Pflichtschulen: Ressourcen sind knapp
Bezirksschulinspektorin Doris Baumann spricht im Interview über Herausforderungen in den Schulen.
GRIESKIRCHEN. Seit knapp 100 Tagen ist die neue Grieskirchner Bezirksschulinspektorin Doris Baumann im Amt. Kurz vor den Sommerferien stattete sie vergangene Woche im Rahmen ihrer persönlichen Vorstellungstour den letzten beiden der insgesamt 48 Pflichtschulen des Bezirks Grieskirchen einen Besuch ab.
BezirksRundschau: Welchen ersten Eindruck haben Sie von den Pflichtschulen im Bezirk Grieskirchen?
Doris Baumann: Es wird dort super gearbeitet. Das Engagment der Lehrer ist groß, und man sieht, dass sehr viele Projekte und Feste auch außerhalb der Schulzeit organisiert und verwirklicht werden.
Welche Themen wurden von den Direktoren und Lehrern bei den Gesprächen an Sie herangetragen?
Es gibt zwei Kernthemen, die immer zur Sprache gekommen sind: Einerseits ging es um die steigende Zahl der verhaltens-auffälligen Schüler und die damit verbundene steigende Burn-out-Rate bei den Lehrern. Beim zweiten Thema handelte es sich um die knappe Anzahl an Wochenstunden, die vom Bund für die einzelnen Schulen genehmigt werden.
Warum werden diese Stunden immer weniger?
Je weniger Kinder in den Pflichtschulen unterrichtet werden, desto weniger Dienstposten werden genehmigt. Ab Herbst wird es im Bezirk Grieskirchen bei den Hauptschulanfängern wieder um 100 Schüler weniger als im Vorjahr geben – das entspricht vier Klassen. Daher wird es immer schwieriger, zusätzliche Stunden wie etwa Begabtenförderung oder Schwerpunktfächer anzubieten. Es stehen dafür einfach keine personellen Ressourcen zur Verfügung. Freigegenstände, so wie es sie früher gegeben hat, sind praktisch komplett verschwunden. Die meisten Schulen sind froh, wenn sie überhaupt einen Schul-Chor zusammenbringen. Da ist es dann auch oft so, dass die Lehrer diesen dann in ihrer Freizeit betreuen.
In welchem Bereich sehen Sie persönlich speziellen Handlungsbedarf?
Bei der Sonderpädagogik. Hier im ländlichen Bereich schauen wir natürlich, dass wir genauso wie in den Städten Integrationsklassen für Kinder mit Beeinträchtigung anbieten können. Das ist aber nicht immer einfach, weil die Distanzen zwischen den Schulen oft groß sind. Darum müssen wir manche Kinder in „Einzel-Integration“ in ihrer Sprengelschule unterbringen. Dort können wir sie nicht mit den Förderstunden, die sie eigentlich brauchen würden, bedienen, weil wiederum die finanziellen Mittel knapp sind. Genau hier wäre das Geld aber bestens eingesetzt.
Interview: Bernadette Aichinger
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