Bezirk Imst im Fokus
Licht und Schatten im Lebensmittelgewerbe

Brechen eine Lanze für die Regionalität: Georg Schuler, Gerd Jonak, Thomas Peintner und WK-Geschäftsführer Simon Franzoi (v.l.) | Foto: Perktold
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  • Brechen eine Lanze für die Regionalität: Georg Schuler, Gerd Jonak, Thomas Peintner und WK-Geschäftsführer Simon Franzoi (v.l.)
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Der Tourismus im Bezirk Imst stabilisiert das Lebensmittelgewerbe in herausfordernden Zeiten. Gestiegene Rohstoffpreise und der eklatante Mitarbeitermangel stellen die MetzgerInnen, BäckerInnen, KonditorInnen auch im Bezirk Imst vor große Herausforderungen.

BEZIRK IMST. Optimistisch stimmt das Lebensmittelgewerbe die positive Entwicklung des Tourismus. Aktuell verzeichnen die vier Berufsgruppen im Bezirk 48 Mitglieder, landesweit sind es ca. 580.
Mit Stichtag 31.5.2023 werden 11 Lehrlinge in Imst und Umgebung ausgebildet. Mit der Online-Plattform www.tirol-schmeckt.at macht die Wirtschaftskammer-Landesinnung in Zukunft vermehrt auf die vielfältigen Leistungen aufmerksam.
Mit dabei sind bereits einige Oberländer Betriebe. Zudem hat die Wirtschaftskammer Tirol eine Befragung der Mitglieder im Lebensmittelgewerbe durchgeführt. Eine aussagekräftige Wertschöpfungsstudie wird im heurigen Sommer präsentiert.

Gute Aussichten

In Coronazeiten ist das Bewusstsein für handwerklich produzierte Lebensmittel in Tirol gestiegen. Allerdings verzeichneten die Lebensmittelgewerbe im Bezirk Imst aufgrund des fehlenden Tourismus starke Umsatzeinbußen.
Dies gehört der Vergangenheit an. Der Tourismus im Tiroler Oberland läuft wieder auf Hochtouren. Zur Freude von WK-Innungsmeister Georg Schuler: „Gerade im Bezirk Imst stimmt uns die touristische Entwicklung positiv. Wir haben zwar das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht, sind aber optimistisch für die Zukunft. Die Buchungslage für den heurigen Sommer schaut auch gut aus.“

48 Mitgliedsbetriebe im Bezirk

Aktuell verzeichnet das Lebensmittelgewerbe 48 Mitgliedsbetriebe (ohne Filialen) im Bezirk Imst. Davon jeweils zwölf Bäckereien und Metzgereien, neun Konditoreien und 15 Betriebe des Nahrungs- und Genussmittelbereichs.
„Diese Zahlen sind stabil. Wir brauchen starke regionale Lebensmittelgewerbe und auch Menschen, die sich für diese Berufe begeistern und uns eine Vielfalt auf den Teller bringen. Die traditionellen Handwerke haben einen enormen Einfluss auf die Wertschöpfung direkt vor Ort.
Besonders die Gastronomie und der Tourismus brauchen diesen Berufsstand, um regionale Produkte in der richtigen Qualität dem Gast in Tirol anbieten zu können,“ erklärt Georg Schuler.

Tiroler Qualität muss leistbar bleiben

Kopfschmerzen bereitet dem Tiroler Innungsmeister hingegen die Preisentwicklung bei den Rohstoffen. Speziell das Schweinefleisch liegt mit 2,47 Euro pro Kilo auf einem Rekordhoch. „Das ist ein Preisanstieg von mehr als 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, erklärt der Metzgermeister Schuler.
Den Grund hierfür sieht er unter anderem in der gesunkenen Schlachtzahl in Deutschland. Neben den gestiegenen Rohstoffpreisen wirken sich auch die hohen Energie- und Lohnkosten auf die Lebensmittelgewerbe aus.
„Wir können und werden diese Kostensteigerungen nicht 1:1 an unsere KundInnen weitergeben. Gute Tiroler Produktqualität sollte weiterhin leistbar bleiben. Damit wir dies garantieren können, benötigen wir allerdings dringend eine Senkung der Energiepreise“, appelliert Schuler an die Tiroler Landespolitik.

Bezirk Imst braucht Lehrlinge

In den letzten Jahren hat sich die Situation am Lehrstellenmarkt in ganz Österreich deutlich zugespitzt. In allen Branchen ist es schwierig, neue Auszubildende zu finden. Laut Tiroler Lehrlingsstatistik befinden sich aktuell rund 200 junge Menschen in einer Ausbildung im heimischen Lebensmittelhandwerk.
Im Bezirk Imst sind es elf: drei bei den Bäckereien und jeweils vier bei den Metzgereien und Konditoreien.
„Da haben wir Luft nach oben. Wir müssen künftig verstärkt die Vorteile, speziell des Bäckerberufes, für die junge Generation aufzeigen. Auch Quereinsteiger können Bäcker:innen werden“, erklärt WK-Innungsmeister-Stellvertreter Gerd Jonak von der Bäckerei Plattner Brot in Imst.

