Arlberg: Tunnelsanierung startet Ende September

Der Arlbergtunnel wird in den nächsten drei Jahren für 160 Millionen Euro generalsaniert.
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  • hochgeladen von Othmar Kolp

ST. ANTON (otko). Ab Ende September macht die ASFINAG die Nacht zum Tag, um den Arlbergtunnel nach 36 Dienstjahren zu modernisieren. Der längste Straßentunnel Österreichs wird noch sicherer – die ASFINAG investiert 160 Millionen Euro in 37 zusätzliche Fluchtwege, neueste Technologien und eine umfangreiche Sanierung. In der ersten Phase gibt es keine Totalsperren – lediglich in der Nacht sind abwechselnde Anhaltungen an den beiden Tunnelportalen vorgesehen.
„Wir haben uns auf diese große Herausforderung optimal vorbereitet – und uns ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: möglichst straffe Bauzeiten, die kürzest möglichen Totalsperren in den Jahren 2015 und 2017 sowie Nachtschichten während des Winters ohne Behinderungen unter Tags. Der Tunnel steht im Winter zur Verfügung“, erklärt ASFINAG-Vorstand Alois Schedl.
Hinsichtlich der ersten Totalsperre reagiert die ASFINAG auf die Bedürfnisse des regionalen Tourismus. „Die Totalsperre 2015 startet am 21. April - zwei Wochen später wie ursprünglich geplant. Damit erfüllen wir die Wünsche der Touristiker am Arlberg, um die Wintersaison nicht zu beeinflussen“, bestätigt ASFINAG-Geschäftsführer Klaus Fink.
Das ist das Ergebnis aus nunmehr zwei Jahren Abstimmungsgespräche mit allen Beteiligten. Es war die intensivste Informationsstrategie der ASFINAG im Westen Österreichs. Denn der Arlbergtunnel ist schließlich die wesentlichste Ost-West Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg. „Zwei Jahre haben wir uns mit Bauexperten, Behörden, Gemeinden, Einsatzkräften, Wirtschaftskammern oder Vertretern des Tourismus abgestimmt. Wir haben alle Facetten in unsere Strategie aufgenommen – und glauben, den bestmöglichen Weg für die große Herausforderung Arlbergtunnel gefunden zu haben“, erklärt Schedl.
Einvernehmliche Lösungen stellte die ASFINAG unter anderem mit den Wirtschaftskammern beider Bundesländer und mit den Tourismusverantwortlichen her. Die Totalsperre beginnt somit erst am 21. April 2015 – für die Dauer von sechseinhalb Monaten. „Wir haben Lösungen für die Frächter gefunden und Umleitungsszenarien untersucht – wir haben über die Grenzen hinaus informiert und abgestimmt: vor allem auch hinsichtlich Umleitungen während der Totalsperren“, erklärt Fink. Von Seiten der ASFINAG werden die Vollsperren so kurz wie möglich gehalten, da daruch rund 30 Millionen Euro an Mauteinnahmen entgehen.

Arbeiten in den Nachtstunden

Der Startschuss für die umfangreichen Maßnahmen im Arlbergtunnel fällt Ende September. Dann beginnen die Nachtschichten im Tunnel. Von 19.45 bis 05 Uhr kommt es von Ende September bis 20. April 2015 zu abwechselnden Anhaltungen von rund 30 Minuten an den Tunnelportalen – Autofahrer können also in abwechselnder Richtung trotz der Arbeiten durch den einröhrigen Tunnel fahren. Gearbeitet wird an sieben Nächten in der Woche – lediglich die sehr starken Reisewochenenden im Jänner und Februar werden davon ausgenommen.

Strengste Sicherheitsauflagen

Der Aufwand dafür ist enorm – vor allem was die Sicherheit für Autofahrer und für die Arbeiter im Tunnel betrifft: eigene Kontrollfahrzeuge begleiten den Verkehr durch den Tunnel und melden, sobald der Weg für die andere Richtung frei ist. Größte Herausforderung bei der Planung: die Einbindung des Baustellenverkehrs. „Im Tunnel sind die Baustellenfahrzeuge in beiden Richtungen unterwegs. Dies muss auf den Verkehr, der zusätzlich in eine Richtung durch den Tunnel geführt wird, werden. Eine riesige logistische Herausforderung“, erklärt Fink.
Auf die Einhaltung der Zeiten wird minutiös geachtet – die genaue Zahl der Anhaltungen pro Nacht ist abhängig vom Arbeitsfortschritt und Verkehrsaufkommen. Deswegen ist mit Anhaltungen durchgehend in der ganzen Nacht bis 05 Uhr morgen zu rechnen. Aber selbst dafür hat die ASFINAG vorgesorgt: Ein flexibles System in der Baustelle mit zusätzlichen Mitarbeitern in der Überwachungszentrale und Sicherungsposten im Tunnel ermöglicht es, kurzfristig den Verkehr aus der anderen Richtung freizugeben. Somit können zu lange Wartezeiten mit einer schnellen Reaktion verhindert werden.
„Die Verkehrszahlen sind ab 20 Uhr gering – nach 22 Uhr sogar minimal. Die Sicherheit hat aber höchste Priorität – für Autofahrer und Arbeiter. Trotzdem achten wir auf möglichst kurze Anhaltungen“, bestätigt Fink.
Ebenfalls vorgesehen: eine eigene „Countdown-Informationstafel“ wird dem Autofahrer die Wartezeit bereits frühzeitig signalisieren: an den Raststationen Schnann (Richtung Vorarlberg) und Klösterle (Richtung Tirol) sowie vor den jeweiligen Ausfahrten St. Anton und Langen. Der Autofahrer hat dann selbst die Wahl, ob er die Sperre abwarten will.

