„Der Verlust von Triple A schockiert mich nicht“

Wolfgang Großruck ist seit 1995 Nationalratsabgeordneter. Im Jahr 2009 legte er sein Amt als Grieskirchner Bürgermeister nach fast 13 Jahren Amtszeit zurück. Das Foto zeigt Wolfgang Großruck (r.) mit Yerzhan Kazykhanov, Außenminister von Kasachstan. | Foto: privat
  • Wolfgang Großruck ist seit 1995 Nationalratsabgeordneter. Im Jahr 2009 legte er sein Amt als Grieskirchner Bürgermeister nach fast 13 Jahren Amtszeit zurück. Das Foto zeigt Wolfgang Großruck (r.) mit Yerzhan Kazykhanov, Außenminister von Kasachstan.
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BezirksRundschau: Herr Nationalrat, es ist nun drei Jahre her, seit Sie als Bürgermeister von Grieskirchen zurückgetreten sind. Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?
Wolfgang Großruck: Wenn Sie mich fragen, was ich jetzt mache, dann nenne ich den heutigen Tag als Beispiel. Ich bin gerade vor einer Dreiviertelstunde am Linzer Flughafen gelandet. Ich war 30 Stunden unterwegs und bin von Kastachstan über Frankfurt zurück nach Österreich geflogen. Ich war in Kasachstan im Rahmen der OSZE bei den Wahlen als Beobachter und als Mitglied im engeren Team des Leiters der Wahlbeobachtungen.

BezirksRundschau: Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Großruck: Es ist interessant. Kommendes Wochenende fliege ich für zwei Tage nach Istanbul zu einer Tagung. Man kennt viele Leute und hat gewissen Bekanntheitsgrad bei den handelnden Personen. Ich habe international sehr viele Freundschaften aufbauen können.

BezirksRundschau: In welchen Funktionen sind Sie derzeit tätig?
Großruck: Ich bin Präsident der österreichisch-albanischen Gesellschaft und Vorsitzender der Freundschaftsgruppe im Parlament. Ich bin Vorsitzender des Immunitätsausschusses, Obmann-Stellvertreter im Menschenrechtsausschuss und verschiedenen anderen Ausschüssen wie im Bauten- und außenpolitischen Ausschuss. Zudem bekleide ich bei der OSZE die Funktion eines Vizepräsidenten der parlamentarischen Versammlung. Somit bin ich genug ausgelastet. Das alles kann ich aber nur deshalb tun, weil ich nicht mehr Bürgermeister bin.

BezirksRundschau: Das Bürgermeisteramt fehlt Ihnen also nicht?
Großruck: Ich bereue keine Minute, die ich Bürgermeister war. Im Gegenteil – es war wirklich eine schöne Zeit.

BezirksRundschau: Wie fair laufen die Wahlen in Kasachstan ab?
Großruck: Man muss das pragmatisch angehen. Ich war schon zehn Mal in Kasachstan und kenne das Land sehr gut. Natürlich weiß man, dass dort die volle Demokratie nicht gegeben ist. Aber man kann schon ein bisschen auf die Verantwortlichen einwirken. Wir sagen ihnen, dass wir ihnen nichts anschaffen wollen, geben aber Empfehlungen ab. Sonst könnte es zum Beispiel zu Entwicklungen wie im arabischen Frühling kommen, wo es gewaltsame Umbrüche gibt. Und diese Empfehlungen nützen schon etwas.

BezirksRundschau: Sie merken also, dass Ihre Arbeit bzw. die Arbeit der OSZE, dort tatsächlich etwas bewirkt?
Großruck: Ja, schon. Ich war voriges Jahr zweimal beim Staatspräsidenten von Aserbaidschan. Bei einem Besuch habe ich mit ihm eine Stunde lang ein Vieraugengespräch geführt, weil ich Leiter der Wahlbeobachtung war. Da bin ich draufgekommen, dass er natürlich genau weiß, dass sein Land keine Demokratie im engeren Sinn ist. Aber er weiß auch, dass die Entwicklung vorgangetrieben werden muss, sodass eine pluralistische Gesellschaft entsteht. Natürlich muss man Verständnis haben, dass dieses Umdenken nicht von heute auf morgen passieren kann.

BezirksRundschau: Was ist Ihrer Meinung nach in Österreich innenpolitisch das brennenste Thema?
Großruck: Das ist die Schuldenbremse. Das Budget muss auf Vordermann gebracht werden. Ich glaube auch, dass wir einen Demokratieschub brauchen – nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

BezirksRundschau: Es wird immer wieder thematisiert, dass die Politikverdrossenheit bei den Bürgern groß ist. Verwundert Sie das?
Großruck: Nein. Und zwar deshalb nicht, weil wir schon dasselbe gesagt haben, als ich jung war.

BezirksRundschau: Sie glauben also nicht, dass die Leute heute weniger mit Politik anfangen können als früher?
Großruck: Im Gegenteil! Sie sind sogar viel interessierter. Kritik an politischen Entscheidungen zeigt ja Interesse.

BezirksRundschau: Vergangenes Wochenende hat Österreich den AAA-Status verloren. Was bedeutet das für unser Land?
Großruck: Da muss man relativieren. Für uns persönlich, ist das vielleicht eine verletzte Ehre. Aber nicht einmal in Europa findet das eine große Aufmerksamkeit. Die Herabstufung ist vielleicht sogar ganz gut, weil dadurch manche Entscheidungen in Wien rund um die Sanierung des Budgets vielleicht schneller fallen.

BezirksRundschau: Sie waren also über die Meldung nicht geschockt?
Großruck: Nein, das schockiert mich nicht.

BezirksRundschau: Es beunruhigt Sie auch nicht?
Großruck: Nein. Unruhe und Angst sind schlechte Ratgeber. Ich bin unverbesserlicher Optimist.

BezirksRundschau: Was wünschen Sie sich für Ihre persönliche Zukunft?
Großruck: Gesundheit natürlich für meine Familie und mich. Und Zufriedenheit.

BezirksRundschau: Es es schwierig Zufriedenheit zu erlangen?
Großruck: Ja, das ist schwierig. Das muss man auch lernen. Ich bemühe mich, der inneren Zufriedenheit immer näher zu kommen. Man darf nicht alles zu ernst nehmen. Das ist ein gutes Rezept.

Interview: Bernadette Aichinger

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