Werner Nuding im Interview
„Tourismus sollte man nicht nur nach den Nächtigungszahlen messen!"

Werner Nuding legte nach knapp 14 Jahren seine Funktion als TVB-Obmann zurück.  | Foto: BezirksBlätter-Archiv
  • Werner Nuding legte nach knapp 14 Jahren seine Funktion als TVB-Obmann zurück.
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Die BezirksBlätter sprachen noch einmal mit Werner Nuding, dem ehemaligen TVB-Obmann der Region Hall-Wattens. Im Fokus standen Fragen rund um die Entwicklung der Tourismusregion und bisherige Errungenschaften.

BezirksBlätter: Herr Nuding, wie fühlen Sie sich nach Ihrem Rücktritt  nach fast 14 Jahren als Obmann des TVB Hall-Wattens?

Nuding: Gut, weil ich mit gutem Gewissen einen hervorragend aufgestellten TVB mit einem sehr professionellen Team übergeben kann.

Was war ausschlaggebend dafür, Ihre Funktion als Obmann niederzulegen?
Ich glaube, dass es wichtig ist, die zukünftigen Herausforderungen in jüngere Hände zu legen und da bin ich sehr froh, dass sich Dr. Werner Schiffner bereit erklärt hat, diese Aufgaben zu übernehmen.

Wie hat sich der Tourismussektor in den letzten Jahren entwickelt und welche Rolle haben Sie dabei gespielt?
Wenn wir vom Tourismussektor reden, dann kann und will ich natürlich nur über die Entwicklung in unserer Region Hall–Wattens Ihre Fragen beantworten. Durch unsere Strategie sich auf Kernthemen, die wir gemeinsam mit unserem Team erarbeitet haben, zu konzentrieren, können wir auf eine sehr erfreuliche Entwicklung zurückblicken.

Diese Strategie hat in den Jahren von 2010 bis 2019 (also vor Corona) ein Nächtigungsplus von 50 % bewirkt. Aber auch jetzt, nach der bekannten Krise konnten wir die Nächtigungszahlen annähernd auf das Niveau von 2019 erreichen.

Aber den Tourismus sollte man nicht nur nach den Nächtigungszahlen messen, auch bei Tagesgästen können wir einen Zuwachs feststellen, es sind meistens Individualgäste die unsere Region aufgrund ihrer Schönheit, ihrer Vielfältigkeit, ihrer Attraktionen, der unzähligen Veranstaltungen, um unsere Natur zu genießen, zum Wandern oder Schifahren, besuchen.

Wenn sie mich nach meiner Rolle in der Tourismusarbeit fragen, dann kann ich nur antworten, dass ich dabei nur ein Rad in einem großen, sehr gut funktionierenden, Getriebe sein durfte, ein viel verzahntes Getriebe, das ein Zusammenwirken aus unseren Aufsichtsräten, unseren beiden Vorständen, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unserm Geschäftsführer Martin Friede, allen Vermieterinnen und Vermietern und allen Gastbetrieben darstellt.

Was waren die größten Herausforderungen in Ihrer Arbeit, denen Sie als Obmann begegnet sind?
Es war eine sehr turbulente Zeit, als ich den TVB im Herbst 2009 als Obmann übernommen habe. In der ganzen Region herrschte Unruhe und der Tourismusverband war wirtschaftlich gebeutelt. Das war für mich eine große Herausforderung wieder wirtschaftliche Stabilität, Ruhe und Gemeinsamkeit unter allen Steakholdern im Verbandsgebiet zu erreichen.


Auf welche Erfolge oder Errungenschaften sind Sie besonders stolz während Ihrer Zeit als Obmann des TVB?

Am meisten stolz bin ich auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein Team, mit dem wir gemeinsam unzählige Projekte umsetzen konnten. Es würde das Interview sprengen, wenn ich jetzt alle aufzählen würde, aber lassen Sie mich zwei Projekte besonders betonen, auf das wir stolz sein können, es ist einerseits die Revitalisierung der Glungezerbahn, die ja nicht nur aus touristischer Sicht sondern auch für unsere Bevölkerung weit über unser Verbandsgebiet hinaus eine tolle Infrastruktur darstellt. Aber auch die Übersiedlung unseres Büros und Infozentrale auf den Unteren Stadtplatz hat uns tolle Büroräume und eine moderne Infozentrale beschert. Auch die Qualität des Salinenparks wurde dadurch erheblich verbessert.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Beziehung zwischen dem TVB und anderen Akteuren wie Behörden, lokalen Gemeinden und der Privatwirtschaft in den letzten Jahren entwickelt?
Die Zusammenarbeit in diesen fast 14 Jahren war durch eine intensive Vernetzung mit allen Akteuren hervorragend. Es war eine respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen Verantwortungsträgern wie unseren Aufsichtsräten, unseren beiden Vorständen, der Tourismusbehörde, dem Land Tirol, der Politik, den Bürgermeistern, Gemeindevertreter, der Wirtschaft und den Behörden. Dafür möchte ich mich bei allen aufs herzlichste bedanken.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Chancen und Herausforderungen, denen sich der TVB in den kommenden Jahren stellen muss?
Das ist sicher das Thema Nachhaltigkeit und dabei geht es nicht nur, ob der Gast mit der Bahn in unser schönes Tirol anreist. Denn beim Thema Nachhaltigkeit geht es um die Lebensqualität für uns alle.

Oft wird diskutiert, dass die TVB´s für Nachhaltigkeit in ihren Regionen verantwortlich sein sollten, natürlich sind alle TVB´s interessiert an solchen zukunftsweisenden Projekten zu arbeiten, aber Tourismusverbände haben, außer im eigenen Betrieb und durch Schulungen für seine Mitgliedsbetriebe, im gesamten Spektrum des öffentlichen und privaten Handelns keine gesetzlichen Möglichkeiten Nachhaltigkeit durchzusetzen.

Darum braucht es eine vom Land Tirol eingesetzte übergeordnete Stelle mit den notwendigen gesetzlichen Werkzeugen. Nur durch so eine übergeordnete Stelle kann Nachhaltigkeit über Gemeinde- und Regionsgrenzen in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wie Regionsverbände, Gemeinden und Wirtschaft ermöglicht werden. Der Aufbau für eine solche Struktur braucht sicherlich Mut.

Gibt es bestimmte Projekte oder Initiativen, die Sie gerne fortgesetzt sehen würden?
Das ist ganz sicher das Engagement des Tourismusverbandes bei der Glungezerbahn. Aber auch das Stadtmarketing ist wichtig für eine zukunftsorientierte Stadt- und Regionsentwicklung. Gerade Städte sind im Wandel und um auf diesem Wandel angemessen reagieren zu können braucht es unser Stadtmarketing mit seinem erfahrenen Team.

Welche Ratschläge würden Sie Ihrem Nachfolger oder Ihrer Nachfolgerin geben, um den TVB erfolgreich weiterzuführen?
Mein Nachfolger Dr. Werner Schiffner ist seit sehr vielen Jahren in unserm Verband Mitglied im Aufsichtsrat und kennt die Strukturen und Herausforderungen ganz genau und wird unseren TVB richtungsweisend in die Zukunft führen. Da bedarf es keine Ratschläge, ich halte auch nichts von Ausscheidenden, die glauben der nächsten Generation Ratschläge zu geben, denn eine Weiterentwicklung kann nur durch neue Ideen und Initiativen von neuen Köpfen erfolgreich sein.

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