KUNSTSTRASSE IMST 2022 beendet
Schaufensterkonzept schmälerte Kunsterlebnis deutlich - Begegnung und Austausch in Galerien fehlte

Das kleine Rahmenprogramm klang im Ballhaus mit einer Lesung mit Musik aus. Denis Beiler und Mark A. Maier, der sein Buch vorstellte, boten einen eindrücklichen Auftritt.
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  • Das kleine Rahmenprogramm klang im Ballhaus mit einer Lesung mit Musik aus. Denis Beiler und Mark A. Maier, der sein Buch vorstellte, boten einen eindrücklichen Auftritt.
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IMST(alra). Das dritte und letzte Wochenende der KUNSTSTRASSE bot erneut Wort und Musik im Rahmenprogramm. Die Exponate in Ausstellungs- und Schauräumen sowie Plätzen verwiesen noch einmal auf mögliche Potenziale von Kunst im urbanen Raum. Wenngleich diese in Form des „Kunstspazierganges“  – dem neuen Konzept des Kulturreferates  mit vielen geschlossenen Galerien – nicht ausgeschöpft wurden.

Stimmenstarker Vortrag

Wohlwollend nahm das Publikum das kleine Rahmenprogramm der KUNSTSTRASSE an. Organisatorin Gabriella Schatz zeichnete dafür verantwortlich. Sie hat dem stark reduzierten Veranstaltungsansatz des Kulturreferats einige belebende Akzente hinzugefügt. So entwickelten sich die Literatur- und Musikbeiträge zu besonderen Highlights, die sich eines sehr aufmerksamen und offenen Publikums erfreuten. Dies durften auch die Sängerin Denise Beiler und der Musiker und Autor Mark A. Maier erfahren. Das kreative Duo lud in das Museum Ballhaus um dort „Mila! Ein Hauch von Zimt!“ zu präsentieren.

Es handelt sich dabei um den ersten Roman von Mark A. Maier, der im Dezember 2021 erschienen ist. Eingängig erzählt der Autor eine Geschichte rund um die Liebe – die Zerbrechlichkeit großer Emotionen und Schicksalsmomente, die das Leben bestimmen. Er zeichnet einen Weg durch Sehnsüchte, Träume und Erinnerungen, der die Menschen bzw. die Protagonisten des Buches letztendlich immer zu Suchenden macht. Zwischen die vorgetragenen Textpassagen legten Denise Beiler am Gesang und Mark A. Maier an der Gitarre musikalische Eigenkompositionen, die der Geschichte eine weitere Facette verliehen, den Erzählfaden akustisch aufgriffen und ebenso stimmungsvoll und stimmgewaltig mit der Handlung verwoben. Ein eindrückliches Gesamterlebnis, das die ZuhörerInnen berührte und begeisterte.

Viel Raum für Kunst – wenig Raum für Begegnung

Die neue Interpretation der Veranstaltung, die von der Stadt Imst als Kunsterlebnisspaziergang  festgelegt wurde, bot vorwiegend die Option auf eingeschränkte Betrachtung der Exponate in Schaufenstern und nicht zugänglichen, jedoch anspruchsvoll inszenierten Galerieräumen. Beim Publikum sorgte dies für Irritationen, nicht zuletzt wegen fehlender Information und Kommunikation. Auch innerhalb der Künstlerschaft konnte der Ansatz des Kulturreferates schwer nachvollzogen werden. Gabriella Schatz, trat den schwierigen Auftragsvorgaben so gut wie möglich mit Engagement entgegen:

„Ich weiß, wie schwer es vielen gefallen ist, die toll eingerichteten Galerieräumlichkeiten nicht für das Publikum öffnen zu dürfen. Ich habe versucht, den kleinen Spielraum zu nutzen, den die neuen Konzeptvorgaben der Stadt bzw. des Kulturreferates als Auftraggeber zuließen. Zumindest in der anspruchsvollen Präsentation und im Rahmenprogramm konnte noch an bewährte Ideen angeknüpft werden. Es freut mich, dass insgesamt so wunderbare KünstlerInnen mit viel Einsatz dabei waren.“

Von insgesamt 17 Galerien waren für BesucherInnen die Galerie ART in residence, die Städtische Galerie Theodor von Hörmann, das Museum im Ballhaus, das Fasnachtshauses sowie das Jugendzentrums Jayzee und Pflegezentrum Gurgltal geöffnet. Am finalen Wochenende wurden drei weitere Galerien ergänzt.

Kreative Vielfalt

Am Johannesplatz standen erfreulicherweise die unmittelbaren Berührungspunkte und Zugänge zur Kunst, im Vordergrund. Die Galerie&Atelier ART in residence bezogen mit Ype Limburg, Barbara Lott und Daniela Eneidi Pahle gleich drei VertreterInnen aus dem Kunst- und Kreativbereich.

Ype Limburg – ein Urgestein der KUNSTSTRASSE – zeigte experimentelle Siebdrucktechnik und Grafik und überraschte dabei mit „Ype´s Choko Design“, einem Schokodruck als Geschmackserlebnisses der besonderen Art. Mit Barbara Lott hielt „Art and Fashion“ Einzug – seit Jahren liefert sie unter dem Label „Lot of Lott“ ein breites Spektrum an kunstvollen Eigenkreationen. Armstulpen, Mützen, Schals, Taschen, Tücher fertigt sie in aufwendiger und präziser Handarbeit. Ihr Gespür für Design und Komposition legt die Grafikerin in die sorgfältige Auswahl der Materialien, die Komposition von Farben und Formen und immer neue sprühende Ideen, die durch Individualität und Kreativität bestechen. Die Malerin Daniela Eneidi Pahle kehrte zum zweiten Mal am Johannesplatz ein. Nachdem sie am vergangenen Wochenende Bilder auf Leinwand entstehen ließ, schuf sie aktuell vor den Augen zahlreicher Interessierter ein Bodypainting. Die Tänzerin Judith Schmid fungierte als Model für die Live-Aktion. Daniela Eneidi Pahle bezieht sich in diesem Genre auf die Rituale alter Kulturen, nach denen das Gewöhnliche abgestreift wird und die Körperbemalung ein Mittel ist, bei dem der Mensch mit geistiger und gefühlter Energie in Verbindung tritt. Judith Schmid verwandelte sich in ein fantastisches Zauberwesen, das in gemalte Poesie getaucht eine emotionale Tanzperformance zeigte.

KOMMENTAR:
Kunst sucht Öffentlichkeit. Das ist das Prinzip der KUNSTSTRASSE. Es geht um die Öffnung von wichtigen Zugängen – zu vielfältigsten Themen mit unterschiedlichen Mitteln. Deshalb war das neue Konzept mit nicht begehbaren Galerien falsch. Ein Fehler wegen des Signals „geschlossen“. Es wirkte wie Gesprächsverweigerung durch die Künstlerinnen und Künstler. Doch sie wollen ebenso wie das Publikum Kommunikation und Begegnung. Das hat die KUNSTSTRASSE seit 2001 klar gezeigt. Die Stadt Imst als Auftraggeber hat die Wahl – Rückkehr zum Erfolgsprinzip oder Zerstörung eines erfolgreichen und starken Kulturprojektes.

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