Haberl: Südburgenland-Tourismusverband "wäre ein Rückschritt"
Johann Haberl (Hotel Larimar, Stegersbach), Sprecher der burgenländischen Hoteliers-Plattform, im Interview
Das Hotel Larimar wird nächstes Jahr zehn Jahre alt. Was ist geplant?
Haberl: Wir haben unseren Markt und unser Hotel sehr gut und nachhaltig entwickelt. Unsere Gäste kommen aus 45 Nationen. Das ist etwas Besonderes, weil Gäste, die weit anreisen, auch länger bleiben. Zum Jubiläum wird es einige Erneuerungen und Ergänzungen geben.
Wie hat sich das neue burgenländische Tourismusgesetz bewährt?
Es ist wesentlich besser als das letzte, weil auch die Interessen der Zimmervermieter berücksichtigt werden. Allerdings sind Adaptierungen erforderlich.
Aus den Ortsverbänden wurden kleinregionale Verbände mit mindestens 50.000 Übernachtungen geschaffen. Die Golf- und Thermenregion Stegersbach besteht derzeit aus neun Gemeinden, die 2016 rund 270.000 Gästeübernachtungen haben werden. Das bedeutet auch viel Arbeit für Marketing, Werbung, Internet, Veranstaltungen, Gästebetreuung, Infrastruktur. Viel größer dürfte ein Verband bei uns nicht sein, da sonst diese Arbeiten nicht zur Zufriedenheit aller erledigt werden können.
Wie man hört, sollen die bestehenden Verbände im Südburgenland zu einem zusammengeschlossen werden.
Das wäre katastrophal, weil ein großer Verband nicht die Aufgaben der jetzigen Destinations-Verbände erfüllen kann. Das wäre ein gefährlicher Rückschritt, den alle Zimmervermieter und die Gemeinden ablehnen. Der Verband muss so groß sein, dass die Arbeit für Zimmervermieter, Angebotsentwicklung und Gästebetreuung erledigt werden kann und dass genügend Geld dafür vorhanden ist.
In einem Destinationsverband gibt es unzählige Aufgaben, diese sind nur mit regionaler Zusammengehörigkeit und Leidenschaft bewältigbar. Unter 100.000 Nächtigungen ist das meiner Ansicht nach gar nicht möglich. Hauptaufgaben der Verbände sind Marketing, Verkauf, Pressearbeit, Angebotsentwicklung usw. Für die Region Stegersbach geben wir jährlich viel Geld für die Internetbewerbung und Pressearbeit aus.
Welche Projekte planen Sie über Stegersbach hinaus?
In der Golf- und Thermenregion Stegersbach planen wir, das Wanderwegenetz mit den neu hinzugekommenen Gemeinden zu verbinden. Davon können auch Ab-Hof-Verkauf, Obst- und Fruchtsafterzeuger, Weinbauern, Handelsbetriebe und Wirtshäuser profitieren.
Die Marke Südburgenland oder Südburgenländische Thermenwelt könnte von den Tourismusverbänden getragen werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, wer für wen arbeitet. Die Tourismusverbände arbeiten für die Zimmervermieter und die Gemeinden. Die Zimmervermieter arbeiten für und mit den Gästen. Eine Arbeitsgemeinschaft Südburgenländische Thermenregion könnte für die Tourismusverbände arbeiten.
Sind Sie mit der Breitband-Versorgung im Tourismus zufrieden?
Im Südburgenland sind wir echt benachteiligt. Nicht nur, dass das Internet bei uns extrem langsam ist, und die Gäste dadurch extrem unzufrieden sind, es ist auch noch erheblich teurer als in anderen Orten Österreichs. Für einen 250/25-mbit-Anschluss zahlt ein Kollege in Wien 177 Euro monatlich, ein Business-Anschluss mit 100/100 mbit im Südburgenland kostet mehr als das Zehnfache.
Die Glasfaser- und Kabelinfrastruktur bei uns wurde nicht gut genug ausgebaut und wird es offenbar derzeit auch nicht. Dabei ist schnelles Internet für Hotels und andere Firmen eine Selbstverständlichkeit. Hier hat die Politik großen Aufholbedarf. Selbst die Balkanstaaten haben in den Tourismuszentren wesentlich höhere Leistungsspektren.
Wie sehen Sie die Arbeit des neuen Südburgenland-Managers?
Wichtig ist, dass er sich intensiv mit der Regionalentwicklung und den bestehenden Betrieben beschäftigt. Betriebsansiedlungen wären sehr wichtig, dabei spielt das Internet eine wichtige Rolle. Ich hoffe sehr, dass der Südburgenland-Manager nicht von allen Lagern der Politik vereinnahmt wird.
Wo steht die Golf- und Thermenregion Stegersbach in 20 Jahren?
Mit ehrlichen und nachhaltigen Konzepten werden wir wie bisher viele Gäste von einer nachhaltigen Urlaubsform überzeugen. Innovation und die Zusammenarbeit mit allen Partnern sind dabei Voraussetzungen. Dadurch entstehen weitere Beschäftigungsmöglichkeiten. Arbeiten heute rund 500 tüchtige Menschen im Tourismus unserer Region, könnten es in 20 Jahren 750 sein.
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