Landsleute im Ausland: "Florida ist einfach sexyer"
Der Agathenser Harald Neuweg ist seit 2002 Besitzer des "Fritz & Franz Bierhaus" nahe Miami. Mit der BezirksRundschau sprach er über die Unterschiede zwischen Amerika und Österreich sowie Schnitzel in Florida.
ST. AGATHA, MIAMI (jmi). "Immer wenn ich in Miami bin, schau ich bei Fritz & Franz vorbei. Der Besitzer ist ein Österreicher und ein total netter Typ", heißt es auf der Bewertungsplattform tripadvisor. Der Besitzer ist genauer gesagt ein Agathenser: Harald Neuweg hat es 1980 nach Miami im Bundesstaat Florida verschlagen. "Ich habe auf Saison in der Schweiz gearbeitet, habe dann auf Stellenangebote in Florida, Hamburg, Tokio und Sydney geantwortet. Die Restaurants in Hamburg und Florida wollten mich sofort haben. Warum es dann Letzteres geworden ist? Florida ist einfach sexyer als Hamburg", erzählt Neuweg.
Mit Arnie-Gag zum Erfolg
In Miami fing er in einem kleinen Restaurant an und machte sich schnell selbstständig. Die nächsten Jahre kaufte Neuweg heruntergekommene Läden, päppelte sie auf und verkaufte sie gewinnbringend ein Jahr darauf. Später eröffnete er im Vorort Coral Gables das Spezialitätenrestaurant "da capo", das aber aufgrund einer guten Kritik nicht gut lief. Was war passiert? "Der Kritiker hat in dem Artikel mich in den Vordergrund gestellt, nicht die Küche. 'Harald from Austria' – gut, wenn er das so will, dann wird er es auch so bekommen. Darum habe ich aus ‚da capo‘ 2002 das ‚Fritz & Franz Bierhaus‘ gemacht." Der Name ist der "Saturday Night Live"-Sketchreihe "Hans and Franz" entlehnt, in der zwei "österreichische" Muskelprotze à la Arnold Schwarzenegger klamaukten. "Den Namen konnten wir natürlich nicht direkt übernehmen, darum ist ‚Fritz & Franz‘ daraus geworden. Egal, die Amerikaner erinnern sich sofort an ‚Saturday Night Live‘ und sind automatisch in guter Stimmung. Das gilt auch bei unseren Mitarbeitern: Hauptsache Lächeln." In und um Miami, wo wöchentlich 20 bis 50 Restaurants eröffnen, kommt Fritz & Franz mit Apfelstrudel, Wiener Schnitzel und Bier gut an. "Die Amis schätzen unsere Küche, unsere Diplomatie in der Welt. Besonders Amis, die nach Österreich gereist sind, haben vor allem Salzburg und Wien gesehen und lieben diese Städte – in München wiederum Oktoberfest und Bier. Diese Qualitäten sind in Amerika bekannt", weiß der 56-Jährige. Den Schritt über den großen Teich will der Agathenser nie bereut haben. "Etwas besser wäre gewesen, mit mehr Geld zu starten. Damals hatte ich 50 Dollar in der Tasche." Was er Auswanderern empfiehlt? "Viele davon habe ich nach Hause geschickt. Als Einwanderer brauchst du vor allem einen Job, Geld und, das Allerwichtigste, eine Arbeitserlaubnis."
Österreich nur im Urlaub
Das Ticket für Österreich kauft Neuweg nur für Urlaube, seine Wahlheimat bleibt vorerst Florida. "In den USA läuft alles einfach, Geschäfte sind bis 11 Uhr abends offen. Mit der Autobahn kann man überall hin und man kann das ganze Jahr über Shorts und T-Shirt tragen", erklärt er. Etwas ruhiger will er es trotzdem angehen lassen: In der Küche arbeitet er nur noch etwa dreimal im Jahr. Neuweg konzentriert sich lieber auf seine zwei weiteren Projekte: das Coral-Gables-Oktoberfest und das Coral-Gables-Bluesfestival, die er vor 22 beziehungsweise 20 Jahren ins Leben gerufen hat. Über seine Erlebnisse in der Welt der Küchen und Restaurants will Neuweg demnächst ein Buch schreiben. Den Titel weiß er schon: "How to Open a Restaurant and 5,000 Reasons Not to."
Weitere Beiträge unserer Serie Landsleute im Ausland finden Sie hier:
- Hongkong: Sandra Hoslin
- New York: Eva Schmiedleitner
- Brisbane: Markus Barth
- Göttingen: Johannes Karl
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