„Du bist geführt“

Sr. Judit Nötstaller im Garten des Klosters der Schulschwestern in Pfaffenhofen
  • Sr. Judit Nötstaller im Garten des Klosters der Schulschwestern in Pfaffenhofen
  • hochgeladen von Isabel Hörmann

Zahlreiche Bausteine und Stationen im Leben von Sr. Judit Nötstaller erfüllen sie, rückblickend auf ihr Dasein, mit großer Dankbarkeit. Seit ihrer Kindheit setzt sich die gebürtige Oberösterreicherin für Menschen ein, die Unterstützung, Begleitung oder Hilfe brauchen. Sie lebt für das soziale Engagement als Dienst für die Menschen und als Berufung durch Gott.


(isa.) Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie im Mühlviertel lernte Judit Nötstaller bereits in jungen Jahren, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Im benachbarten Bauernhof sorgte sie schon als neunjährige in jeder freien Minute für die vier Kinder der Familie. Während die Bäuerin auf dem Feld arbeitete, kümmerte sich die heutige Ordensschwester liebend gerne um deren Kinder. Unter ihnen war auch ein behinderter Junge, der von der Volksschülerin versorgt werden musste. Der Umgang mit Babys und Kindern führte zum ersten Berufswunsch von Judit Nötstaller. Sie wünschte sich damals, später Säuglingsschwester zu werden.

Mit ihrer Familie besuchte Judit Nötstaller jeden Sonntag den Gottesdienst, doch einen innigen Bezug zum Glauben, lernte sie erst später kennen und lieben. Im Alter von ca. sechs Jahren begegnete das Mädchen zum ersten Mal einer Ordensfrau. Es war die Schwester ihres Vaters, die als Erzieherin in der der HS Freistadt arbeitete. Die pädagogische Tätigkeit ihrer Tante lockte das Mädchen nach Wien. Nach der Hauptschule absolvierte sie dort eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und Erzieherin. Erstmalig setzte sie sich als Teenager in der Jugendgruppe intensiv mit biblischen Texten auseinander und begeisterte sich immer mehr dafür, Jesus zu erfahren. Jesus, der sich für Menschen einsetzt. Jesus, der Beziehung mit allen hält und besonders ein Herz für benachteiligte und ausgestoßene Menschen hat.

Der Wunsch, für schwächere Menschen, insbesondere für Kinder etwas zu tun und sie zu unterstützen wurde zur Intention von Judit Nötstaller. Nach reiflicher Überlegung trat die junge Frau mit 20 Jahren als Erzieherin im Internat des Ordens „Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“ ein. Die internationale Gemeinschaft wurde im Jahre 1833 in Deutschland gegründet und ist weltweit in 30 Ländern, hauptsächlich im Erziehungsbereich tätig. Sr. Judit unterrichtete für zwanzig Jahre Religion und betreute ganztätig Volks-- und Hauptschülerinnen bei den Schulschwestern.

Mit der Entwicklung gewachsen

Geprägt von persönlichen Erfahrungen änderte sich mit den Jahren der Blickwinkel des ursprünglichen Gedankens: „Mit meinem sozialem Engagement werde ich die Welt verbessern.“ Höhen und Tiefen gehören in jedes Leben, auch in das geschützte Leben einer Ordensfrau. „Ich bin ein Teil wie alle anderen Menschen. Ich erfahre Scheitern, ich ringe mit Dingen. Und trotzdem ist einer da, der mich liebt und führt.“ Dieses Wissen und der tiefe Glauben sind für Schwester Judit Deutungshilfe, mit den unterschiedlichen Erfahrungen des Lebens, auch mit den Schweren umzugehen.

Nach einem richtungsändernden Gespräch mit der Ordensleitung verabschiedete sich Sr. Judit aus der Schule. Eine Zeit des Suchens begann. Die Ordensschwester entschied sich zu einem mutigen Schritt. Aus Solidarität zu anderen Frauen, legte sie ihr Ordenskleid ab und leistete von diesem Zeitpunkt an ihre Dienste in gewöhnlicher Kleidung. „Wir sind alle gleich würdig.“ So ihre schlichte Beschreibung für diese Veränderung.

Über all die Jahre erweiterte Sr. Judit ihr Wissen laufend fort. Ob am Abendgymnasium, berufsbegleitende theologische und pädagogische Studien oder später das Abschließen der Ausbildung zur Exerzitien- und Geistlichen Begleiterin. Menschen auf ihrer Suche nach dem Sinn zu begleiten, sie dorthin zu führen, wonach sie sich im Tiefsten sehnen, erfüllt die Ordensfrau mit großem Glück.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl oder auch durch der Zeitung spricht Gott

Von einer Freundin bekam Sr. Judit 1996 schließlich einen Zeitungsausschnitt mit dem Titel „Wohngemeinschaft in Zams für Menschen mit Behinderung.“ Dasselbe Haus hatte sie beim Durchblättern eines Magazins schon einmal gesehen und sich das Bild ausgeschnitten, um es aufzuheben. Sr. Judit wurde nach Zams geführt und sie bekam prompt die Leitung der Wohngemeinschaft. Mit ihren Mitarbeitern gab Sr. Judit fast siebzehn Jahre lang Menschen mit Behinderung ein behütetes Zuhause. Dazwischen leitete die Ordensschwester auch für fünf Jahre das „Haus Terra“ von der Caritas in Landeck, ebenso leistete sie im Dienste der Caritas Regionalarbeit und unterstützte Menschen in den Pfarren. Selbst als Obfrau vom Verein „martiniLaden“ in Landeck gehört Sr Judit von Beginn an zum Inventar.
Im Einsatz zwischen dem „Kloster der Schulschwestern“ in Pfaffenhofen und ihren sozialen Tätigkeiten in Landeck führte sie ihr Weg weiter ins Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner. Dort begleitet sie Lehrgänge zum Thema „Sehnsucht Spiritualität.“ Später kam noch der Schwerpunkt Burnout Prävention dazu.

Der Kreis schließt sich

„Eine tiefe Dankbarkeit ist gewachsen.“
Die täglichen Zeiten der Stille und Ruhe gehören zum fixen Ritual und sind die Kraftquellen von Sr. Judit Nötstaller. Voller Energie und Lebensfreude lächelt sie und reflektiert: „Wenn ich zurückblicke, ist hinter all den Dingen, auch denen, die scheinbar nicht gelingen, EINER, der mich wirklich liebt.“

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