"Ente , Tod und Tulpe" berührendes Theaterstück über den Einklang von Leben und Tod

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IMST(alra). „Ente, Tod und Tulpe“, lautet der Titel von Wolf Erlbruchs Buch, das
dem gleichnamigen Theaterstück als Vorlage diente. Äußerst sanft und behutsam nähert sich das Stück dem Ereignis Tod, bzw. der Allgegenwärtigkeit des Todes im Leben, an.
Die Tiroler Hospizgemeinschaft brachte die, mit dem Berliner Theaterpreis
Ikarus 2009 gekrönte Inszenierung, eine Produktion der Berlinerin
Martina Couturier, in die Halle der MMS Imst. Anneliese Schneider, Regionalbeauftragte der Tiroler Hospizgemeinschaft im Oberland, freute sich über die Möglichkeit Kunst zu präsentieren, die tief in der Seele berührt und wie an diesem Abend, sich auch gezielt um die Erreichbarkeit von Kindern innerhalb der Thematik bemüht.
Die Geschichte, die sich an Menschen ab dem 5.Lebensjahr richtet, erzählt vom Alltag einer Ente, die Lebensfreude verkörpert und vor Energie sprühend eine unbeschwerte Zeit am Teich verbringt. Bis eines Tages der Tod in ihr Leben tritt. Anfänglich befremdet, bedroht, spürt die Ente bald eine gewisse Selbstverständlichkeit in seiner Anwesenheit und bezieht ihn mit ein, in ihr Leben. Der Tod erfährt durch die Ente eine Ahnung von Leben, von Berührung, Wärme und Nähe. Und die Ente verliert jede Art von Furcht und Distanz und lässt diesen Einklang von Leben und Tod, dieses Wachsen einer Freundschaft zwischen den Beiden zu.
Martina Couturier als Tod, beherrscht eine geheimnisvolle Magie des Ausdrucks. Zu Beginn des Stückes, nachdem sie den Tod als Puppe ablöst, zeigt sie sich als stummer Begleiter und drückt eben in dieser achtsamen, lautlosen Anwesenheit soviel Symbolkraft aus. Verschlossen, dann mehr und mehr neugierig und freundlich haucht sie dem Tod menschliche Züge und erstaunlicherweise "Leben" ein. Heiki Ikkola als Puppenspieler, der jedoch mehr als nur die Puppe zum Leben erweckt, verkörpert zugleich in seiner Gesamtpräsenz die Ente, indem er ihre Regungen in sein Gesicht und seine Bewegungen überträgt und auch noch eine eigenständige, von der Ente losgelöste Betrachtung spielt. Diese Verschmelzung von Schau- und Puppenspiel, legt alle Handlungsabläufe auf der Bühne dar, der Zuschauer
sieht die Entstehung von Emotion und Spiel, was der ernsten Thematik
eine gewisse Leichtigkeit verleiht.
Die Ästhetik der Bühne, könnte kaum reduzierter sein, schwarzer Hintergrund mit roten elastischen Fäden, eine Schüssel Wasser die einem plätschernden Teich in nichts nachsteht, wenn die Ente samt verlängertem Arm die Wirkung verstärken. Blaues Licht, das die Unterwasserwelt suggeriert und eine Papierbahn, die als Projektionsfläche für Urlaubsbilder der Ente dient,
auf denen sie den Tod als ständigen Begleiter ihres Lebens wiederentdeckt.
In dieser Reduktion findet sich Platz für die Gedanken der Zuschauer,
was sich in der enormen Aufmerksamkeit des Publikums auch widerspiegelte.
Die französische Pianistin und Komponistin Marie-Elsa Drelon, ist aktiver Teil der Handlung und erzählt die Geschichte melodisch mit, sie akzentuiert manchmal nur mit einzelnen Tönen, Geräuschen, dann wieder mit einem Lied und gibt der Geschichte eine feinsinnige Heiterkeit.
Am Ende des Stückes steht der Moment an dem die Ente das Leben verlässt,
sich in die Arme des Todes begibt, sanfter und behutsamer kaum darstellbar, voller Zärtlichkeit und Liebe streift der Tod die Ente vom Arm des Puppenspielers und nimmt sie in die Geborgenheit und die Stille der Ewigkeit auf. Das Publikum honorierte die einmalige Darstellung mit tief berührter Ruhe,
und verharrte darin ehrfürchtig vor dem abschließenden Applaus für „Ente, Tod und Tulpe“. Eine wunderbar berührend, inszenierte Darbietung von Schauspiel, Puppenspiel und Musik mit hohem künstlerischen Anspruch, vor
der unumgänglichen Thematik des Todes als Teil des Lebens.

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