Nach 40 Jahren am Grab
Halls beliebter Totengräber geht in Pension

- Christian Purner vor dem Sternenkindergrab am Haller Friedhof. Seit 40 Jahren sorgt er mit Herz und Respekt für die letzte Ruhe.
- Foto: Kendlbacher
- hochgeladen von Michael Kendlbacher
Wenn einer den Tod kennt, dann er. Christian Purner ist Totengräber am Haller Friedhof und blickt auf vier Jahrzehnte im Dienste der Stadt Hall zurück. In wenigen Monaten geht der 60-Jährige in Pension und hinterlässt eine große Lücke im Herzen vieler Hallerinnen und Haller.
HALL. Er ist der Mann mit der Schaufel und dem offenen Ohr: Christian Purner ist seit 40 Jahren Totengräber am Haller Friedhof und hat in dieser Zeit über 5.000 Beisetzungen begleitet. Tausende Gräber hat er ausgehoben, betreut und gepflegt. Der Heiligkreuzer kennt den Friedhof wie seine Westentasche – und ebenso viele Trauernde. Mit MeinBezirk spricht er über gesellschaftliche Veränderungen am Friedhof, den Tod, seine Leidenschaft als DJ und die bevorstehende Pensionierung.

- Er ist der Mann mit der Schaufel und dem offenen Ohr: Christian Purner ist seit 40 Jahren Totengräber am Haller Friedhof und hat in dieser Zeit über 5.000 Beisetzungen begleitet.
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150 Beisetzungen im Jahr
An seinen ersten Arbeitstag erinnert sich Christian Purner noch ganz genau. Es war der Tag, an dem der erste Bagger für die Arbeiten am Haller Friedhof anrollte. 1988 trat er seine Stelle dort an, vermittelt von seinem Vater, Alois Purner, der selbst als Totengräber am Friedhof tätig war. Damals war vieles noch Handarbeit: „Die Gräber wurden früher noch von Hand ausgehoben. Die Art der Beisetzung hat sich seitdem stark verändert. Im Jahr 2000 wurden noch rund 100 Menschen im Sarg beerdigt und 25 eingeäschert. Mittlerweile ist es umgekehrt: Jetzt sind es 130 Urnen- und nur noch 22 Sargbestattungen", erzählt Purner über den Wandel in der Bestattungskultur. Auch im Hinblick auf die Müllentsorgung hat sich am Friedhof einiges getan. Früher standen Plastikcontainer bereit, heute wird der Abfall als Restmüll entsorgt, unter anderem, weil in vielen Grabkerzen Öl im Wachs enthalten ist. Immer mehr Menschen greifen inzwischen zu LED-Kerzen, was auf ein wachsendes Umweltbewusstsein hinweist. Urnenbeisetzungen werden mittlerweile bevorzugt, und der Großteil der Urnen besteht aus gepresster Biomasse, ganz im Sinne des natürlichen Kreislaufs: „Erde zu Erde und Staub zu Staub. Das finde ich auch sehr hygienisch", erklärt der Totengräber, der sich bereits klare Gedanken über seine eigene letzte Reise gemacht hat. Angst vor dem Tod hat Purner nicht. Bestattet werden möchte er in einem hölzernen Sarg, der heute schon in seinem Büro steht und dort als ungewöhnlicher Kleiderschrank dient. Bei seiner Beerdigung sollen sich Familie und Freunde am Sarg verabschieden können. Anschließend soll dieser verbrannt und seine Asche im engen Familienkreis in einer Urne beigesetzt werden.

- Christian Purner möchte in einem Holzsarg bestattet werden, der steht bereits in seinem Büro und dient als Kleiderschrank.
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Totengräber und DJ
Purner hat den Gärtnerberuf erlernt, ist begeisterter Marathonläufer, engagiertes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Heiligkreuz und zudem bei den traditionsreichen Absamer Matschgerern aktiv. Seine Pension tritt er heuer mit 1. August an. „Ich freue mich sehr darauf, vor allem, weil ich gesund in diesen neuen Lebensabschnitt starten kann", sagt der 60-Jährige. Sein Beruf als Totengräber hat im Freundeskreis immer wieder für Fragen gesorgt: Wie kann man so eine Arbeit machen? Für Purner war es stets eine Berufung und der Tod ein ganz natürlicher Teil des Lebens. „Viele Menschen haben Angst vor dem Tod und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Ich versuche seit Jahrzehnten zu vermitteln, dass man keine Angst davor haben muss. Der Tod gehört zum Leben dazu." Für den nötigen Ausgleich sorgt seine zweite Leidenschaft: die Musik. Unter dem Künstlernamen „DJ Undertaker“ legt er regelmäßig bei Familienfeiern und ähnlichen Anlässen auf. Purner liebt Songs aus den 80ern und Klassiker bekannter Rockbands, kann aber auch moderner elektronischer Musik einiges abgewinnen.
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