerungsform

Der Antrag wurde dabei von Stefan Nothdurfter eingebracht. Bei der Einreichung handelt es sich um eine jahrhundertealte Bewässerungsmethode der inneralpinen Trockengebiete. Über eine Einkehr wird Wasser von einem Bach in den Hauptwaal (Kanal) geleitet, in dem es bei geringer Neigung zu den zu bewässernden Grundstücken fließt. Die einfache aber effiziente Methode der Bewässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen wird heute von neun Genossenschaften in acht Gemeinden des Tiroler Oberlandes praktiziert. Der ehemalige Bürgermeister von Pettneu, Kurt Tschiderer, war hinter dem Vorhaben eine treibende Kraft und trommelte auch gleich alle Waaler aus dem Oberland zusammen."Am Anfang waren einige Verantwortliche noch skeptisch, da sie automatisch an das Weltkulturerbe gedacht hatten. Doch schon bald waren alle von der Sinnhaftigkeit der Einreichung überzeugt", resümierte Tschiderer. Besonders betonte er, dass der Antrag keinerlei Korrukturen benötigte, was äußerst selten sei.

Weltkulturerbe als nächster Schritt

"Es ist wirklich sensationell was ihr hier im Tiroler Oberland geschaffen habt!" lobte der Professor für Hydrologie an der Universität Freiburg, Christian Liebundgut die Verantwortlichen. Leibundgut hat sich seit 30 Jahren dem Erforschen von Europas natürlichen Bewässerungssystemen verschrieben. "Andere Länder sind schon länger an der Sache dran, haben es aber noch nicht geschafft", ergänzte Liebundgut. Derzeit gäbe es viele internationale Gespräche, wie andere Länder diesen Schritt ebenfalls schaffen können. Ziel sei es ein sogenanntes "Ensemble" zu schaffen. Das heißt, wenn viele einzelne Bewässerungssysteme in das jeweilige nationale Verzeichnis aufgenommen werden, kann ein Ansuchen zur Aufnahme zum Weltkulturerbe gestellt werden.

Wichtig sei nun für die Zukunft, dass das Kulturerbe nun im wahrsten Sinne des Wortes wuchert und nicht wieder in einen Dornröschenschlaf fällt, darüber sind sich alle Beteiligten einig. So sei es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Touristiker auf das Thema aufmerksam werden. Die neun Genossenschaften bzw. Interessentschaften setzten sich aus der Waalinteressentschaft Frauns (Ried i.O.), der Bewässerungsinteressentschaft Feld- Leiten (Prutz), der Bewässerungsgenossenschaft Tulle (Prutz), der Fillwaalgenossenschaft Grins, der Bewässerungsgenossenschaft Neuer Bach (Stanz), der Wassergenossenschaft Perjen, Stöffl Waal (Imst), Krabach (Krabichl-) Waal (Tarrenz/Obertarrenz) und die Bewässerungsgenossenschaft Haiming/ Silz-West zusammen. Man wird wohl in Zukunft des Öfteren etwas über die Oberländer Waale hören.

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