Story der Woche
Unklare Situation bei dritter Corona-Impfung
Im Herbst soll mit der Auffrischung gestartet werden. Der Ablauf im Hinblick auf den dritten Stich ist aber noch ungewiss. Fakt ist, dass die Impfung Wirkung zeigt: Derzeit werden nur vier Corona-Patienten im Klinikum Wels-Grieskirchen stationär behandelt.
BEZIRKE. Der dritte Stich. Ein Thema, das derzeit heiß diskutiert wird. Klare Antworten auf die Frage, für wen die Auffrischung der Corona-Impfung notwendig und sinnvoll ist, können derzeit aber nicht gegeben werden. Rainer Gattringer, Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen kennt die komplizierte Situation. "Derzeit ist es so, dass man zu wenig weiß, welche Bevölkerungsgruppen die dritte Impfung in Anspruch nehmen sollen", erklärt Gattringer. Von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) wurde der Start für die dritte Impfrunde in Österreich zuletzt auf den 17. Oktober festgelegt. Dann sollen die Menschen geimpft werden, die am 17. Jänner die zweite Dosis erhalten haben. Laut Mückstein könnten gewisse Risikogruppen aber schon früher zum Zug kommen.
"Lernen monatlich dazu"
Für Gattringer ist allerdings klar, dass es vor allem für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen wichtig sei, die dritte Impfung in Anspruch zu nehmen.
"Diese Gruppe ist aufgrund des hohen Alters und diverser Krankheiten nicht so fit wie der Rest der Bevölkerung. Daher war sie auch während der Hochphase im vergangenen Jahr am stärksten betroffen."
Dasselbe gilt für jene Menschen, die aufgrund einer Grunderkrankung oder wegen Medikamenten ein eingeschränktes Immunsystem haben. Schwieriger gestaltet sich die Lage hingegen beim restlichen Teil der Bevölkerung: "Wir warten auf die verschiedenen Einschätzungen der behördlichen Stellen, die momentan Daten und Studien dazu analysieren", sagt Gattringer. Er geht davon aus, vor allem die jüngere Bevölkerung müsse nicht sofort einen dritten Termin nach Ablauf der vorgegebenen neun Monate wahrnehmen. "Das ist aber eine rein persönliche Einschätzung. Fakt ist, dass wir monatlich dazulernen. Die Situation ist für uns alle neu und unbekannt – so ehrlich muss man sein."
Impfung zeigt Wirkung
Auch wenn die Zahl der Neuinfektionen in Oberösterreich wieder steigt, ist laut Gattringer die Lage im Klinikum Wels-Grieskirchen entspannt: Derzeit werden vier Corona-Patienten stationär behandelt. Die Impfung zeigt also hier jedenfalls ihre Wirkung. Vor allem nach den ersten Impfungen in den Heimen wurden die Krankenhäuser spürbar entlastet. "Jetzt ist die Lage eben so, dass Infektionen vor allem bei den jungen Leuten auftreten, die aber in den meisten Fällen nicht schwer erkranken", erklärt der Arzt. Das sei vermutlich auch der Grund, warum sich diese Altersgruppe vergleichsweise weniger oft impfen lasse, meint Gattringer. Gleichzeitig betont er, es bestehe quer durch alle Altersschichten noch Aufholbedarf. Wichtig seien unkonventionelle und niederschwellige Impfangebote, um auch jene Leute zu erreichen, die noch keinen Termin gebucht haben. Die aktuelle Impfquote bei den Vollimmunisierten im Bezirk Grieskirchen liegt bei 60,5 Prozent, in Eferding bei 62,1 Prozent. In Oberösterreich haben 61,0 Prozent den vollen Schutz erhalten (Stand 16. August). Im Hinblick auf den kommenden Herbst zeigt sich Gattringer daher zuversichtlich: "Wir haben mit den Geimpften und Genesenen vor allem im Hinblick auf die Risikogruppen eine andere Situation als letztes Jahr."
Zur Sache
Am 17. Oktober soll mit der Impfauffrischung in Österreich begonnen werden. Das gab Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kürzlich bekannt. Da jene Menschen, die als Erste geimpft wurden, am 17. Jänner die zweite Dosis erhielten, bekommen sie neun Monate später die dritte Impfung.
Neun Monate ist auch der Zeitraum, für den der Impfnachweis gilt. Die Regierung hat erklärt, man warte bezüglich einer dritten Impfung auf die Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Diese Empfehlung soll in den kommenden Wochen erfolgen.
Für die Auffrischungsimpfung wird voraussichtlich überwiegend das Serum von BioNTech und Pfizer verwendet. BioNTech selbst hat sich zuletzt für eine dritte Impfung mit dem bereits vorhandenen Impfstoff ausgesprochen.
Kommentar
Der Ball liegt bei den Ungeimpften
Die Lage ist alles andere als einfach. Auf der einen Seite können wir dank der Impfung momentan einen Sommer mit fast schon verloren geglaubten Erlebnissen, Reisen und Veranstaltungen genießen. Auf der anderen Seite steht Österreich wohl vor dem Beginn einer vierten Welle und somit vor der Frage: Wie lange schützt uns die Impfung? Und ab wann ist es notwendig, die Schulter ein drittes Mal hinzuhalten?
Aktuell scheint aber vor allem wichtig zu sein, jene Menschen zu überzeugen, die bis dato noch keinen schützenden Stich erhalten haben. Es hat sich gezeigt: Je mehr Leute sich impfen lassen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Intensivstationen in unseren Krankenhäusern erneut überlastet werden. Und das zu vermeiden, war und ist seit Beginn dieser Pandemie das erklärte Ziel.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.