Anschober will "Phantom-AKW" verhindern
Der Umwelt-Landesrat meint, die Atom-Lobby habe sich mit der Umweltverträglichkeitsprüfung ein "Eigentor" geschossen.
BEZIRK. "Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) des tschechischen Umweltministeriums für den Bau zweier neuer Reaktorblöcke im Atomkraftwerk Temelin verdient diesen Namen nicht", sagt Umwelt-Landesrat Rudolf Anschober. Die tschechische UVP sei ein "Persilschein" für Temelin 3 und 4, weil bis dato nicht feststeht, welche konkreten Reaktorblock-Typen errichtet werden. Die UVP lasse eine beliebige Kombination des Volumens, der Regelelemente und Dauer der Brennstoffzyklen bei den Reaktoren zu, so der Antiatombeauftragte des Landes Oberösterreich und Kernenergie-Experte Dalibor Strasky. Lediglich die Gesamtleistung von höchstens 3400 Megawatt sei geklärt.
Anschober sieht die Chance den Ausbau des AKWs aufgrund der inhaltlichen Mängel des Projektes und des Verfahrens zu stoppen. Der Grün-Politiker informierte die Bundesregierung und die EU-Kommission, weil das UVP-Verfahren dem Europarecht widerspreche. Zudem war bei der UVP die Öffentlichkeit ausgeschlossen – nur die Betreiber und die Behörde waren zugelassen. Anschober: "Die Kernfragen des Bedarfes, der Wirtschaftlichkeit und der Sicherheit sind nicht geklärt." Auch die tschechischen Auflagen einer UVP bleiben unerfüllt. Bedenklich sei auch, so Dalibor Strasky, dass ein künftiger Mitarbeiter des Temelin-Betreibers CEZ für die UVP im tschechischen Umweltministerium zuständig gewesen sei.
Die negativen Auswirkungen der neuen Anlage auf Mensch, Umwelt, Klima und Wetter durch Strahlung, Emissionen in der Luft, Lärm, Erwärmung der Moldau durch Abwässer soll im UVP-Bescheid verharmlost dargestellt sein.
Das LandOÖ werde auch die tschechische Öffentlichkeit davon informieren, so Anschober, dass eine Belastungslawine durch den AKW-Ausbau auf sie zukomme. "Temelin ist völlig unwirtschaftlich." Momentan liege der Strompreis in Europa bei etwa 42 Euro pro Megawattstunde. Damit Strom aus Temelin rentabel werde, sei ein Preis zwischen 65 und 90 Euro für die Megawattstunde notwendig. Der Umweltlandesrat bezieht sich auf eine Studie der schweizerischen Bank UBS, wonach der Strompreis in Mittel- und Osteuropa bis 2020 auf 36 Euro pro Megawattstunde fallen könnte. Temelin Betreiber CEZ wünsche sich daher staatlich garantierte Strompreise, damit allfällige Verluste der Staat auffangen könnte.
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