“Generationenkirche” in Leins
Gemeinsam am Haus des Herren arbeiten

Viele Männer und Frauen in Leins beteiligen sich an der Renovierung der Kirche im Dorf. | Foto: Cincelli/Privat
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  • Viele Männer und Frauen in Leins beteiligen sich an der Renovierung der Kirche im Dorf.
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In Leins packt man gemeinsam mit an, wenn es um die Renovierung der Kirche geht. Dabei werden weder Kosten noch Mühen gescheut.

LEINS. Nicht schauen, sondern bauen – das ist für die Bevölkerung von Leins schon seit Generationen die Devise, wenn es um ihr Gotteshaus geht. Schon bei der Verlängerung der Kirche und dem Turmbau im Jahr 1954 waren es die Bewohner der kleinen Ortschaft im Pitztal, die persönlich anpackten.
In den 80er-Jahren lag es dann vor allem an deren Kindern, die Barockkirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Nun wird wieder angepackt – und erneut sind es die Leinerinnen und Leiner selbst, die die Arbeiten in ihre Hände genommen haben. „Die Sache steht im Vordergrund, es profiliert sich bei dem Projekt keiner selbst“, erzählt Pfarrkirchenrat Huter Christoph und steht häufig selbst mitten im Arbeitsgeschehen.

Lange geplant

Über einen langen Zeitraum wurde seitens der Verantwortlichen in der Gemeinde und Pfarre geplant, überlegt, verhandelt und Geld aufgetrieben. “Beim ersten Kostenvoranschlag war mir schon etwas mulmig”, erinnert sich Huter.
Die geschätzte halbe Million Euro ist ein großer Brocken für die Pfarrgemeinde, wie der Obmann des Pfarrkirchenrates, Benjamin Raich, bestätigt: „Das wäre ohne Förderungen und auch Spenden nicht zu stemmen.”
Von Anfang an sind die Menschen in Leins voll und ganz hinter der Renovierung gestanden. Alle Vereine haben schon zusammengeholfen, um Spenden zu lukrieren. „Dennoch – es bleibt viel zu tun und noch mehr zu sammeln”, lacht Huter zuversichtlich.

Gute Zusammenarbeit

„Ohne die gute Zusammenarbeit mit den Behörden und der Abteilung Kirchliches Bauen der Diözese Innsbruck wäre das Projekt so nicht möglich geworden”, betont Raich, der in seiner Funktion häufig mit den Zuständigen beispielsweise beim Bundesdenkmalamt, der Landesgedächtnisstiftung, der Diözese oder der Gemeinde im Gespräch ist. „Wir haben gesagt, wir trauen uns darüber – wir vertrauen uns dem an”, ergänzt Huter, und weiter: „Das ist auch ein Signal an die nächste Generation, dass sie sich einmal sagen, unseren Vorfahren war das auch nicht egal!”
Im vergangenen November konnten die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer beginnen, die pfarrlich genutzte Kaplaneikirche zum Start „auszuräumen“. „Da sind oft auch Leute dabei, die am Sonntag nicht in den Gottesdienst kommen. Aber an unserer Kirche arbeiten sie mit“, betont Raich den Zusammenhalt in der Gemeinde.
Bänke, Kanzel, Volksaltar und alles weitere bewegliche Inventar wurden ausgebaut, der bestehende Holzboden entfernt, der Marienaltar von Hans Kapferer aus dem Jahr 1862 gut eingepackt.
In motivierter Arbeit zerteilten sie das Betonpflaster in kleine Stücke und transportierten es ab. Auch der schadhafte Verputz muss entfernt werden – die Kirche soll bis zum Dezember 2024 in neuem Glanz erstrahlen. Gekrönt soll das dann das Projekt von einem neu gestaltenten Altarraum werden, der eine neue und großzügigere Mitte schaffen soll. Rund um Weihnachten sollen hier wieder die ersten Gottesdienste gefeiert werden.

Eigenes Können gefragt

Die Arbeiten gehen zumeist an den Wochenenden über die Bühne, alles in der Freizeit. Über eine eigene WhatsApp-Gruppe sprechen sich die etwa 30 Freiwilligen ab, welche Arbeiten gerade anliegen, wie sie sich einbringen können und wer wann mithilft. „Ungefähr die Hälfte hat dann auch immer Zeit“, beschreibt Huter.
Alles geschieht in Absprache mit Experten und dem Architekten. Die Leinerinnen und Leiner selbst bringen ihr eigenes Können und ihre eigene Ausrüstung mit ins Projekt ein. Huter unterrichtet beispielsweise an der HTL Bau und Design in Innsbruck. Damit ist das künstlerische Wiederherstellen des Bogens zum Presbyterium aus den 1950er-Jahren von Elmar Kopp für den Pfarrkirchenrat auch fachlich ein äußerst spannendes Projekt. „In den 1980er-Jahren war das den Leuten wohl zu modern“, schmunzelt er.
Das Holz, für den Boden wurde kurz vor Weihnachten im Wald von Leins gefällt, im März konnte die Rollierung – der grobe Kies unter der Bodenplatte – vorbereitet werden. Da in Leins über eine weitere Gruppe auch diejenigen über die Fortschritte informiert werden, die nicht so aktiv an den Bauarbeiten beteiligt sind, ist es in der Bevölkerung bekannt, dass nun, kurz vor dem Osterfest, soll der neue Betonboden gegossen werden soll. Nach Ostern gehen dann die Restauratoren ans Werk.
Immer wieder bringen Nachbarn den Freiwilligen eine Jause oder einen Tee. Das motiviert zusätzlich, wie Huter versichert: „Wir wissen nicht, wie es in 50 Jahren sein wird. Aber jetzt und hier können wir sagen, dass wir unseren Beitrag geleistet haben.”
Leins

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