Kunstmuseum Waldviertel
Lebensfrohe Kunst, die Menschen verbindet
Eine ganz besondere Jahresausstellung gibt es heuer im Kunstmuseum Waldviertel zu sehen - in der "Kapelle der Lebensfreude".
SCHREMS. Unter dem Titel "Art Vital" zeigen im Kunstmuseum Waldviertel 13 Künstlerinnen und Künstler der seit 30 Jahren bestehenden Caritas-Kunstgruppe Retz ihre Werke, die "so interessant, aufregend und vielgestaltig sind und tief berühren", wie der künstlerische Leiter des Museums, Bernhard Antoni-Bubestinger, bei der Eröffnungsfeier am Samstag sagte.
Keine Schubladisierung
Das Projekt der Retzer Kunstgruppe - Kunst von Menschen mit Behinderung ist ein Vorzeigeprojekt gelebter Inklusion, gegenseitiger Akzeptanz und Gleichberechtigung. Sie wird von der Caritas Behinderteneinrichtung unter der Leitung von Sladjana Visekruna betreut und ist in ihrer Art wohl einzigartig in Österreich. Es ist ihre erste Ausstellung in einem Museum. "Als wir vor circa einem Jahr die Künstlergruppe besuchten, war ich von der Ausdruckskraft und der Vielfalt ihrer Arbeiten so beeinduckt, dass wir sofort beschlossen haben, diese Ausstellung muss nach Schrems kommen", so Hausherrin Heide Warlamis.
"Mit ‚Art Vital‘ haben wir einen Titel gefunden, der – im Gegensatz zu gängigen Begriffen wie ‚Art Brut‘ oder ‚Outsider Art‘ – nicht wieder stigmatisiert und schubladisiert und Grenzen aufbaut, sondern offen ist. Auf der anderen Seite spiegelt er auch die Arbeit der Künstler wider, die derart lebhaft, fröhlich und authentisch ist", erklärt Antoni-Bubestinger. Und diese Fröhlichkeit spüre man gleich, wenn man die "Kapelle der Lebensfreude" im ersten Stock des Museums betritt, die innerhalb von drei Tagen gestaltet wurde. Der Titel bezieht sich auch auf die kreative Vitalität, die jedem Menschen innewohnt. Das Kunstmuseum Waldviertel setzt sich schon seit vielen Jahren dafür ein, das kreative Potenzial von Menschen jeder Altersgruppe zu fördern.
Seit zehn Jahren begleitet und fördert die im Waldviertel geborene und in der Wachau lebende Malerin Christa Hameseder die Kunstgruppe. Ihre Werke sind integrativer Teil der Ausstellung. Kunst von Menschen mit und ohne Behinderung wird auf gleicher Augenhöhe präsentiert. Ilse Simma-Boyd, Leiterin Bereich Menschen mit Behinderung der Caritas Erzdiözese Wien: "Behinderung entsteht dort, wo man jemandem Barrieren setzt. Ausgrenzung - egal in welcher Form - hat in unserer Gesellschaft nichts verloren, und Inklusion sollte eine Selbstverständlichkeit sein." Und mit so einer Selbstverständlichkeit sollte man auch einander begegnen.
Zu Wort kam auch der Kunstwissenschaftler und Projektbegleiter Carl Aigner, offiziell eröffnet wurde die Ausstellung von Nationalratsabgeordneter Martina Diesner-Wais. Die Eröffnung, die ein Klassik-Ensemble unter der Leitung von Svatomir Vodak musikalisch begleitete, moderierten Thomas Krottendorfer (Leiter der Region Weinviertel, Bereich Menschen mit Behinderung) und Kunstmuseum-Geschäftsführerin Ruth Schremmer.
Buchpräsentation
Anlässlich der Ausstellung erscheint im Rahmen des Viertelfestivals Niederösterreich im Verlag Bibliothek der Provinz ein Buch über die Kunstgruppe Retz und die Malerin Christa Hameseder. Es wird zum Auftakt des Festivals am 13. Mai 2023 präsentiert.
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