Leo Bauernberger
"Lassen uns die Zuversicht nicht nehmen!"

Leo Bauernberger | Foto: Salzburger Land Tourismus
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BAD ZELL. Leo Bauernberger ist seit 2002 Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus GmbH. Wir haben den 58-jährigen gebürtigen Bad Zeller zum Interview gebeten. Der verheiratete Familienvater (zwei Söhne) spricht über die Auswirkungen von Corona auf die Tourismusbranche und seine nach wie vor engen Beziehungen ins Mühlviertel.

Herr Bauernberger, wie schlimm hat es das Salzburger Land durch Corona tatsächlich erwischt? 
Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr erlebten wir im Salzburger Land einen – unter Berücksichtigung der Umstände – sehr erfolgreichen Sommer. Wir schlossen die Saison mit knapp zehn Millionen Nächtigungen und damit einem Ergebnis ab, das immerhin zu mehr als zwei Dritteln dem „Vor-Corona-Sommer“ 2019 entsprach. In den Hauptsommermonaten Juli und August sowie auch im September erreichten wir sogar rund 90 Prozent der Nächtigungszahlen aus dem Vorjahr.

Aber dann kam der Winter ...
Ja, genau! Wir sind mit der positiven Stimmung und den wichtigen Erfahrungen aus dem Sommer in den Winter 2020/21 gegangen. Leider müssen wir erleben, dass die Pandemie und die Infektionslage in ganz Europa einen Tourismus in der bisherigen Wintersaison beinahe unmöglich gemacht hat. Das heißt auch, dass wir bei den Nächtigungszahlen einen Einbruch von aktuell mehr als 90 Prozent hinnehmen mussten.

Wie schauen die Zahlen im Salzburger Land in einem "normalen" Winter aus?
Im letzten "normalen" Winter 2018/19 hatten wir im Salzburger Land rund 16 Millionen Nächtigungen und vier Millionen Gästeankünfte zu verzeichnen. Trotz allem lassen wir uns die Zuversicht nicht nehmen und arbeiten mit aller Kraft daran, den kommenden Sommer ähnlich erfolgreich zu gestalten. Wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Themen und Angebote haben, um gerade jetzt ein besonders attraktives Urlaubsland für unsere Gäste aus den Nahmärkten zu sein.

Befürchten Sie im österreichischen Tourismus eine große Pleitewelle?
Das hängt ganz von der Dauer der Pandemie ab. Ich sehe zunächst einmal das Positive: Die Bundesregierung unternimmt gemeinsam mit den Ländern alles, um den Tourismusbetrieben über die schwierige Zeit zu helfen. Durch unsere internationalen Kontakte wissen wir, dass diese Unterstützungsmaßnahmen im internationalen Vergleich eine absolute Vorreiterrolle einnehmen. Trotz all dieser Bemühungen müssen wir aber auch realistisch sein: Es wird nicht zu vermeiden sein, dass der eine oder andere Betrieb es nicht durch die Krise schaffen wird.

Was macht Ihnen Hoffnung?
Wenn wir das aktuelle Nachfrageverhalten unserer Zielgruppen beobachten, so sehen wir, dass durch die Krise naturnahe Urlaubsformen, unsere Kultur von Weltformat, aber auch Werte wie Nachhaltigkeit und Regionalität gefragter denn je sind. Auf lange Sicht muss uns also nicht bange sein. Österreich und das Salzburger Land werden auch in Zukunft sehr attraktive Urlaubsdestinationen sein. Wir müssen uns auf unsere Angebotsstärken und Gastgeberqualitäten konzentrieren und das Prädikat eines sicheren Urlaubslandes stärker ins Treffen führen.

Wann kann der Tourismus wieder das Niveau von Prä-Corona-Zeiten erreichen?
Das ist aktuell noch schwer abzuschätzen und hängt ganz vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Selbst Experten sind sich da uneinig. Ein wichtiger Parameter ist natürlich eine effiziente Impfstrategie, die maßgeblich ist für eine Erholung und die Rückkehr zur gewohnten Reisefreiheit. Gerade was den internationalen Tourismus im Sinne von Flugreisen und Gästen aus Fernmärkten wie Asien oder den USA betrifft, wird es wohl noch das eine oder andere Jahr dauern, bis wieder annähernd ein Niveau wie vor der Krise erreicht werden kann. Im Gegenzug sehe ich aber gerade bei europäischen Märkten – etwa bei Gästen aus Deutschland, Tschechien, den Benelux-Ländern und Skandinavien und ganz wichtig auch bei unseren österreichischen Inlandsgästen – viel Potenzial. Diese Menschen schätzen mehr denn je die Sicherheit durch kurze Wege zum Urlaubsort und die vielseitigen Aktivitäten in der freien Natur im Sommer wie im Winter, die wir in Österreich wie kein anderes Land in hochwertiger Qualität anbieten können.

Kommen Sie noch öfter nach Bad Zell?
Ich komme alle sechs bis sieben Wochen in meine alte Heimat, besuche dort meine Mutter und Verwandte. Ich habe natürlich auch noch viele Freunde in Bad Zell. Ich schätze diese Gegend wirklich sehr und bin überzeugt, dass die Region insgesamt noch ein großes Potenzial hat – vor allem auch was Themen und Angebote im Bereich des nachhaltigen Tourismus, der Gesundheit und der regionalen Kulinarik betreffen, die in Zukunft noch viel stärker an Bedeutung gewinnen werden.

Haben Sie auch Kontakt mit Touristikern im Mühlviertel? 
Zum ehemaligen Bad Zeller Tourismusdirektor Hans Hinterreiter, dem langjährigen Obmann Franz Pleimer und der Familie Fröhlich, den Eigentümern und Betreibern des „Lebensquell“, habe ich sehr guten Kontakt. Ich schätze ihre Arbeit für den Ort und die Region und freue mich generell immer über einen Austausch mit Freunden und Kollegen in meiner alten Heimat. Ein Treffen mit dem neuen Geschäftsführer der Tourismusregion "Mühlviertler Alm Freistadt", Stefan Wunderle, hat sich bis dato aber leider noch nicht ergeben.

Das heißt, Sie verfolgen den Tourismus im Mühlviertel. Welche Chancen geben Sie ihm?
Natürlich verfolge ich den Tourismus im Mühlviertel, aber auch im ganzen Bundesland Oberösterreich mit großem Interesse. Andreas Winkelhofer, der nunmehrige Landestourismus-Chef von Oberösterreich, ist ja ein langjähriger Mitarbeiter von mir. Er war viele Jahre Marketingleiter im Salzburger Land. Wir sind regelmäßig in Kontakt und ich sage ihm dann immer: Schau mir ja auf „mein“ Mühlviertel! Aber im Ernst: Ich bin fest davon überzeugt, dass es kaum eine idealere Region in Österreich gibt, die sich wie das Mühlviertel so perfekt anbietet, unter einem gemeinsamen Dach und einer starken Marke organisiert und vermarktet zu werden. Die Kräfte zu bündeln, gemeinsame Stärken zu nutzen und weiterzuentwickeln, ist in kaum einer Branche so essenziell und erfolgsversprechend wie im Tourismus.

Leo Bauernberger | Foto: Salzburger Land Tourismus
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