Wenn das Christkind und das Bundesheer an einem Strang ziehen
Als vor zehn Jahren ein junger Vorarlberger Offizier zu seinem Auslandseinsatz in den Kosovo aufbrach, machte er Station in Klagenfurt und traf dort auf die Ordensschwester Johanna Schwab von der Pfarre St. Josef in der Siebenhügelstraße. Im Kosovo angekommen, war er entsetzt, wie arm die Leute in dieser Gegend waren. Der Balkankrieg hatte den Menschen arg zugesetzt und vor allem auf dem Land fehlte das Nötigste. Der junge Soldat telefonierte mit Schwester Johanna schilderte seine Eindrücke und entfachte in der Ordensschwester den Wunsch zu helfen. „Zumindest für die Kinder in den drei, vom österreichischen Bundesheer betreuten Bezirken Suva Reka, Malichevo und Orahovac, wollten wir das Weihnachtsfest verschönern“, erzählt Schwester Johanna.
Zusammenarbeit mit dem Bundesheer
Die Idee für das „Christkindl im Schachtale“ war geboren. Durch die Kontakte zu Religionslehrern in ganz Kärnten beteiligten sich sofort einige Kärntner Schulen an der Aktion.
„Viele Menschen haben zu Hause Kinderbekleidung, Spielzeug und Ähnliches, das nicht mehr gebraucht wird. Wir sammeln in Schachteln etwas zum Anziehen, etwas zum Basteln, etwas zum Schmusen und etwas zum Schmausen als Weihnachtsgeschenke für die Kinder im Kosovo“, erzählt die Ordensschwester, „den Transport und die Verteilung übernimmt das Bundesheer.“ „Dadurch gelangen die Pakete“, so Schwester Johanna weiter, „auch wirklich direkt zu den Kindern in den armen Gebieten.“ Gerade heuer gab es aber eine Schreckensnachricht vom Verteidigungsministerium: Aus Kostengründen sollte die Hilfe des Bundesheeres eingestellt werden. Für die Aktion wäre das wohl das Aus gewesen. Nach Interventionen bis ins Ministerium gab man schließlich doch grünes Licht für eine weitere Zusammenarbeit.
Schmerzhafter erster Eindruck
Nachdem die erste Aktion vor nun zehn Jahren ein voller Erfolg wurde und 700 Weihnachtspackerl übergeben werden konnten, wollten die Beschenkten die Ordensschwester kennenlernen. „Ich flog mit dem Bundesheer in den Kosovo und sah bittere Armut“, erinnert sich Schwester Johanna, „vor allem die Kinder und Jugendlichen, die im Kosovo rund 65% der Bevölkerung ausmachen, lagen mir am Herzen. Um mit ihnen in Kontakt zu treten, wollte ich mit ihrem Fußball einen Schuss versuchen. Der Ball war allerdings ein altes mit Sand gefülltes Ding, was mir prompt eine Verstauchung einbrachte.“
Erfolgsgeschichte über zehn Jahre
Das Christkindl im Schachtale wurde ein fixes Projekt und nahm immer größere Ausmaße an. „In diesen zehn Jahren waren das locker 50.000 – 60.000 „Schachtalan“, resümiert die Organisatorin, „Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist stetig gewachsen und der Landesschulrat bewirbt jährlich die Aktion bei den Direktoren. Die Kinder gestalten im Zeichen- oder Bastelunterricht die Geschenkkartons und befüllen sie gemeinsam mit den Lehrern. So macht den Kindern das Schenken noch mehr Freude.“
Herzenswunsch - Weihnachtstraumbriefe
Da für ältere Kinder kaum Packerl dabei waren, wurde die Idee der Herzenswunsch – Weihnachtsbriefe geboren. In diese selbst gestalteten Briefumschläge kommen zehn Euro und ein Gruß. Das gibt auch Menschen, die keine Kindersachen mehr zu Hause haben, die Gelegenheit zu helfen. Die Briefe werden im Kosovo an ältere Kinder und besonders bedürftige Familien ausgegeben. „Ich sah eines Tages auf der Straße vier Straßenkehrer“, erinnert sich Schwester Johanna, „wir hielten an und ich überbrachte den ungläubig Dreinschauenden Briefe an sie. Als einer den Brief öffnete und das Geld fand, umarmten sie sich und tanzten vor Freude auf der Straße.“ Bei der Übergabe der Briefe an die älteren Kinder war die Überraschung auch sehr groß. „Ein Bub wollte einen Englischkurs machen, ein anderer kaufte warme Patschen für die Oma und wieder andere sorgten für ein Weihnachtsessen für ihre Familie“, erzählt die Ordensschwester weiter.
Firmen-Weihnachsfeier einmal anders
Inzwischen gibt es auch einige Firmen, die zumindest einen Teil des Budgets für die Weihnachtsfeier als „Herzenswunsch Weihnachtsbriefe“ spenden. Vielleicht findet die Aktion ja Nachahmer in den vielen Kärntner Betrieben, die das Herz am rechten Fleck haben.
Noch genug zu tun
Für die Ordensschwester deren Leitspruch ein Zitat vom Hl. Vinzenz von Paul ist (Auch das ist Liebe, die Ereignisse, die anderen begegnen als die meinen zu betrachten… die erfreulichen und die traurigen) ist aber mit der Christkindl-Aktion noch lange nicht Schluss. Derzeit plant sie eine Schule zu bauen, da die alte Schule kaum geheizt werden kann und Feuchtigkeit von Decke und Boden eindringt. Auch eine bessere Behausung für eine besonders arme Familie soll gebaut werden. „Man muss sich vorstellen, dass die Menschen auf 1500 Metern leben und bei tiefen Minustemperaturen nicht einmal Fensterscheiben in den Fenstern haben“, schildert sie die Zustände.
Jugendliche helfen vor Ort
Schüler einiger Kärntner HTLs sind immer wieder auch vor Ort im Kosovo und helfen bereitwillig mit. Geht es um die Weitergabe von Computerkenntnissen oder der Errichtung von Elektroinstallationen, es wird geholfen, wo es geht. „Für manch einen Jugendlichen sind die Erfahrungen und Eindrücke prägend für das Leben“, weiß Schwester Johanna zu berichten, „sie lernen vielleicht mehr zu schätzen, wie gut es uns geht.“
Nähere Informationen über das „Christkindl im Schachtale“ bei Sr. Johanna Schwab:
0676/8772 7002 oder himmel_regie@hotmail.com
Für Spenden: BKS 041-000 6588 BLZ 17.000
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