Musik muss auch Stille bieten
Aus der WOCHE-Serie "Gespräch im Park": Sie heißt Friedegunde, aber die meisten kennen die Cellistin und Musiklehrerin als Friedel Rainer.
GITSCHTAL.
WOCHE:
Womit kann man Sie glücklich machen?
FRIEDEL RAINER: Mit Zeit. Ich hasse es zu hasten und ich liebe es Zeit für meine Tiere, meine Musik zu haben und sie in meinem Haus zu verbringen. Stille freut mich, weil sie die Basis zum Komponieren ist.
Welche Dinge essen Sie gern?
Ich mag Kaffee lieber als Tee und eigentlich esse ich gern deftig. Aber es gibt Situationen im Leben, da geht es einfach nicht ohne Schokolade (lächelt). Ich liebe zum Beispiel Gemüse, bevorzuge aber eher das pure Essen gegenüber der Haute Cuisine.
Was ärgert Sie?
Menschen, die einem Worte im Mund umdrehen und die mich nicht so nehmen, wie ich bin.Fühlen Sie sich als begabte Musikerin privilegiert?
Ja, sicher. Ich darf mein ganzes Leben schon Musik machen und inzwischen, wenn ich will, den ganzen Tag lang. Ich komme aus einer musikalischen Familie, meine Mutter spielt Bratsche, meine ältere Schwester Geige. Insgesamt waren wir fünf Kinder. Ich wurde irgendwann zu einem Streichkonzert mitgenommen und dann hieß es: Such dir ein Instrument aus." Die Wahl fiel auf das Cello.
Warum ist das Cello auch heute noch so ein wundervolles Instrument für Sie?
Die Spielhaltung mit dem Cello ist extrem natürlich und die Töne kommen zu mir. Ich kann alles damit machen, es ist ein sehr vielsetiges Instrument. (Überlegt kurz.) Man kann sich zudem in den unterschiedlichsten Stimmlagen begleiten.
Musik machen ist mehr als Talent, oder?
Natürlich gehört das kontinuierliche Üben dazu. Pausen gibt es nicht, darf es nicht geben. Das vermittle ich auch beim Musikunterricht. Als Kind hatte das Üben noch eine weitere Qualität für mich. Wir waren zu Fünft und hatten ein gemeinsames Kinderzimmer. Die Instrumente waren im Wohnzimmer und zum Üben durfte man dorthin. Wenn ich mal allein sein wollte, habe ich Cello gespielt.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Hier bei mir im Garten zum Beispiel. Wobei die konkreten Stellen immer mal wechseln. Nach dem Studium und der Geburt meiner Tochter kam ich nach Kärnten und bin hier angekommen. Hier will ich sein.
Reisen Sie gern?
(lacht) Gern virtuell und regelmäßig quasi gezwungenermaßen. Meine Tochter hat das studiert, was ich auch mal angefangen habe – Biotechnologie. Sie lebt und arbeitet in Nord-Norwegen und ich besuche sie öfter.
Was lesen Sie gerade?
In Vorbereitung zum Musikfestival Via Iulia Augusta habe ich noch einmal die Bücher von Bernhard Gitschtaler gelesen, die sich mit der Geschichte in der Region befassen.
Gern lese ich auch Fachbücher, zum Beispiel über Bienen, da ich selbst Imkerin bin.
Was bedeutet Ihnen die Arbeit für das Musikfestival?
Sehr viel. Es ist sehr spannend und bietet künstlerische Freiheit. Jetzt probe ich gerade mit einer Schauspielerin zusammen ein besonderes Programm.
Worauf sind Sie stolz?
Auf meinen Lebenswillen und meinen Humor, die mich auch in schwierigen Lebensphasen nie verlassen haben. Ich habe mich immer reich und gut gefühlt.
Gibt es aktuell ein Ziel für Sie?
Das Komponieren ersetzt seit Längerem das Zeichnen und die Malerei. Ich will das vervollkommnn und habe angefangen zu studieren. Zum Komponieren muss es ruhig sein, daher sollte Musik auch still sein können.
Unterrichten Sie gern Musik?
Sehr gern, aber es hält mich natürlich auch von der eigenen Musik etwas ab. Da kommt der Faktor Zeit erneut ins Spiel.
Hat sich das Gefühl für die Musik im Laufe der Zeit verändert?
Sich die Noten selbst zu eigen machen, ist das Ziel für jeden der Musik macht. Es ist nicht nur das Reproduzieren der Töne, sondern viel mehr.
Ich besitze einige Schränke voll mit Notenblättern und ich würde jederzeit ein bestimmtes Blatt wiederfinden.
(Das Interview führte Nicole Schauerte.)
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