Borkenkäferbefall im Mühlviertel
"Sperrgebiete in Wäldern keinesfalls betreten!"
Der Borkenkäfer hält die heimischen Waldbesitzer weiterhin auf Trab. Die BezirksRundschau hat den Lasberger Günter Affenzeller zum Interview getroffen. Der 40-jährige Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer ist seit dem Jahr 2009 zuständig für Forstberatung im Bezirk Freistadt.
Wir befinden uns mittlerweile im dritten Jahr von intensiven Borkenkäferbefall. Warum ist die Situation so problematisch geworden?
Das hat eindeutig mit dem Klimawandel zu tun. Die Temperaturen steigen kontinuierlich an. Lange Trockenperioden stressen und schwächen die Bäume, weshalb die Käfer leichtes Spiel haben. Die Käfer entwickeln sich auch schneller mit steigender Temperatur. In tieferen Lagen bilden sich in einem Jahr bis zu drei Käfer-Generationen. Aus einem Käferpaar entstehen somit 16.000 Nachkommen.
Wie hoch ist der zu erwartende Schaden für die heimische Forstwirtschaft im Jahr 2019?
Für Oberösterreich vermutlich rund 100 Millionen.
Welche Regionen und Gemeinden sind besonders betroffen? Gibt es "Borkenkäfer-Hotspots"?
In Oberösterreich besonders betroffen ist das Mühlviertel, vor allem der Bezirk Urfahr-Umgebung. Im Bezirk Freistadt, sind es die südlichen Bereiche, sprich die Gemeinden Gutau, Pregarten, Unterweitersdorf, Bad Zell, Tragwein, Hagenberg, Neumarkt und Kefermarkt. Für den Bezirk Freistadt gehen wir Forstleute von rund 100.000 Festmeter Käferholz für das Jahr 2019 aus.
Wie kann man den Borkenkäfer bekämpfen?
Das Wichtigste sind regelmäßige Kontrollen und bei Befall die Bäume rasch zu entfernen. Da kann es um einen Tag gehen. Sollten Waldbesucher befallene Bäume entdecken, bitte machen Sie den Waldbesitzer darauf aufmerksam! Je eher er von dem Befall weiß, desto früher kann er reagieren.
Wie erkenne ich einen befallenen Baum?
Ist der Baum bereits abgestorben, ist die Krone rotbraun, die Rinde ist teilweise abgefallen und man sieht die zahlreichen Fraßgänge. Möglicherweise sind auch noch hellbraune Jungkäfer in der Rinde zu erkennen. Ist die Krone noch grün und die Rinde ist noch dran zeigen Bohrmehl in den Rindenschuppen bzw. am Stammfuß sowie abgefallene grüne Nadeln einen Befall an.
In Niederösterreich hat man sich im Kampf gegen den Käfer auch die Digitalisierung zu Nutze gemacht und Drohnen eingesetzt, um befallene Waldgebiete zu finden. Können Sie sich ein solches Vorgehen auch hier vorstellen?
Drohnen wurden auch bei uns eingesetzt. Sie liefern eine gute Befallsübersicht wenn der Schaden schon da ist. Momentan wird an einer Früherkennung gearbeitet, hier ist man aber erst im Versuchsstadium.
Kann man aktiv gar nichts gegen den Borkenkäfer tun?
Ist ein Schaden eingetreten, gilt es diesen erstmals rasch aufzuarbeiten und zu entfernen. Im darauffolgenden Frühjahr helfen sogenannte Fangbaumvorlagen dabei, Käfer, die überwintert haben, abzuschöpfen. Diese sollte man spätestens im März umschneiden. Die Borkenkäfer werden auf vorgeschlägerte und somit leichter zu kontrollierende Stämme in Bodennähe gelockt. Für den Einsatz solcher Fangbaumvorlagen gibt es auch Förderungen. Langfristig hilft nur ein Waldumbau mit anderen Baumarten.
Vom Käfer betroffen ist vor allem die Fichte. Knapp 50 Prozent aller heimischen Bäume sind Fichten. Werden nun vermehrt andere Baumarten gepflanzt?
Die Fichte wird unter 600 Meter Seehöhe mit Sicherheit ihre Führerschaft verlieren. Der Anteil an Fichten hat sich österreichweit, trotz steigender Waldfläche, seit 2008 um 63.000 Hektar reduziert. Es gibt mehrere Baumarten von denen wir Forstleute ausgehen, dass diese die Klimaveränderungen besser vertragen. Dazu zählen im Nadelholzbereich Douglasie, Lärche, Kiefer und Weißtanne, bei den Laubbäumen Rotbuche, Eichenarten und andere Edellaubhölzer. Besonders von der Douglasie erwarte ich mir viel. Sie wächst bei uns sehr gut, hält Trockenheit gut aus und kann vielfältig verwendet werden. Letztendlich werden wir eine Baumartenmischung brauchen. Die Landwirtschaftskammer gibt gerne Empfehlungen ab, informiert über Förderungen und unterstützen bei der Antragstellung.
Normalerweise finden Forstarbeiten in erster Linie in den Wintermonaten statt. Auf Grund der Käfer-Problematik und der enormen Schneedruckschäden des vergangenen Winters wird nun jedoch das ganze Jahr über in den heimischen Wäldern gearbeitet. Was bedeutet das für Erholungssuchende?
Erholungssuchende werden öfter auf Sperrgebiete treffen. Die Waldarbeit gehört zu den gefährlichsten Arbeiten mit vielen Schwerverletzten und leider auch immer wieder Todesopfern. Daher werden diese Flächen befristet gesperrt. Diese Sperren werden leider nicht immer ernst genommen. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Sperrgebiete keinesfalls betreten werden dürfen. Hier herrscht wirklich Lebensgefahr! Bei Nichteinhalten des Betretungsverbotes können auch Strafen verhängt werden.
Was passiert mit dem ausgeforsteten Käferholz?
Mechanisch gesehen ist es genauso gut wie jedes andere Holz. Es kann also ohne Bedenken auch zum Bauen verwendet werden. Der Grund für den deutlichen Abschlag beim Preis ist lediglich die Optik. Ein Bläuepilz geht Hand in Hand mit dem Borkenkäferbefall. Schwächere Dimensionen gehen in die Faserholzindustrie bzw. werden thermisch verwertet. Leider sind alle Märkte überlastet und es kommt zu langen Lagerzeiten im Wald.
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