Der Imster Stadtplatz - Museum im Ballhaus zeigt das „Herz“ der Stadt im Wandel von 150 Jahren

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IMST(alra). Das Museum im Ballhaus präsentiert seit 13. April die Ausstellung „Der Imster Stadtplatz“. Kulturstadtrat Christoph Stillebacher begrüßte am Eröffnungsabend zahlreiche Besucher, denen sich die Geschichte des bekannten Platzes sehr umfassend erschloss.

Gezeigt sind unter anderem Fotografien aus 150 Jahren, die Eindrücke vom ehemaligen Herzstück der Stadt vermitteln. Sehr deutlich werden in der Schau die optischen und funktionellen Veränderungen des Stadtplatzes sichtbar. Fotos und Dokumente aus Sammlungen, Leihgaben von Privatpersonen, Litographien und Filmmaterial wurden für die Präsentation zusammengetragen. Das älteste Exponat stammt aus dem Jahr 1874, das jüngste von 2018. Die Ausstellung wurde zur Eröffnung mit fundierten Ausführungen von Sabine Schuchter, der Leiterin des Museums und dem Chronisten der Stadt Imst, Franz Treffner, untermauert. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgten unisono - bestehend aus Walter Posch und Johannes Nagele.

Ein massiver Bedeutungswandel, der sich Schritt für Schritt vollzog, hat den einstigen Brennpunkt des öffentlichen Lebens in Imst zu einer Art zweckmäßigem Nebenschauplatz degradiert. Auf das ursprünglich genutzte und noch immer vorhandene Potenzial möchten die Ausstellungsmacher - federführend Sabine Schuchter und Franz Treffner, gemeinsam mit Historiker Stefan Handle - klar verweisen.

Die Geschichte des Stadtplatzes geht weit zurück - die Markterhebung von Imst durch Meinhard II, hat im Jahr 1282 das Anlegen eines zentralen Platzes erfordert. Ein repräsentativer Ort, der als wirtschaftliches Zentrum, Verwaltungssitz, aber auch als Stätte für politische, religiöse und kulturelle Veranstaltungen fungieren konnte, wurde mit dem Stadtplatz geschaffen.

Bedeutende Gebäude belebten den Platz

Die heutige Bezirkshauptmannschaft, früher als „Turm am Rofen" oder in späterer Zeit als „Gerichtsschloss" oder Schloss Rofenstein bezeichnet, war der Sitz des Gerichtes. Seit 1266 war das Hochgericht mit einem Wirkungsbereich von Petersberg bis zum Arlberg, in Imst beheimatet. Das alte Rathaus, trat bereits 1483 als Salzstadel in Erscheinung, diente dann bis 1927 als Rathaus, bevor es Kaserne, Meldeamt, Krankenkasse, Wohnhaus, später Wasserbauamt wurde. Heute sind im Gebäude die Städtische Galerie Theodor von Hörmann und das Kulturreferat sowie die Bücherei situiert.

Reges Treiben und vielfältige Nutzung

Krämermärkte, Viehmärkte, der rege Handel mit Textilien belebten den Platz über Jahrzehnte. Politische Truppen, Befreier, Besatzer nutzten die Gegebenheiten für ihre Auftritte und von 1934 bis 1938 wurde aus dem Stadtplatz der Kanzler Dollfußplatz. Der Tiroler Volkskundler, Mundartdichter und Dialektforscher Karl Anton Josef von Lutterotti zu Gazzolis und Langental, geboren 1793, lebte und arbeitete am Imster Stadtplatz. Er beobachtete das Geschehen dort und "schaute den Leuten aufs Maul". Die Ereignisse hielt er in Wort und Bild fest. Sein Wirken wurde 1902 mit der Errichtung eines Denkmals am Stadtplatz gewürdigt, das mittlerweile in den Stadtpark übersiedelt ist. Bis 1971 prägte das Gasthaus Bären den gesellschaftlichen Wert des Stadtplatzes. Mit dem Abriss des Gebäudes wurden laut Sabine Schuchter 700 Jahre Geschichte - das älteste Gasthaus von Imst und nicht ein, wie damals beschrieben „baulicher Schandfleck" entfernt.

Der wirtschaftliche Strukturwandel reduzierte das geschäftige Treiben am Stadtplatz dann in Richtung kultureller Feste und religiöser Veranstaltungen. Von legendären Konzerten des Imster ArtClubs mit internationalen Superstars, Fassadenprojektionen und Performances anlässlich der KUNSTSTRASSE Imst, erstreckte sich das vielfältige Programm mit dem der Platz temporär bespielt wurde und dem er auch mühelos gerecht wurde. Sogar für eine Brit.-US-Science-Fiction Filmproduktion 1955 und die ZDF Fernsehsendung Dalli Dalli im Jahr 1984 wurde der Stadtplatz auserwählt. Prozessionen und die Imster Fasnacht finden regelmäßig am Stadtplatz statt, neuerdings auch sehr gelungen das Herbstfest.

Sabine Schuchter stellte jedoch die Frage in den Raum - ob diese kurzzeitigen Aktivitäten auch dem Standort und seinem Potenzial ausreichend genüge tragen. Laut Schuchter ist der Platz zu schön, um das ganze Jahr über lediglich eine „Autoversammlung" zu beherbergen. Mit den Impressionen in der Ausstellung wird letztendlich nicht nur gezeigt, wie bedeutend dieser Teil von Imst im historischen Rückblick war - die Schau versteht sich auch als Fingerzeig darauf, was man noch immer hätte.

Ein durchaus kritischer Blick liegt dem Ausstellungskonzept zugrunde. Die wenig behutsamen Eingriffe in die Strukturen haben den Platzcharakter dauerhaft gestört. Gefragt sind wertvolle Optionen, die aus einer innerstädtischen Brachfläche wieder das Herz oder zumindest ein pulsierendes Teilstück von Imst machen können.

Nachhaltige Lösungen, wie das in der jüngsten Vergangenheit angedachte Kulturquartier, könnten dem Platz wieder etwas von seiner ursprünglichen Bedeutung zurückgeben. Franz Treffner brachte die vorherrschenden Nutzungskonflikte mit einem Zitat auf den Punkt: „Strassen sind zum verbinden da - Plätze laden zum Verweilen."

Und auch wenn diese Möglichkeit des Verweilens am Stadtplatz mehr und mehr verloren gegangen ist, lässt sich die Kraft eines kostbaren urbanen Freiraums noch sehen, der als Kultur-, Erlebnis- und Begegnungsort mit viel Geschichte aufwarten kann, aber für die Zukunft wohl auf eine neu erkannte Chance wartet.

Die Ausstellung ist noch bis 1. September 2018 zu sehen.

Museum im Ballhaus, 6460 Imst, Ballgasse 1
Öffnungszeiten: DI, DO, FR 14-18 Uhr, SA 9-12 Uhr, sowie nach Vereinbarung,
an Feiertagen geschlossen

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