Fatal: 2020 fehlen im Mühlviertel 1600 Fachkräfte

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BEZIRK FREISTADT, MÜHLVIERTEL. Die Situation im Bezirk Freistadt ist aus wirtschaftlicher Sicht zwiespältig. Nicht zuletzt Dank der S 10 wird Freistadt die Wachstumsregion im Land. Mit zwei interkommunalen Raumentwicklungskonzepten wurden erfolgreich Gemeinde-übergreifende Planungskonzepte an der Achse S 10 bzw. in der Region Untere Feldaist erstellt. Das ist die Grundlage für eine durchdachte Entwicklung hochwertiger Standortprojekte im Bezirk. Dazu braucht es viele gut ausgebildete Arbeitskräfte. Und die werden knapp. Wirtschaftslandesrat Michael Strugl: „Laut Fachkräftemonitor gibt es heuer zwar noch einen Überschuss von 800 Arbeitskräften, bereits in fünf Jahren werden aber 1600 fehlen, 2030 werden es sogar 8500 sein.“

Wettbewerb verschärft sich

Auch der Leiter der Wirtschaftskammer Freistadt, Dietmar Wolfsegger, warnt: „Die Versorgung mit Fachkräften ist für alle Arbeitgeberbetriebe im Bezirk wohl die größte Herausforderung für die nächsten ein bis zwei Jahrzehnte. Der Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte verschärft sich nicht nur zwischen den Unternehmen, sondern auch zwischen den Regionen. Für die Freistädter heißt das vor allem: Man muss dem oö. Zentralraum etwas entgegensetzen.“ Auch das Match zwischen den Ausbildungssystemen – Lehre versus höherbildende Schulen – verschärft sich.
Aufgrund des raschen technologischen Wandels wird eine stetige Weiterbildung immer wichtiger. „Der Bezirk Freistadt als innovativer Produktionsstandort stellt hohe Aufgaben an die Mitarbeiter. Daher ist Qualifikation der entscheidende Faktor, um gleichzeitig Beschäftigung zu schaffen und Fachkräfte zu sichern. Gesundheitsförderung ist ebenfalls ein Thema, um die Arbeitnehmer möglichst lange im Job zu halten“, so die Obfrau der Wirtschaftskammer Freistadt, Gabriele Lackner-Strauss.
Denn, so Strugl: „Wir müssen für den Arbeitsmarkt im Bezirk Menschen mobilisieren!“ Das heißt, Ältere müssen länger im Arbeitsprozess gehalten, Frauen und Migranten für den Berufseinstieg motiviert und Menschen mit Beeinträchtigung eingegliedert werden. Vor allem den Jugendlichen will man die vielen attraktiven Berufsfelder im Bezirk schmackhaft machen.

Die Jugend in der Region halten

BEZIRK. „Enorm wichtig ist aus unserer Sicht eine frühe und hoch qualifizierte Berufsorientierung“, so der Leiter der Wirtschaftskammer Freistadt, Dietmar Wolfsegger. Seitens der WKO und des Landes lässt man nichts unversucht, um den jungen Leuten Jobs in ihrer Heimatregion schmackhaft zu machen. Wie könnte man die Arbeitswelt intensiver kennen lernen, als direkt in den Betrieben? Insgesamt nutzten 660 Schüler die diesjährige Job Tour Freistadt, um sich jeweils in drei von insgesamt 37 Betrieben über die Arbeitswelt und Karrierechancen in ihrer unmittelbaren Umgebung zu informieren. Manche gingen nach dieser Info-Tour mit klaren Berufswünschen nach Hause. Helmut Kern, Vorsitzender des Forums Schule und Wirtschaft Freistadt, ist von der Wirkung dieser Schnuppertage überzeugt: „Die Jugendlichen waren vor allem auch erstaunt, welch tolle Arbeitgeber es in ihrem Heimatbezirk gibt.“
Seitens des Landes und der Wirtschaftskammer gibt es viele Initiativen, um Lehrlinge zu gewinnen. Etwa „Perspektive Job – Jugend hat Vorrang“. Landesrat Michael Strugl: „Im Vorjahr wurden 75 Jugendliche kontaktiert und 51 von ihnen in das aktive Coaching aufgenommen.“ Erfreulich: 29 dieser jungen Menschen begannen eine Lehre, acht besuchen eine Schule. Weiteres Beispiel: Mit dem Projekt „Traumberuf Technik“ der Sparte Industrie der WKOÖ mit Unterstützung des Landes will man AHS-Absolventen für Technik begeistern.


KOMMENTAR ELISABETH HOSTINAR:

Ein Poblem, das
uns alle betrifft

Bis 2020 wird im Bezirk Freistadt die Zahl der 15- bis 24-Jährigen um 20 Prozent sinken. Das bedeutet nicht nur weniger Schüler und damit Lehrerarbeitsplätze. Diese demokrafische Entwicklung macht vor allem der Wirtschaft schwer zu schaffen. Dazu kommt, dass Betriebe im Zentralraum künftig noch intensiver und mit attraktiven Lockangeboten die wegen ihres Fleißes und ihrer Zuverlässigkeit geschätzten Arbeitskräfte aus dem Mühlviertel abwerben werden. Was das jeden einzelnen von uns hier im Bezirk angeht? Wenn Fachkräfte fehlen, müssen Firmen so manche Kundenwünsche ablehnen. Das wiederum könnte eine Negativ-Spirale in Gang setzen: Weniger Aufträge bedeuten weniger Jobs und damit weniger Steuergeld für die Region. Und die Kaufkraft wird woanders hin wandern.

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