Weniger Ausbildung, altes Gerät
Heeres-Sparkurs auch in Kaserne Güssing unübersehbar
Der jahrelange Sparkurs beim Heer macht sich auch in Güssing bereits drastisch bemerkbar.
Panzerabwehrrohre aus dem Jahr 1966, Maschinengewehre aus 1974, Sturmgewehre anno 1977: "Manche Waffen im Bundesheer sind älter als die Eltern der Rekruten, die sie benutzen", veranschaulicht Thomas Erkinger, Kommandant des Jägerbataillons 19, den Investitionsstau, der sich im Heer aufgrund des chronischen Geldmangels angesammelt hat.
Kaum Geländetaugliches
Ähnlich verhält es sich mit dem Fuhrpark, der in den Kompanien in der Güssinger Montecuccoli-Kaserne stationiert ist. "Mit gepanzerten Fahrzeugen sind wir gut ausgerüstet, aber es fehlt an gefechtstauglichen Fahrzeugen, sprich an Nachfolgemodellen für den Pinzgauer und den Puch G", sagt Erkinger. Von diesen fast 50 Jahre alten Fahrzeugen gebe es in Güssing "kein Dutzend mehr".
Nachtausbildung gekürzt
Zum Sparen ist man in der Montecuccoli-Kaserne praktisch überall angehalten. Die Munitionsvorräte wurden drastisch verringert, für die Ausbildung ist sie nur noch begrenzt vorhanden. Die Personalkosten werden reduziert, indem Überstunden des Kaders gekürzt werden. "Das geht auf Kosten der Nachtausbildung und der Ausbildungsqualität", warnt Erkinger.
Ihm ist allerdings klar, dass Güssing im Vergleich zu anderen österreichischen Garnisonen noch immer im Vorteil ist. "Wir haben eine topmoderne Infrastruktur und einen relativ guten Personalstand. Andere sind weit schlechter dran."
Zu wenige Grundwehrdiener
Auch an anderen Schrauben sollte nach Erkingers Überzeugung gedreht werden. "Von 80.000 pro Jahr in Österreich Geborenen werden nur noch 16.000 zu Grundwehrdienern. Das ist zu wenig, vor allem seit der Grundwehrdienst verkürzt wurde", betont Erkinger. Drei seiner sechs Monate verbringe der Rekrut beim Assistenzeinsatz an der Grenze, das mache eine Ausbildung an bestimmten Waffengattungen, bei Aufklärern oder Fernmeldern fast unmöglich. Das führe zu einem "Know-how-Verlust im Kader", registriert Erkinger, der auch Änderungen bei den Tauglichkeitskriterien für angehende Grundwehrdiener anregt.
Miliz dünnt aus
Ein weiterer Effekt: In die Miliz rücken kaum noch Leute noch. "Im ganzen Burgenland gibt es nur noch rund 500 Milizangehörige, und von Übung zu Übung werden es weniger", so Erkinger. Auch für die Auslandseinsätze im Kosovo oder in Bosnien-Herzegowina melden sich immer weniger Milizangehörige.
Neue Bundesregierung gefragt
Dass sich an der Situation österreichweit etwas ändert, wünscht sich Erkinger von der neuen Bundesregierung. "Fast alle Parteien haben sich dazu bekannt, das Heeresbudget aufzustocken. Wir sind also positiv gestimmt."
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