Renaturierungsgesetz
Landwirtschaftskammer spricht sich gegen Brüssel aus
Das EU-Parlament stimmte mit einer knappen Mehrheit für den Gesetzesvorschlag der EU-Kommission. Durch das Gesetz sollen in den nächsten Jahren 20 Prozent aller Flächen renaturiert werden. Manche Landwirte sowie die Landwirtschaftskammer sehen darin eine Gefährdung der Tierhaltung und Weidewirtschaft und befürchten das Schwinden der Biodiversität auf der Alm.
ELSBETHEN/SALZBURG. "Was wäre Salzburg, ohne die lebendige Landwirtschaft?", diese Frage stellte Josef Moosbrugger, der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich in den Raum.
Am gestrigen Entscheidungtag (12.6.2023) für das Renaturierungsgesetz im EU-Parlament, rief Moosbrugger zur Sensibilisierung der Arbeit der Landwirt auf und übte scharfe Kritik an Brüssel. Diese gelte vor allem jenen, die sich "zu wenig auskennen".
"Wer glaubt, wir stellen die Natur wieder her, wie sie in den 50ern war, sei fern der Realität." Josef Moosbrugger
Würde man das Renaturierungsgesetz umsetzen und die Almen nicht mehr von Kühen bewirtschaften, drohe eine Verbuschung und der Verwaldung auf den Flächen und folglich, durch die fehlende Bewirtschaftung, auch eine Abwanderung der Produktion von Lebensmittel in andere Länder, befürchtet der Präsident der LK Österreich.
Moosbrugger kritisiert den in seinen Augen "Eingriff ins bäuerliche Eigentum" und betont: "Der erste Beitrag zum Klimaschutz ist regionales Einkaufen. Die Seele einer Bäuerin und Bauern hänge am Produkt."
"Der Wiederkäuer ist der einzige, der aus Gras geniale Produkte erzeugt. Unsere Wiederkäuer machen unsere Landschaft in Österreich und somit auch Salzburg vielfältiger und artenreicher. Wo unsere Alm und Weidetiere weichen müssen, verschwinden mit ihnen auch viele Lebensbereiche und wertvolle Pflanzen- und Tierarten." Josef Moosbrugger
Drohender Eingriff in die Landwirtschaft
Ähnlich sieht es Rupert Quehenberger, er ist der Präsident der LK Salzburg. Er tritt für die Landwirte ein und will dagegen steuern, dass man ihnen die Freude an der Arbeit nimmt.
"Wir haben einen Verlust der Flächen, dort wo man niemanden mehr habe, der diese Kulturlandschaft bewirtet", erklärt Quehenberger und spricht von einem "Kulturschatz", den es zu erhalten gebe. Er habe in der Diskussion im Naturschutz und Landwirtschaft "oft das Gefühl, dass man vom wahren Problem" ablenke: das Verbrennen fossiler Stoffe. Im Renaturierungsgesetz sieht Quehenberger die Gefahr, dass durch eine Reduktion der Viehhaltung innerhalb kurzer Zeit ein Verlust von über Jahrhunderte geschaffene Kulturlandschaft verschwindet.
Hohe Biodiversität durch Alm- und Weidewirtschaft
Die Almfutterflächen in Salzburg betragen laut der LK rund 65.000 Hektar. Sollte man durch das Renaturierungsgesetz auf eine Bewirtschaftung durch Kühe verzichten und die Almen verwildern, würden Heidelbeerstauden, Almrosen und Gehölze wie Grünerlen zunehmen und die extensiv genutzten Almweiden verdrängen.
Doch gerade diese seien ein "Hotspot" für die Biodiversität, finden sich hier zwischen 50 und 100 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen, Moose und Flechten und bieten eine Heimat für Insekten und Vögel. Für die beiden Präsidenten der LK gilt daher: "Schützen durch Nützen."
In Kürze folgt hier ein Video ...
Mehr aus dem Flachgau liest du >>HIER<<
Weitere Beiträge von Sabrina Moriggl gibt es >>HIER<<
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.