Vorarbeiten für die Totalsperre beginnen sofort

In den Nachtschichten erfolgen auch die wesentlichen Vorbereitungen für die Abwicklung des Verkehrs während der Totalsperre. So wird bereits jetzt die Kreuzung bei der Ausfahrt St. Anton Richtung Anbindung zur Bundesstraße B 197 umgebaut. Hier sind eine neue Ampelanlage sowie eine Verbreiterung der Ausfahrtsspur vorgesehen. Zusätzliche Informationen erhalten Autofahrer über die bereits bestehenden elektronischen Signaltafeln auf den Zulaufstrecken zum Arlbergtunnel.
Mit den Landesstraßenabteilungen von Tirol und Vorarlberg ist vereinbart, dass der Großteil der notwendigen Bauarbeiten an der Passstrecke noch heuer umgesetzt werden: Sanierungen, Errichtung von Pannen- und Ausweichbuchten für Lkw oder Umbauarbeiten am großen Nadelöhr der Umleitungsstrecke – nämlich dem Kreisverkehr in St. Anton. Die Arbeiten übernehmen die Länder federführend – die ASFINAG beteiligt sich laut Fink mit 1,85 Millionen Euro an den Kosten.

Sicherheit durch Technologie von morgen

Im Arlbergtunnel kommt erstmals die neueste Sicherheitstechnologie zum Einsatz. Der Thermoscanner, er überhitzte Schwerfahrzeuge und Busse bereits vor Durchfahrt zum Abkühlen aussortiert, soll bereits nach der ersten Sperre Ende 2015 in voller Funktion zur Verfügung stehen. Ebenfalls neu: „akustisches Tunnelmonitoring“ - kurz AKUT: Mikrofone und Videokameras liefern Daten an eine spezielle Datenbank. Die eigene Software kann typische Verkehrsgeräusche von untypischen, wie sie etwa bei Zusammenstößen oder Vollbremsungen passieren, unterscheiden. Bei Alarm wird die dem detektierten Geräusch nächste Videokamera automatisch aktiviert - die Mitarbeiter in der Tunnelüberwachungszentrale können sofort reagieren. Der Tunnel erhält quasi Ohren für noch mehr Sicherheit.
Innovativ ist auch die Führung der 37 barrierefreien, zusätzlichen Fluchtwege über den Zuluftkanal – eine Methode, die erstmals in einem ASFINAG-Tunnel eingesetzt wird. Dadurch verkürzt sich der Abstand der Fluchtwege von bislang 1.700 Metern auf maximal 500 Meter – Flüchtende können so im Brandfall sicher über den Zuluftkanal zu den sicheren Sammelräumen zwischen Bahn- und Straßentunnel geführt werden. Eine Hochdrucksprühnebelanlage wird ebenfalls installiert.

Zeitplan Sanierung Arlbergtunnel 2014 bis 2017

Herbst 2014 – Frühjahr 2015 (abwechselnde Anhaltungen während der Nacht)
Beginn: 05. 09. 2014 Ende: 21. 04. 2015
Derzeit laufen die Vorbereitungen – mit den ersten Anhaltungen ist somit Ende September/Anfang Oktober zu rechnen.
Sommersaison 2015 (Vollsperre für sechseinhalb Monate)
Beginn: 21. 04. 2015 Ende: 14. 11. 2015
Wintersaison 2015 – 2016 (abwechselnde Anhaltungen während der Nacht)
Beginn: 14. 11. 2015 Ende: 12. 04. 2016
Sommersaison 2016 (abwechselnde Anhaltungen während der Nacht)
Beginn: 12 .04. 2016 Ende: 30.11.2016
Wintersaison 2016 – 2017 (abwechselnde Anhaltungen während der Nacht)
Beginn: 30. 11. 2016 Ende: 18. 04. 2017
Sommersaison 2017 (Vollsperre für fünfeinhalb Monate)
Beginn: 18. 04. 2017 Ende: 26. 09. 2017

Eckdaten Sanierung

Länge Arlbergtunnel: 13.972 Meter
Inbetriebnahme: 01.12.1978
Pannenbuchten im Bestand: 18
Flucht- und Rettungswege im Bestand: 8
Kosten Sanierung und Fluchtwege neu: 160 Millionen Euro
Anzahl zusätzliche Fluchtwege
über Zuluftkanäle 37
Zusätzliche Pannenbuchten 8
Täglicher Verkehr: 8.000 Fahrzeuge/24 Stunden
Prognoseverkehr bis 2025: 10.600 Fahrzeuge/24 Stunden
Verkehrsbehinderungen:
Verkehrsanhaltungen an Portalen
in den Nachtstunden (20 – 5 h) Wintersaisonen 2014/2015, 2015/2016, 2016/2017
Vollsperren Arlbergtunnel: Mitte April bis Mitte November 2015
Mitte April bis Ende September 2017

Zahlen, Daten, Fakten rund um die Baustelle

50.000 Sicherungen und Automaten
122.000 Systemdatenpunkte für die Einbindung in die Überwachungszentale
52 Kilometer Kabeltassen im gesamten Tunnel
10.100 Stück Leuchten zur Demontage
1.100 Stück seitliche LED-Leiteinrichtungen
3.000 Stück an neuen LED-Leuchten installieren
2.000 Stück Notrufleuchten allein Zuluftkanal
1.250 Kilometer an neuer Verkabelung im gesamten Tunnel
Davon allein 63 Kilometer Kabel für die neue Beleuchtung
Neue Straßenentwässerung im gesamten Tunnel
Neue Löschwasserleitung

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