Welttag der Senioren
Jede dritte Person im Bezirk Horn ist über 60

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Am ersten Oktober ist Welttag der Senioren. Die Statistik zeigt große Herausforderungen im Bezirk.
BEZIRK HORN. Um zu sehen, wie stark unsere Gesellschaft altert, reicht ein Blick ins Jahr 1869. In Wien wurde die Hofoper eröffnet und die erste Postkarte der Welt gedruckt. Und im Bereich der heutigen Republik Österreich lebten 233.993 Menschen im Alter über 65 Jahre. Heute ist die Bedeutung der Postkarte geschrumpft, die Zahl der Bevölkerung über 65 Jahre ist geradezu explodiert. 2025 leben in Österreich 1.859.677 Menschen in diesem Alterssegment.
Im Bezirk Horn wohnen derzeit 10.479 Menschen über 60 Jahre. Im Jahr 2011 waren es nur 8.618 – ein Plus von 1.861 Personen in nur 14 Jahren (Quellen: Land NÖ, NÖ Statistik).
Diese rasche Alterung stellt unsere Gesellschaft vor Herausforderungen. Landtagspräsident Karl Wilfing, Landesobmann der NÖ-Senioren, sieht wesentliche Faktoren, auf die in Zukunft mehr geachtet werden müssen (siehe Interview links): „Die Digitalisierung überfordert viele ältere Menschen, wir müssen aufpassen, dass hier niemand auf der Strecke bleibt. Gesundheit und Pflege sind wesentliche Faktoren, die ältere Generation will so lange wie möglich daheim gepflegt werden. Hier müssen die Strukturen weiter verbessert werden. Ein weiterer Punkt ist die Nahversorgung und die Mobilität. Ältere Menschen sind Lebensmittelgeschäft und Apotheke im Ort besonders wichtig.“
Niederflur-Taxi erwünscht
Rudolf Weiser, Obmann der Senioren der Ortsgruppe Eggenburg, setzt sich seit vier Jahren intensiv für ein ganz konkretes Anliegen ein: „In jeder Großgemeinde sollte es ein gewerbliches Niederflur-Taxi geben“, fordert er. Besonders für ältere Menschen mit Rollator oder Rollstuhl sei die selbstständige Mobilität stark eingeschränkt – Einkäufe, Arzttermine oder ein einfacher Kaffeetratsch würden so zur Herausforderung.
Doch nicht nur Seniorinnen und Senioren würden profitieren. Auch Mütter mit Kinderwagen, Pendler und Pendlerinnen ohne eigenes Auto oder Frauen ohne Fahrpraxis hätten laut Weiser einen klaren Mehrwert. Und dann gäbe es jene Gruppe, die besonders betroffen ist: Menschen, die aus gesundheitlichen oder altersbedingten Gründen nicht mehr selbst mit dem Auto fahren wollen oder dürfen.
Ein durchdachtes Konzept hat Weiser längst in der Schublade – nun hofft er auf Unterstützung aus Politik und Gemeinden, um die Idee endlich umzusetzen.
Verschiedene Bedürfnisse
Der Obmann hat auch bereits eine Analyse für die verschiedenen Bedürfnisse der Altersgruppen aufgestellt: „60- bis 67-Jährige sind eigenständig aktiv. 67- bis 75-Jährige suchen bereits mobile, kleinere Gemeinschaften. 75- bis 80-Jährige fühlen sich in einer Gemeinschaft wohl, die auch Aktivitäten für Jüngere anbietet. 80- bis 85-Jährige suchen Gemeinschaften mit kurzen Wegen, dafür aber mit mehreren Treffen pro Woche. Ab 85 Jahren steht die Betreuung im Vordergrund – etwa durch 24-Stunden-Betreuung oder Pflegeheime.
Zuhören ist oft das Wichtigste
„Die meisten Senioren würden sich freuen, wenn man ihnen einfach zuhört“, sagt Seniorenvertreter Weiser. Doch Kinder und Enkel hätten heute meist keine Zeit. Kritik von älteren Menschen werde von der Politik oft als Meckerei abgetan – zu Unrecht, meint er.
Wichtig sei ihm auch, dass Ehrenamtliche im Alter nicht überfordert werden. „In den Vereinen spielen ältere Menschen eine zentrale Rolle – aber es ist genauso wichtig, rechtzeitig für Nachwuchs zu sorgen.“
Die medizinische Versorgung im Bezirk sei grundsätzlich gegeben. „Manche Hausärzte gewöhnen sich schön langsam an die Terminvergabe“, sagt Weiser mit einem Augenzwinkern.
Betreutes Wohnen lässt nachts viele allein
Positiv bewertet der Seniorenvertreter neue kleine Wohneinheiten in größeren Gemeinden – „für jene, die mobil sind, sich das leisten können und wenn ein Aufzug vorhanden ist.“ Ein Projekt für betreutes Wohnen sei hingegen „leider von den gemeinnützigen Baugenossenschaften abgewürgt“ worden. „Es wurde mit Steuergeld gebaut, die Betreuung aber zusätzlich mit zu hohen Beträgen angeboten. Zwar kommen tagsüber zahlreiche Hilfskräfte zu verschiedenen Zeiten in die Einrichtungen, doch nachts wären viele Bewohner auf sich allein gestellt.“ Weiser bringt es auf den Punkt: „Wer hilft, wenn man um Mitternacht nicht von der Klomuschel aufstehen kann?“
Immerhin: „Wir NÖ Senioren werden gehört – viele kleine Anregungen werden schnell umgesetzt.“
Zur Sache
Im Bezirk Horn leben
- im Jahr 2025: 10.479 Personen über 60 Jahre
- im Jahr 2011: 8.618 Personen über 60 Jahre
- das ergibt eine Steigerung von 21,59 Prozent
Gesamteinwohnerzahl im Bezirk Horn
- im Jahr 2025: 30.847 Personen
- im Jahr 2011: 31.429 Personen
Horns Senioren stellen somit einen Drittelanteil von 33,97 Prozent der Einwohner im Bezirk dar. Quelle: Land NÖ, NÖ Statistik
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