Trauerbeleitung: "Das Leben kann man nicht kontrollieren, jedoch wie man damit umgeht"
Das Leben von Veronika Just war von einer Sekunde auf die andere nicht mehr dasselbe. Im letzten Jahr verstarb ganz plötzlich ihr Mann. Wie sie es schafft, mit diesem Verlust um zu gehen und wo sie Hilfe und Unterstützung fand, darüber spricht sie in diesem Interview.
Wie haben Sie Zeit unmittelbar nach dem Tod Ihres Mannes erlebt?
Die ersten Tage danach war ich in einem Schockzustand. Gerade auch in der Zeit der Vorbereitungen für das Begräbnis habe ich einfach nur funktioniert. Es stürmte so viel auf mich ein, dass die Trauer nicht den erforderlichen Platz einnehmen konnte.
Was hat Ihnen in der ersten schweren Zeit besonders geholfen?
In erster Linie meine Familie und auch Freunde. Ich durfte die Erfahrung machen, dass mich wirklich viele wahre Freunde in dieser Zeit begleiteten und mir zur Seite standen. Sie waren und sind mir neben meiner Familie eine große Unterstützung.
Wie haben Sie vom Angebot der Impulsabende für trauernde Menschen beim Roten Kreuz erfahren?
Von einer Freundin, deren Ehemann ein halbes Jahr vorher ebenfalls ganz plötzlich verstorben ist.
Wann war für Sie klar, dass Sie an den Impulsabenden teilnehmen möchten?
Sofort, da mir schon relativ bald bewusst wurde, dass bei so einschneidenden Lebenserfahrungen Impulse von außen Sinn machen. Zumal mich Personen des Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes Eferding, in den Stunden nach dem plötzlichen Tod meines Mannes, in einer sehr einfühlsamen Art und Weise begleitet haben.
Sind Sie mit besonderen Gefühlen oder Erwartungen zu diesen Abenden gegangen?
Nein, ich denke Erwartungshaltung blockiert und schränkt ein. Ich war offen und ließ die neuen Erfahrungen einfach zu.
Wie sind die Abende abgelaufen?
Zuerst besuchte ich den Trauervortrag beim Roten Kreuz. Es war ein öffentlicher Vortrag für Interessierte und Betroffene und es fanden sich sehr viele Menschen ein. Ich kann mich heute gar nicht mehr an all die gesprochenen Worte erinnern, ein Satz hat mich jedoch an diesem Abend dazu bewogen weiterzumachen und zwar: "Das Leben kann man nicht kontrollieren, jedoch wie man damit umgeht“. Und dieses Umgehen war ich bereit zu lernen. Die Impulsabende fanden im kleinen Kreise statt und das empfand ich als sehr positiv.
Was war für Sie besonders hilfreich?
Die Gemeinschaft und das Verständnis. Die drei uns begleitenden Trauerbegleiterinnen waren mitfühlend, ließen uns viel über das Erfahrene reden und gaben uns immer wieder fachliche Impulse und Impulse durch Geschichten, Gedichte und Sinnsprüche.
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Das könnte ich so nicht sagen, da ich keine Erwartungen hatte, aber ich nahm mir sehr viel Tröstendes mit und das Gefühl, dass es einerseits viele Menschen gibt, die das gleiche Schicksal mit mir teilen, und andererseits auch viele Menschen, die uns beim Annehmen und Umgehen mit unserer Trauer helfend zur Seite stehen.
Gibt es etwas, dass Sie an Menschen mit ähnlichen Schicksalen weitergeben möchten?
Ja, und zwar den Rat, unbedingt Hilfe anzunehmen. Eine Möglichkeit dabei wäre, diese Impulsabende zu besuchen.
Nächste Termine Impulsabende für trauernde Menschen:
18. und 25. März., 1. und 8. April. 2014, immer dienstags von 19:00 - 21:00 Uhr beim Roten Kreuz in Eferding, Vor dem Linzer Tor 10, 4070 Eferding.
Voranmeldung erbeten unter:
DGKS Judith Resch, 07272/2400-26 od. 0664/82 34 376
judith.resch@o.roteskreuz.at
Interview und Foto: Rotes Kreuz
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.