Vernissage Städt. Galerie Theodor von Hörmann Imst
Kampf, Krieg und Chaos – ein Blick auf August Stimpfls Männerbilder

Marlene Partl (Kulturbüro/Galeriebetrieb), Kuratorin Eva Stimpfl und BGM Stefan Weirather freuten sich über den erfolgreichen Auftakt in die Ausstellung, die bis März zu sehen ist.
79Bilder
  • Marlene Partl (Kulturbüro/Galeriebetrieb), Kuratorin Eva Stimpfl und BGM Stefan Weirather freuten sich über den erfolgreichen Auftakt in die Ausstellung, die bis März zu sehen ist.
  • hochgeladen von Alexandra Rangger

IMST(alra). Mit der aktuellen Ausstellung in der Galerie Theodor von Hörmann würdigt die Stadt Imst eine der bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten, die sie aufzuweisen hat. 2010 ist August Stimpfl verstorben – heuer wäre der Maler, zu dessen Schwerpunkten auch Kunst am Bau zählte, 100 Jahre alt geworden. Seine Tochter Eva Stimpfl hat eine Auswahl zum Thema „Männerbilder“ vereint und damit anhand von 25 Exponaten einen besonderen Blickwinkel auf das Schaffen ihres Vaters gerichtet.

BGM Stefan Weirather begrüßte am 18. Jänner zur Vernissage, die musikalisch von Andrea Ludescher-Lackner und Andreas Kaufmann mit klassischen Stücken an der Violine begleitet wurde. Kuratorin Eva Stimpfl vermittelte dem Publikum in ihrem Vortrag umfassend Einblick in das Schaffen ihres Vaters. Für alle, die den Kunstgenuss im Alleingang bevorzugen, sind die Bilder bis zum 2. März in den Räumlichkeiten am Stadtplatz zu sehen. Neben Max Weiler und Paul Flora reiht sich Stimpfl in die Riege der wichtigsten Tiroler Künstler*innen nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Seine Arbeiten waren bereits in zahlreichen europäischen Städten ausgestellt und auch in seiner Heimatstadt Imst ist sein Werk präsent.

Perspektivenwechsel

Als zentraler Aussage hatte sich August Stimpfl in seinen Werken zeitlebens dem Thema Frau in seiner schier unendlichen und geheimnisvollen Vielschichtigkeit gewidmet. Seit den 1970er-Jahren malte er vorwiegend weibliche Akte. In einer seiner Werkgruppen beschäftigte er sich jedoch intensiv mit Inhalten zu Kampf und Krieg – mit dem Chaos und der Zerstörung, die damit einhergehen. Der Realität entsprechend sind diese Begrifflichkeiten verstärkt dem männlichen Geschlecht zuzuordnen – so geschehen auch in der tiefgreifenden Auseinandersetzung Stimpfls. Eva Stimpfl hat für die aktuelle Ausstellung eine markante Serie unter dem Titel „Männerbilder“ zusammengestellt, die auf Arbeiten bis ins Jahr 1967 zurückreicht.

„Kampf und Krieg meint hier einerseits die physische Auseinandersetzung, andererseits eine psychisch-geistige. In beiden Fällen geht es um Erfahrung und Umgang des Individuums mit massiver Gewalt, der eigenen wie der des Gegners“

, so die Kuratorin.

Körper, Krieger, Figuren im Zentrum

Abgehandelt wird das Thema „Männerbilder“ anhand von Gestalten, die der Geschichte und Mythologie entstammen und alteuropäischen Kulturen zuzuordnen oder Teil der christlichen Ikonographie sind. Dargestellt sind Krieger, Helden bzw. ihre Gegenspieler als Einzel- und Figurengruppen – etwa „Ajax“, „Cortes“, „Schamane“, „Dämon“, „Rücken“, „Figurenbündel“, „Wächter“ – August Stimpfl hat sie malerisch aufgerichtet, sie in die Vertikale gebaut. Symbolisch verbunden im Akt des gemeinsamen Kämpfens oder auch durch einende Farbflächen zusammengerückt, nehmen sie entweder eine stehende oder gehende, aufrechte, niemals gebückte Haltung ein. Die Betonung des Rückens im Besonderen der Wirbelsäule lenkt den Blick auf die dominante Aussage des Vertikalen. Thematisch als Ausnahme steht dem gegenüber das Bild „Stürzende“ mit erst bei genauer Betrachtung erkennbarer waagrechter Position der dargestellten Figuren. Eva Stimpfl erläutert hierzu:

„Die senkrechte Achse ist gekippt, der Sturz, der hier dargestellt ist, bezieht sich auf ein Umfallen, ein gestürzt werden, weniger auf ein Fallen.“

Von der stabilen, ausbalancierten, aufgerichteten Darstellung weicht auch ein weiteres Exponat – eine Bleistiftzeichnung ab, die eine leicht gekippte, sich in prekärer Schieflage befindliche männliche Person darstellt. August Stimpfl vermittelt sowohl Fragestellungen wie mögliche Antworten zu den Handlungen der Figuren. Zugleich ist die ständige Erforschung sowie die malerische Erkundung des Körpers – des männlichen wie des weiblichen – eminent. Wohl auch als sein lebenslänglicher Antrieb und Garant für permanente Entwicklung nachvollziehbar.

Geheimnisvoller Raum

Es sind geräumige Körper, denen der Maler teils im Großformat Stärke, Dynamik und spannende Mehrdeutigkeit gegeben hat – gewissermaßen Körper des Raumes. Körper, in deren Raum man in eine Tiefe und Weite hineinsehen kann. Eindrücke von Begrenzung und Entgrenzung, deutliche Kontraste in Farben und Formen prägen und bewegen die Wahrnehmung. Klaren Konturen folgt Auflösung, filigrane und mächtige Aussagen fügen sich aneinander, Offenheit und Geschlossenheit leiten das Auge der Betrachter*innen durch Stimpfls Ästhetik, der auch die Ahnung des Zerfalls und die Darstellung von destruktivem Chaos keinerlei Abbruch tun.

„Es ist ein lebendiges Chaos, in dem sich alles von neuem zu formen beginnt“

, so Eva Stimpfl.

Einende Kraft der Gegensätze

Der Titel „Männerbilder“ lässt vermuten, dass das Weibliche in der Ausstellung fehlt. Dem ist nicht ganz so: Es gibt den Mann als Teil eines Paares zu sehen im Bild „Das Paar“, das Mann und Weib darstellt. Eva Stimpfl betont hierzu:

„Zum Krieger gehört auch die Seite des Liebhabers, zu Mars gehört Venus, mit der Liebesgöttin wird der Kriegsgott zum Liebhaber. Das Paar – Mann und Weib – die sexuelle Vereinigung ist das Gegenteil von Krieg und Kampf, in gewisser Weise auch die Heilung des Krieges.“

Charakteristisch nehmen sich in diesem Exponat nicht nur Inhalte, sondern auch Strukturen vollkommen anders aus. Ausholende Rundungen, Weichheit, Verschwommenheit, die Impression einer Gesamtheit, die zum Kreis, zur Ganzheit, gewissermaßen zum Heilungssymbol tendiert.

Was: Ausstellung „Männerbilder“ von August Stimpfl

Wann: Vernissage 18. Jänner 2024, Ausstellungsdauer 19. Jänner bis 2. März, Donnerstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr

Wo: Städtische Galerie Theodor von Hörmann, Stadtplatz 11, 6460 Imst

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.