Konditoreien setzen auf Entwicklung

Auch die Konditoreien des Landes sind auf Nachwuchssuche. Die neun Konditoreien des Bezirkes bilden aktuell lediglich vier junge Menschen aus. Weiterentwicklungen bei der Produktionstechnik sowie der Angebotsvielfalt sollten künftig mehr Auszubildende anlocken. „Mithilfe von modernsten Maschinen wird der Arbeitsalltag der KonditorInnen laufend optimiert. So ist rationaleres Arbeiten möglich. Der Fokus liegt immer noch zu 100% auf dem Handwerk. Die Maschinen dienen der Qualitätsverbesserung und der schnelleren Produktion“, informiert der Tiroler Konditoren-Sprecher Thomas Peintner.

Wertschöpfung für Gesellschaft

Aufgrund der besonderen Herausforderungen hat die Wirtschaftskammer Tirol eine Studie zur „Volks- und regionalwirtschaftlichen Bedeutung der Tiroler Lebensmittelgewerbe“ in Auftrag gegeben. „Die erste Umfrage ist abgeschlossen, weitere statistische Analysen laufen gerade. Wir möchten uns ein genaues Bild über die aktuelle Lage unserer Mitglieder machen“, erklärt WK-Geschäftsführer Simon Franzoi.
Daraus sollte am Ende eine aussagekräftige Wertschöpfungsstudie resultieren. Die Ergebnisse der Studie werden im heurigen Sommer präsentiert.

(Online)-Wege: tirol-schmeckt.at

Seit 2021 präsentieren die Bäcker:innen, Metzger:innen, Konditor:innen und Nahrungs- und Genussmittelbetriebe auf www.tirol-schmeckt.at die Vorteile und den Mehrwert ihrer Branchen.
Die Online-Plattform begeistert bereits tausende Interessierte in und außerhalb Tirols. Mit spannenden Geschichten rund um das Wirken der vier Berufsgruppen bekommen die User:innen exklusive Einblicke in die Backstube, Metzgerei oder Produktionsstätte – Mitgliederportraits inklusive.
„Wir gehen neue Wege, um die Besonderheiten unserer Mitglieder hervorzuheben. Dies wird nicht nur Kund:innen, sondern auch künftige Mitarbeiter:innen locken“, erklärt Simon Franzoi. Die Webseite verzeichnete bis dato mehr als 50.000 Besucher:innen, auf Facebook erreichten die Tiroler Stories bereits ca. 580.000 Menschen.
Einige Betriebe aus dem Bezirk Imst sind mit ihren spannenden Geschichten ebenfalls online vertreten. So berichten die Bäcker Gerhard und Marco Gstrein aus Längenfeld über ihre Betriebsphilosophie, die Dorfmetzgerei Kuprian erzählt über die Verarbeitung von Rindern, Schafen und Lämmern von Ötztaler Bauern und aus eigener Landwirtschaft und der Imster Konditormeister Erwin Regensburger schwärmt in seiner Story von der abwechslungsreichen und aufregenden Arbeit als Konditor. Weitere Infos: www.tirol-schmeckt.at
Die Innungsmeister

Zwei frisch gebackene Bäckermeister im Bezirk Imst

Zahlen und Fakten:

BäckerInnen
12 aktive Mitglieder im Bezirk Imst (ohne Filialen)
125 aktive Mitglieder in Tirol (ohne Filialen) – Stand: 31.12.2022
Lt. Tiroler Lehrlingsstatistik 2022: 42 Lehrlinge (tirolweit)
3 Lehrlinge (Bezirk Imst – Stand 31.05.2023)

KonditorInnen
9 aktive Mitglieder im Bezirk Imst (ohne Filialen)
117 aktive Mitglieder in Tirol (ohne Filialen) – Stand 31.12.2022
Lt. Tiroler Lehrlingsstatistik 2022: 84 Lehrlinge (tirolweit)
4 Lehrlinge (Bezirk Imst – Stand 31.05.2023)

MetzgerInnen
12 aktive Mitglieder im Bezirk Imst (ohne Filialen)
113 aktive Mitglieder in Tirol (ohne Filialen) – Stand: 31.12.2022
Lt. Tiroler Lehrlingsstatistik 2022: 46 Lehrlinge (tirolweit)
4 Lehrlinge (Bezirk Imst – Stand 31.05.2023)

Brechen eine Lanze für die Regionalität: Georg Schuler, Gerd Jonak, Thomas Peintner und WK-Geschäftsführer Simon Franzoi (v.l.) | Foto: Perktold
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