Diskussion zur Zukunft Oberlaas
Angst vor der vollständigen Verbauung
Die Initiative Lebensraum Oberlaa lud zu einer Podiumsdiskussion mit Tarek Leitner. Thema: Wie soll es mit Oberlaa weitergehen?
FAVORITEN. Oberlaa ist ein Idyll, das wissen die Oberlaaer auch. Dieses Dorf, das Teil der größten Stadt Österreichs ist, kämpft zur Zeit gegen eine Verstädterung des Gebiets. Vorneweg die "Initiative Lebensraum Oberlaa".
Am 15. September lud die Initiative zu einer Podiumsdiskussion. Dabei ließen sich die Veranstalter weder von den nahenden Wahlen noch von einer Bausperre, die noch zwei Jahre andauert, oder einem laufenden Bürgerbeteiligungs-Verfahren abhalten.
Das Leben am Land
Den Beginn der Diskussion bestritt Moderator Tarek Leitner mit Raumplanungs-Expertin Gerlinde Weger und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. Beide fanden, dass man sich klar werden muss, wie man in Zukunft weitermachen möchte.
So wäre der Wohnraum im ländlichen Bereich grö´ßer. Teilweise hätten Menschen am Land kaum den Lockdown mitbekommen, so Hutter – außer dass der Dorfwirt gesperrt hatte.
Bürger als Experte
Die Experten stellten auch in den Raum, dass zurzeit mehr Boden verbraucht werde als der Bevölkerungs-Wachstum steigt. Auch die Finanzmärkte wurden ins Feld geführt, die heutzutage lieber in Immobilien investierten.
"Der Bürger ist der Experte vor Ort", so Gerlinde Weber. Hutter meinte, die Schönheit mache das Leben erst lebenswert und brach eine Lanze dafür, jetzt mit der Entsiegelung zu beginnen.
20 Fußballfelder verbaut
Das Problem wurde dann von Richard Stocker von der "Initiative Lebensraum Oberlaa" auf den Punkt gebracht: "In Österreich werden täglich Flächen in der Größe von 20 Fußballfeldern verbaut."
Seine Angst: Dass nach der Bausperre das Dorf Oberlaa verbaut wird. Dabei will er mit seinen Mitstreitern nicht als Verhinderer auftreten: "Wir wollen den Anstoß geben, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen."
Was die Politiker sagen
Eingeladen waren auch fünf Politiker aus dem Gemeinderat. Kurzfristig musste SPÖ-Planungssprecher Gerhard Kubik absagen. Aus diesem Grund wurde Vize-Bezirksvorsteher Gerhard Blöschl (SPÖ), der im Publikum saß, zu einem Statement eingeladen. "Ich erwarte mir von der heutigen Veranstaltung Lösungsansätze", verwies er auch auf die noch verbleibenden zwei Jahre, in denen noch die Bürgerbeteiligung weiter läuft.
Peter Kraus (Grüne) sprach davon, sanft, nachvollziehbar und mit Respekt bauen zu wollen. Vor allem werde zuerst aufgestockt, dann Industrieareale in Wohnraum umgestaltet und erst danach eine Erweiterung stattfinden.
Eine Verfehlung in der Stadtplanung sieht Stefan Berger (FPÖ). So sprach er etwa die Wienerberg City an, wo man an eine Erholungsoase Hochhäuser baute und eine versprochene U-Bahn-Verbindung noch auf sich warten lasse.
Die Gesundheitsregion Oberlaa möchte Nico Marchetti (ÖVP) erhalten. Er sieht auch die Bürgerbeteiligung, wie sie etwa beim Zukunftshof geführt wird, vorbildhaft. Eine solche wünsche er sich gleichsam für die Bereiche für Oberlaa.
Stefan Gara (Neos) verwies auf die politische Verantwortung, dass zurzeit Wohn-Spekulanten immer mehr Grünräume verbauen.
Spießrutenlauf zum Weinberg
Was nach der Übergabe einer Petition für den Verbleib Oberlaas als Dorf ohne Wohnblöcke noch blieb ist für Richard Stocker die Angst vor der vollständigen Verbauung. Dieser setzt er eine Gesundheitsregion mit dörflichem Charakter dagegen.
Ein Oberlaaer Winzer aus dem Publikum beschrieb auch seinen täglichen Spießrutenlauf: So muss er mit seinem Traktor zum Goldberg, wo seine Reben reifen. Allerdings ist es schwierig an den vielen Autos, dann beim Prammerhof vorbei, wo er meist fast stecken bleibt, bis zu seinen Reben zu kommen. "Wenn hier noch 2.000 Wohnungen gebaut werden, dann stirbt das Heurigendorf, weil man dann nicht mehr die Trauben lesen kann", malt er ein düsteres Bild für die Zukunft.
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