Güssinger Holzdiesel-Anlage wird vergrößert
Forscher wollen Erkenntnisse für die industrielle Großproduktion gewinnen
Die Herstellung von Biodiesel aus Holz in Güssing hat die nächste Etappe erreicht. Das Forschungskonsortium Bioenergy 2020+ hat seine Testanlage vergrößert und die Erzeugungskapazität auf 159 Liter pro Tag erhöht. "Eine weltweit in dieser Art einzigartige Pilotanlage", hob Geschäftsführer Walter Haslinger hervor.
"Sie ist ein wichtiger Schritt, um die Wirtschaftlichkeit der Produktion von Biotreibstoffen der zweiten Generation zu steigern. Wertvolle Erkenntnisse am Weg vom Labor bis zur Industrieanlage können gewonnen werden", sagte Haslinger.
Biodiesel "made in Güssing" wird nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren hergestellt. Es kann sowohl in seiner Reinform verwendet als auch fossilem Diesel beigemischt werden. Partner aus der Autoindustrie unterstützen das Projekt finanziell, aber auch als Flugzeugtreibstoff lässt sich der Holz-Diesel verwenden. Durch die Beimischung zu fossilem Diesel erhalte man "Treibstoff in Premium-Qualität", heißt es.
Für einen Liter Diesel werden rund drei Kilogramm Holz benötigt und vergast. Auch die Verwendung von landwirtschaftlichen Nebenprodukten ist möglich.
"Biodiesel aus Holz verringert den CO2-Ausstoß gegenüber fossilem Treibstoff um 90 %. Es gibt außerdem keinen Wettbewerb mit der Nahrungsmittelproduktion", hob Projektleiter Reinhard Rauch hervor.
In der nächsten Forschungsphase wird der Bau einer Großanlage vorbereitet, die Mitte der 2020er Jahre in Betrieb gehen könnte. "Der niedrige Ölpreis macht es uns derzeit allerdings schwierig, Partner aus der Raffinerie- und Ölindustreie zu motivieren", räumte Haslinger ein.
Das Güssinger Forschungsprojekt kostet 2,5 Millionen Euro. 45 % davon übernehmen der Bund sowie die Bundesländer Burgenland, Niederösterreich und Steiermark.
"Das Burgenland will den Anteil der erneuerbaren Energieträger am Gesamtenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 50 % steigern", sagte Umweltlandesrätin Astrid Eisenkopf. Die Forschung am "Musterbeispiel Güssing" liefere wichtige Grundlagen, um den Einsatz von Bio-Treibstoffen unter realen Bedingungen zu testen.
Was den Ökoenergie-Standort Güssing grundsätzlich betrifft, hofft Bürgermeister Vinzenz Knor, "neuen Schwung in die Marke" zu bringen. Regelmäßige Treffen der beteiligten Unternehmen sollen dazu beitragen. "Wir hoffen, dass die Probleme gelöst werden", so Knor. Wirtschaftliche Turbulenzen bei einigen Betrieben hatten in den letzten Monaten Sand ins Getriebe des Ökoenergie-Standorts gebracht.
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