Fleischer und Bäcker
"Viele wissen gar nicht, dass wir geöffnet haben"

Karl Heinz Fürst ist derzeit nicht nur als Nahversorger besonders wichtig, sondern auch als Produzent.  | Foto: Fürst
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Bäcker und Fleischer im ganzen Bezirk fühlen sich "vergessen". Vor allem regionale Nahversorger leisten in der aktuellen Situation einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Politik und Medien hätten in den vergangenen Tagen fast ausschließlich betont, dass Supermärkte und Apotheken geöffnet hätten. 

WEITERSFELDEN, PREGARTEN. "Viele Kunden wissen überhaupt nicht, dass auch unsere Geschäfte offen sind", betont der stellvertretende Landesinnungsmeister der Bäcker, Reinhard Honeder aus Weitersfelden. „Wir und unsere Mitarbeiter gewährleisten in dieser schwierigen Zeit die Versorgung mit unverzichtbaren regional und handwerklich produzierten Lebensmitteln.“ In der Berichterstattung zur Versorgung mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs sei völlig untergegangen, dass auch fast alle Bäcker und Fleischer nicht nur ihre Produktion aufrechterhalten, sondern auch ihre Geschäfte für die Konsumenten offenhalten. „Wir, Bäcker und Fleischer, sind in den Städten wie auf dem Land gerade jetzt die unverzichtbaren Nahversorger und die Garanten, dass sich die Menschen in unserem Land in dieser unvergleichlichen Krise mit den Nahrungsmitteln des täglichen Bedarfs eindecken können ohne weite Strecken auf sich nehmen zu müssen“, sagt Honeder.

Umsätze drastisch gefallen

Ähnlich wie Honeder sieht die aktuelle Situation auch Karl Heinz Fürst. Er betreibt eine Fleischerei in Pregarten mit einer Filiale in Tragwein und beschäftigt insgesamt 20 Mitarbeiter. "Viele Leute haben bei uns angerufen und nachgefragt, ob wir offen haben", erzählt Fürst. "Die ersten drei Tage waren sehr zäh, wobei ich nicht abschätzen kann, ob die Leute nicht wussten, dass wir geöffnet haben oder ob sie derzeit einfach wirklich sehr eingeschränkt und zurückgezogen leben." Die wirtschaftlichen Einbußen des Unternehmens sind nach knapp einer Woche, in der die Richtlinien der Bundesregierung in Kraft sind, um die Corona-Krise einzudämmen, jedoch deutlich spürbar: 90 Prozent weniger Umsatz bei Essen und Catering. "Viele Arbeiter haben bei uns Jause eingekauft. Außerdem beliefern wir viele Kindergärten und Schulen", sagt der Fleischhauer, für den Catering und Partyservice wichtige Standbeine sind – ebenso wie der Viehhandel. "Der Tierhandel geht natürlich weiter. Die Produktion darf nicht stillstehen, denn hier geht es um wichtige Nahversorgung. Häufig sind es auch kleinere Produzenten wie wir, die im Hintergrund tätig sind und große Lebensmittelgeschäfte beliefern, das sollte man keineswegs vergessen." Fürst kann sich derzeit auch vorstellen, Kunden zu beliefern. "Wir werden natürlich nicht Gai-fahren, das wäre zu viel Kundenkontakt, aber bei telefonischer Bestellung können wir die Ware gerne zustellen."

Langfristige Chance für Nahversorger

Derzeit sind in der Fleischerei Fürst alle Mitarbeiter im Einsatz. "Sollte es wirklich so weit kommen, werden wir das neue Kurzarbeitsmodell in Anspruch nehmen. Wir wollen den Betrieb unbedingt aufrechterhalten und es soll auf keinen Fall Kündigungen geben", zeigt sich Fürst optimistisch. Die Hygienemaßnahmen im Geschäft sind wie überall streng. Das sei für die Mitarbeiter aber nicht wirklich neu, denn in Lebensmittel-Betrieben sind die Hygienevorschriften so und so immer strikt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie kann auch Fürst nicht abschätzen, er hofft jedoch, dass die Krise langfristig eine gute Chance für Nahversorger sei. "Ich hoffe auf ein Umdenken in der Gesellschaft, dass die Menschen erkennen, wie wichtig nicht nur Regionalität, sondern vor allem auch Lokalität ist, nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei den Arbeitsplätzen. Es ist eine gute Möglichkeit, hier wieder mehr Bewusstsein zu schaffen und die Abhängigkeit von großen Konzernen zu überdenken."

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